Keine Frage, mit dieser Wahl hat eine neue Epoche im Stadtrat begonnen. Die Zeiten, in denen sich große Blöcke von CDU und SPD gegenübersitzen und die „Kleinen“ nur dann ernst nehmen, wenn die zur Mehrheitsfindung notwendig sind, sind endgültig vorbei.
Die Tatsache, dass FBL und ULL – also zwei Bürgerbewegungen im klassischen Sinne – gemeinsam auf fast 30 Prozent kommen, zeigt, wohin der Trend auch kommunal geht: Die klassischen Parteiwähler werden weniger, die Anzahl derer, die „projektbezogen“ wählen, nimmt zu. Heißt: Diejenigen, die sich für eine Sache einsetzen, die mir persönlich wichtig ist, die unterstütze ich. Sacharbeit, an der sich der Rat orientieren sollte. Nicht die eigene Fraktion (oder Ideologie), sondern das Wohl der Bürger unserer Stadt sollte oberste Prämisse haben. Dass konkrete Sacharbeit von den Wählern durchaus honoriert wird, zeigt der Wahlerfolg der Unabhängigen Liste. Die ULL ist laut, unbequem, schießt mitunter deutlich übers Ziel hinaus und kann auch ganz schön nerven – doch sie redet nicht um den heißen Brei herum, sondern zeigt klare Kante, ob diese einem gefällt oder nicht. Die ehemals „Großen“ sollten sich von dieser Kompromisslosigkeit ein Stück abschneiden. Der Lahnsteiner Bürger will das Gefühl haben, dass er mit seinen Sorgen und Nöten ernst genommen wird – vollkommen egal, was die Bundes- oder Landespartei zu diesem und jenem Thema sagt. Kommen wir noch zur FBL, für die die Rückkehr von Paul Arzheimer in die Kommunalpolitik ein Segen war: Arzheimers engagierter (und lauter!) Wahlkampf hat die FBL davor bewahrt, nach 2014 erneut zu schrumpfen.
Lahnsteins Grüne profitierten vom guten Bundestrend, wenn auch nicht in dem Maße, wie zum Beispiel die Koblenzer Grünen, die knapp hinter der Union zweitstärkste Ratsfraktion wurden. Die nun fünfköpfige Lahnsteiner Grüne-Fraktion muss erst noch unter Beweis stellen, dass sie auch selbst Kommunalpolitik gestalten kann – und dazu gehört mehr als sich bei so gut wie jeder Abstimmung zu enthalten ...