Bad Ems

Solidarisch auf dem Landesfest: Kirchen bauen Brücken mit Artistik, Musik und mehr

Für Pop, Rock und Party, die keine Grenzen kennen, sorgte die Band Blind Foundation.
Für Pop, Rock und Party, die keine Grenzen kennen, sorgte die Band Blind Foundation. Foto: EKHN/Bernd-Christoph Matern

„Solidarisch“. in diesem Themenfeld haben sich die evangelische und katholische Kirche sowie die Diakonie während des Rheinland-Pfalz-Tages mit Street-Art und Action in Bad Ems präsentiert. Zu einem Hingucker entwickelten sich nicht nur die mehr als ein Dutzend Auftritte der Artistengruppe Flyguys, die dem Kirchenmotto „Brücken bauen“ ordentlich auf die Sprünge halfen.

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Aus einem Sozialprojekt in Bochum entstanden, sind die Straßenartisten heute weltweit mit ihren Shows unterwegs, die an den Modesport Pakour angelehnt sind. Mit einer speziell für den Kirchenauftritt entwickelten Choreografie mit waghalsigen Sprüngen schafften sie es, Brücken zwischen den Menschen zu schlagen und Besuchern ein Staunen ins Gesicht zu zaubern, heißt es in der Pressemitteilung des Dekanats Nassauer Land.

Kirchen bieten ein abwechslungsreiches Programm

Zum echten Hingucker entwickelte sich ein Straßenkunst-Projekt. Ein klaffender Abgrund aus Felsen mit Blick auf Lava und Wasserströme in 3-D-Optik ließ Passanten erschaudern. Der Street-Art-Künstler Edgar Müller hatte das Bild in einwöchiger Arbeit auf dem Boden in Bad Ems geschaffen.

Unter Anleitung der evangelischen Jugend im Dekanat Nassauer Land versuchten sich viele Menschen darin, eine Leonardo-Brücke über den Abgrund zu bauen, die aus losen Balken besteht. Kein leichtes Unterfangen und ähnlich schwierig, wie sich in diesen Zeiten Brücken zwischen den gesellschaftlichen Gruppierungen bauen lassen. Das Werk mutierte zum beliebten Fotomotiv beim Landesfest. Es regte den Limburger Bischof Georg Bätzing und den hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung an – nicht ohne Selbstironie –, gemeinsam in den Abgrund zu blicken und sich die Hand fürs Foto über die optische Schlucht hinweg zu reichen.

Eine der schönsten Formen des Brückenbauens ist, miteinander zu singen.

Fabian Vogt

Wie wichtig das Miteinander ist, demonstrierten an gleicher Stelle Landrat Jörg Denninghoff und Dekanin Kerstin Janott. Der Mensch sei als Beziehungswesen angelegt, sagte die Theologin. Das Kirchenprogramm war ein Gegenentwurf, sich in die eigenen vier Wände und Denk- und Meinungsmauern zu verziehen.

Brücken bauen: Das nehmen die evangelische und katholische Kirche wörtlich. Über den 3-D-Abgrund von Street-Art-Künstler Edgar Müller bauten sie eine Leonardo-Brücke. Kirchenpräsident Volker Jung und Bischof Georg Bätzing wagten sich – nicht ohne Selbstironie – darauf, um sich die Hände entgegenzustrecken.
Brücken bauen: Das nehmen die evangelische und katholische Kirche wörtlich. Über den 3-D-Abgrund von Street-Art-Künstler Edgar Müller bauten sie eine Leonardo-Brücke. Kirchenpräsident Volker Jung und Bischof Georg Bätzing wagten sich – nicht ohne Selbstironie – darauf, um sich die Hände entgegenzustrecken.
Foto: EKHN/Bernd-Christoph Matern

Besucher des Kirchenauftritts erwartete ein abwechslungsreiches Programm aus Comedy, Gospel, Pop und Rock auf der Kirchenbühne in der Viktoriaallee. „Eine der schönsten Formen des Brückenbauens ist, miteinander zu singen“, begrüßte Fabian Vogt mit Band zum Auftakt mit bekannten Songs. Vor allem Kinder zog der zauberhafte Schmittini in seinen Bann und brachte sie zum Kreischen. Erfrischend das Comedy- und Musikduo Superzwei, das mit hessischer Lebensart den Rheinland-Pfalz-Tag infizierte: „Ich bin Hesse und muss was esse.“

Unterschiedlichste musikalische Geschmäcker wurden gestillt. Ein Glanzpunkt: die Band Blind Foundation mit sehbehinderten Menschen, die es mit ihren Gigs mit Pop und Rock ordentlich krachen ließ. Gefühlvolle Balladen servierte Singer-Songwriter Thilo Distelkamp aus Neuwied. In doppeltem Sinn in Bewegung brachten die Blue Land Gospel Voices mit Mitgliedern aus der ganzen Region das Publikum. Chorleiter Hans-Jörg Fiehl war ein echter Begeisterer und Brückenbauer, der die Menge vor der Bühne sogar zum kräftig mehrstimmigen Mitsingen motivierte.

Brückenbauen zieht sich wie ein roter Faden durchs Wochenende

In der illuminierten katholischen Martinskirche nebenan ließ sich an den drei Tagen nicht nur etwas Abkühlung und Ruhe von Hitze und Trubel tanken. Dort bescherte tolle Kirchenmusik gesegnete Momente wie etwa beim gemeinsamen Auftritt des Limburger Domchors und des St.-Martin-Chores Bad Ems. Viel Applaus heimsten auf der kommunalen Bühne die Kinderchöre der Pfarrei St. Martin und St. Damian mit ihrem Musical „Der große Turm“ ein. Fröhliches Gewusel herrschte rund um die Angebote des Spielmobils des Bistums neben der Martinskirche. Der verteilte Blumensamen soll noch lange an die Kraftquellen des Lebens und das froh machende Landesfest erinnern.

Mit Gute-Laune-Hits stimmten die Crossover-Band und die christlichen Rockmusiker von Unbagged am Sonntag auf der EKHN-Bühne auf den großen Festzug ein. Am Nachmittag befragte Dekanin Janott evangelische wie katholische Mitwirkende nach ihren Erfahrungen zum kirchlichen Motto während des Landesfestes. „Begeistern kann der Anfang vom Brückenbauen sein“, sprach Gemeindepädagoge Werner Schreiner vielen Anwesenden aus der Seele, bevor die Besucher mit einem Segen nach Hause verabschiedet wurden.