Neuwied

Zu viel Fläche und zu hohe Leerstandsquote: Experten stellen Ergebnisse für Neuwieder City vor

Viele Leerstände gibt es in der Neuwieder Mittelstraße. Wie ein Experte bei der Auftaktveranstaltung „Leerstandsmanagement“ mitteilte, habe die Deichstadt nicht die allerbesten Rahmenbedingungen für den Einzelhandel. Denn die Kaufkraft der Menschen sei zurückgegangen.  Foto: Jörg Niebergall
Viele Leerstände gibt es in der Neuwieder Mittelstraße. Wie ein Experte bei der Auftaktveranstaltung „Leerstandsmanagement“ mitteilte, habe die Deichstadt nicht die allerbesten Rahmenbedingungen für den Einzelhandel. Denn die Kaufkraft der Menschen sei zurückgegangen. Foto: Jörg Niebergall

In der Neuwieder Mittelstraße gibt es viele Leerstände – dem möchte die Stadtverwaltung etwas entgegensetzen, und die Innenstadt wieder attraktiver gestalten, weshalb sie auf die Hilfe von Experten zurückgreift.

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Die Botschaft war so einfach wie eindeutig: Die „gute alte Zeit“ kehrt nicht zurück. Einkaufsstraßen werden nicht mehr so aussehen, wie in den Zeiten, als es noch keinen Onlinehandel gab. „Wir müssen unsere Innenstadt neu denken“, stimmte Neuwieds Oberbürgermeister Jan Einig folglich mit den Experten vom Büro „Junker + Kruse“ überein. Diese präsentierten bei der Auftaktveranstaltung zum „Leerstandsmanagementkonzept“ auch gleich zahlreiche Ideen, wie es anders gehen könnte, teilt die Stadtverwaltung in einer Pressemeldung mit. „Wir werden daran arbeiten, dass wir einen langen Atem und eine Mannschaftsleistung brauchen“, versprach Einig.

Daher war der Oberbürgermeister froh, dass so viele Immobilienbesitzer und Gewerbetreibenden – darunter auch viele „neue Gesichter“ – der Einladung von Neuwieds Citymanagerin Michaela Ullrich gefolgt waren. „Ich bin sicher: Wir haben eine Chance, unsere Innenstadt attraktiver zu machen“, lautete am Ende Einigs positives Zwischenfazit.

Kaufkraft der Menschen in Neuwied zurückgegangen

Doch zurück zum Beginn der Veranstaltung. In seinem Vortrag machte Sven Nowoczien vom Stadtforschungs- und Planungsbüro „Junker + Kruse“ (Dortmund) deutlich, dass die Stadtkerne auch historisch die allermeiste Zeit nicht so ausgesehen haben wie in den 1990er-Jahren, sondern wesentlich durchmischter waren. Der Experte verhehlte auch nicht, dass Neuwied derzeit nicht die allerbesten Rahmenbedingungen für den Einzelhandel hat. Denn die Kaufkraft der Menschen in der Deichstadt liegt statistisch doch relativ deutlich unter dem bundesdeutschen Schnitt. Ein Grund, warum die Verantwortlichen in der Stadt sich seit einiger Zeit aufgemacht haben, Bemühungen zur Schaffung von attraktivem Wohnraum – Stichwort Jachthafen, Stichwort Asas-Gelände – nach Kräften zu unterstützen.

Aber auch die Leerstandsquote in der Innenstadt sei eindeutig zu hoch, weshalb Sven Nowoczien feststellte, dass die Neuwieder „(Einzelhandels-)Innenstadt“ in ihrer aktuellen Form schlicht zu groß ist. In Teilen sei ein Funktionswandel unumgänglich. Er präsentierte dazu positive Beispiele aus anderen deutschen Städten, die „Orte der Begegnung“ geschaffen sowie Kunst-, Kultur- und Bildungsangebote in die Innenstadt geholt haben und in denen Ladenlokale zu Büro- oder Wohngebäuden umgestaltet worden sind.

Arbeitsgruppe soll gebildet werden, um Perspektiven zu erarbeiten

In diesem Zusammenhang habe er auch die bereits laufenden Umbaumaßnahmen der Stadt gelobt. „Es passiert derzeit viel in Neuwied“, stellte er fest. Doch reichen werde das nicht, zumal auch Bürochef Stefan Kruse betonte, dass die Stadt zwar Rahmenbedingungen schaffen und Vermittler sein kann, am Ende aber die Immobilienbesitzer und Gewerbetreibenden gefragt seien und an einem Strang ziehen müssten. Mit ihnen sollen daher unter Begleitung des Fachbüros im nächsten Schritt kleine Arbeitsgruppen gebildet werden, die konkrete Zukunftsperspektiven für die verschiedenen Straßen erarbeiten.

Immobiliensteckbriefe und neue Spezialsoftware geplant

Arbeitsgruppen sollen für Neuwied konkrete Zukunftsperspektiven erarbeiten. Zwei weitere Projekte von Stadt und Planungsbüro sollen diese Bemühungen flankieren.

Immobiliensteckbriefe: Für die verschiedenen Objekte in der Innenstadt werden Immobiliensteckbriefe erstellt, die alle relevanten Daten und Fakten sowie ein Foto mit der Außenansicht enthalten. Sie werden ergänzt um Angaben zu den möglichen Ursachen des Leerstands sowie zur Dringlichkeit der Etablierung einer neuen Nutzung. Die Steckbriefe sollen als „wachsende Dateien“ aufgebaut werden, also im Laufe des Prozesses und auch nach Abschluss der Konzeptentwicklung laufend vervollständigt werden.

Die Immobiliensteckbriefe sollen grundlegende und möglichst detaillierte Hinweise zum Leerstandspotenzial liefern und damit die zentrale Grundlage für alle weiteren Überlegungen und Aktivitäten sein. Sie sollen im weiteren Verlauf – mit Einwilligung der Eigentümer – auch für die Etablierung eines Onlineangebotes zum aktiven Leerstandsmanagement und als digitale Schnittstelle zwischen Angebot und Nachfrage genutzt werden.

Anschaffung der vom Land geförderten Spezialsoftware „LeAn“ (Leerstands- und Ansiedlungsmanagement): Die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Software ist eine Webanwendung für digitales Leerstands- und vorausschauendes Ansiedlungsmanagement. Sie erleichtert die Bestandsflächenverwaltung, liefert einen aktuellen Überblick über Immobilienbesatz und drohende Leerstände, enthält ein Dashboard mit umfangreichen Daten zu Umfeld und Nutzbarkeit der Immobilie und erfasst Ansiedlungsgesuche für eine stadtindividuelle Ansiedlungssteuerung. red