Mittelrhein. Seit Mitte April gibt es eine Verkehrserhebung zur Mittelrheinbrücke. Den konkreten Ablauf erläutert der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz.
Wann hat die Verkehrserhebung begonnen?
Die Verkehrserhebungen haben bereits Anfang April 2019 begonnen, zunächst mit der rein zahlenmäßigen Erfassung des Verkehrs an rund 30 Knotenpunkten und Querschnitten auf beiden Seiten des Rheins. Hierzu werden mittlerweile Videosysteme eingesetzt. Die ersten Verkehrsbefragungen fanden am 10. April auf zwei Verbindungsstrecken zwischen der B 9 und dem Hunsrück/A 61 statt. Der Hauptanteil der Verkehrsbefragungen an insgesamt zwölf Verkehrsbefragungen im Straßennetz wird jetzt im Mai durchgeführt, ebenso die Befragungen an den Fähren Boppard, Sankt Goar und Kaub. Spätestens vor Beginn der Sommerferien werden auch die Fähren Lorch-Niederheimbach und Bingen-Rüdesheim erhoben worden sein.
Welcher Raum, welche Verkehrswege und welche Verkehrsmittel werden betrachtet?
Der eigentliche Planungsraum erstreckt sich auf den Bereich um die bereits in früheren Machbarkeitsstudien untersuchten Querungsvarianten zwischen Wellmich und Oberwesel. Hier sind die Verkehrsströme detaillierter zu erfassen. Unser Untersuchungsgebiet, das später im Verkehrsmodell abzubilden ist, reicht von Koblenz im Norden bis in den Raum Bingen– Mainz im Süden und erstreckt sich in Ost-West-Richtung etwa von Kastellaun–Simmern bis zur A 3 bei Idstein–Bad Camberg. Gezählt und befragt wird bei den derzeit laufenden Erhebungen zunächst der Individualverkehr, das heißt Kraftfahrzeuge aller Art und Größe sowie, insbesondere an den Fähren, auch Fußgänger und Radfahrer. Später werden in der Verkehrsuntersuchung auch die Angebote des öffentlichen Verkehrs einbezogen.
Was wird an Daten erhoben?
Gezählt werden an den Knotenpunkten und Querschnitten alle Fahrzeuge, unterschieden nach ihren Fahrtrichtungen – wie Geradeausfahrer, Abbieger, Einbieger – und nach den von der BASt (Bundesanstalt für Straßenwesen) vorgegebenen Fahrzeugarten. Alle Fahrzeuge werden von 6 bis 20 Uhr in Halbstunden-Intervallen erfasst, sodass sich später auch die Verkehrsstärken in ihrem zeitlichen Bezug im Tagesverlauf analysieren lassen. Bei den Befragungen wird nach der Quelle (Wo sind Sie zuletzt gestartet?) und dem Ziel (Wo werden Sie als nächstes halten?) der gerade durchgeführten Fahrt (bei Fußgängern des gerade durchgeführten Weges) gefragt. Dazu wird nach den Aktivitäten an den jeweiligen Orten gefragt, um den Fahrtzweck (auch Motiv oder Reisezweck) – ebenfalls im tageszeitlichen Zusammenhang ermitteln zu können – das ist wichtig für die spätere Modellierung. Solche Aktivitäten beziehungsweise Aktivitätsorte sind unter anderem die eigene Wohnung, der Arbeitsplatz, Dienstort, Einsatzort, die Schule oder anderweitige Ausbildungseinrichtung, Einkaufsmärkte, Arztpraxen, Rechtsanwälte, Freizeiteinrichtungen wie Kino, Theater, Schwimmbad, Sportplatz oder ähnliches. Es werden jedoch keine personen- oder fahrzeugbezogenen Daten erhoben.
Wer unternimmt die Erhebung?
Der Auftrag wurde im Wettbewerb an die PTV Transport Consult GmbH Karlsruhe vergeben. Sie hat in der Vergangenheit bereits an verschiedenen regionalen und nationalen Verkehrsmodellierungsprojekten mitgewirkt. Zu einem ihrer Tätigkeitsschwerpunkte zählte die technische Projektleitung und Weiterentwicklung des deutschlandweiten Verkehrsmodells Validate. Des Weiteren hat sie bei der Erstellung von mehreren landesweiten Verkehrsmodellen, unter anderem in Bayern und Hessen sowie an dem europäischen Verkehrsmodell TriMode mitgearbeitet. Darüber hinaus liegt ein weiterer Fokus auf dem Bereich des öffentlichen Verkehrs, wo sie an verschiedenen Projekten für die Deutsche Bahn, der ÖBB und BVG mitwirkte. Im Unterauftrag der PTV Transport Consult GmbH sind die Vertec Ingenieure Koblenz tätig, ein bereits seit vielen Jahren für den LBM tätiges Verkehrsplanungsbüro mit umfangreichen Erfahrungen in Verkehrserhebungen und einem hohen Maß an lokalem Bezug. Die beiden Büros haben bereits gemeinsam in 2017 die Aktualisierung des Verkehrsmodells Rheinland-Pfalz sowie dessen Umsetzung vorgenommen.
Bis wann laufen die Untersuchungen?
Der erste Erhebungsblock wird noch vor den Sommerferien abgeschlossen sein. Um die für eine Region, wie das Mittelrheintal mit traditionellem Weinanbau, typischen Verkehrsverhältnisse zu erfassen und mit berücksichtigen zu können, werden im Herbst in einem zweiten Erhebungsblock weitere Verkehrszählungen durchgeführt werden. Aufbauend auf den Verkehrserhebungen und weiteren Datengrundlagen wird eine umfassende Analyse des aktuellen Verkehrsgeschehens erstellt. Darauf aufbauend werden Prognoseberechnungen bis 2030/2035 durchgeführt, die dann auch in mehreren Planfällen die Auswirkungen der verschiedenen Querungsvarianten am Mittelrhein betrachten.
Wann soll die Auswertung der Daten abgeschlossen sein?
Der Verkehrsuntersuchung liegt ein anspruchsvoller Zeitplan zugrunde. Die Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung bilden wesentliche Grundlagen für weitere Fachuntersuchungen für die Vorbereitung des Raumordnungsverfahrens, die zu Beginn des Jahres 2020 begonnen werden. Daher müssen die ersten belastbaren Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung zu diesem Zeitpunkt vorliegen.
Die Fragen stellte Volker Boch