Lahnstein. Sie ist nur ein Schatten ihrer selbst, erbärmlich gekleidet in schmutzige Gewänder, barfuß mit rußgeschwärztem Gesicht und angekettet an die Pforte von Notre Dame – eigentlich die Johanniskirche in Lahnstein. Die Büßerin, die ihr klägliches Dasein zu Füßen der Kathedrale als selbst gewähltes Schicksal erträgt und erduldet, weil sie einmal Schuld auf sich geladen hat. Nur ganz kurz tritt sie in Erscheinung, als die diesjährigen Lahnsteiner Burgspiele beginnen. Sie scheint zunächst nur eine Statistin zu sein im Stück „Der Glöckner von Notre Dame“, das Friedhelm Hahn, Intendant der Städtischen Bühne Lahnstein, inszeniert hat. Als sie, die Büßerin, aber ihren großen Auftritt hat, begeistert sie das Publikum völlig. Anni Heiligendorff, eine junge – und sehr schöne – Lahnsteinerin, verbirgt sich unter dem lumpigen Gewand.
Aktualisiert am 22. Juli 2019 11:39 Uhr
Vielleicht braucht es eine Menge Mut, sich so völlig zu verändern, als Bettlerin, verschmutzt und hässlich auf eine Bühne und vor das Publikum zu treten. „Ganz und gar nicht!“, sagt Anni Heiligendorff. „Es macht mir im Gegenteil sehr viel Spaß, mich so zu verwandeln.