Bad Ems/Rhein-Lahn

Paracelsus-Schließung: Klinikbetreiber in der Region kritisieren den Bund

Steht vor der Schließung: die Paracelsus Klinik.  Foto: Michaela Cetto
Steht vor der Schließung: die Paracelsus Klinik. Foto: Michaela Cetto

Die angekündigte Schließung der Paracelsus Klinik in Bad Ems Ende März wird auch bei den Klinikbetreibern im Umfeld mit Sorge betrachtet.

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Guido Werner, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft St. Vincenz, die auch das Krankenhaus in Diez betreibt, hatte wiederholt auf Finanzierungsprobleme der Kliniken aufmerksam gemacht.

„Wir bedauern sehr, dass die Streitdiskussionen um die Finanzierung von Krankenhäusern häufig so langwierig verlaufen, dass es in der Folge neben der Schließung in Bad Ems auch andernorts zwangsläufig zu Klinikschließungen kommt. Die Bundespolitik hat, vor allem im vergangenen Jahr, finanzielle Nöte insbesondere kleinerer Kliniken ignoriert und so einen ,kalten Strukturwandel' in der Krankenhauslandschaft nicht nur mitverantwortet, sondern aktiv vorangetrieben. Entsprechend bedauern wir Verluste wie den des Standortes Bad Ems sehr“, schreibt Wernert auf Anfrage dieser Zeitung.

Die Situation im Rhein-Lahn-Kreis sei jüngstes Beispiel eines grundsätzlichen Problems, das seit einigen Jahren vermehrt in Deutschland auftrete: Immer mehr Kliniken müssten schließen, gleichzeitig fänden auch Praxen häufig keine Nachfolger mehr.

Um dem entgegenzuwirken, müsse sich die Politik kreative Lösungen einfallen lassen: „Beispielsweise eine Verpflichtung für Medizinstudierende, nach dem Studium eine bestimmte Zeit lang in Kliniken und Praxen tätig zu sein, bevor sie anderweitige Berufsentscheidungen treffen ...“, schlägt Wernert vor.

Seine Forderung: „Um auch in Zukunft eine verlässliche wohnortnahe Daseinsvorsorge sicherstellen zu können, brauchen wir langfristige und nachhaltige strukturelle Kurskorrekturen in der Gesundheitspolitik – die Vorschläge zur Novellierung der Krankenhausfinanzierung gehen grundsätzlich in die richtige Richtung, sind aber deutlich zu kurz gedacht. Denn sie basieren darauf, dass lediglich aktuelle Mittel umverteilt werden sollen.“

Ähnlich äußert sich Jan-Stephan Schweda, Leiter Unternehmenskommunikation und Marketing des St.-Elisabeth-Krankenhauses in Lahnstein. „Insgesamt sehen wir noch keine entscheidende Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen. Das Problem des nicht kostendeckenden Vergütungssystems besteht fort“, sagte Schweda. Dass der Corona-Rettungsschirm nun ersatzlos entfallen sei und die Krankenhäuser nun nicht mehr mit Ausgleichszahlungen rechnen könnten, stelle für viele Einrichtungen ein Problem dar. red