Die Jugendherberge ist ausgebucht, aber die Gäste gingen entspannt mit dem Zustand um, dass die Treppe von der Terrasse abgesperrt ist, weil sie derzeit direkt in die braune Brühe des Rheins herunterführt. Eine Höherlegung der unter Wasser stehenden Rheinstraße ist seit Jahren im Gespräch, allerdings ist ihr Nutzen höchst umstritten.
Ein Stück weiter in Richtung Norden waren Mitglieder des Fördervereins Rheinbrohler Rheinanlagen schnell geworden. Sie wollten ihren Toilettenwagen und ein Dekoschiff vor den Fluten in Sicherheit bringen. Ja, Hochwasser sind sie gewöhnt, sagte der Vorsitzende Harry Neumann. „Aber nicht in dieser Jahreszeit – im Frühjahr zur Schneeschmelze oder im Herbst.“ Aber grundsätzlich war Neumann der Meinung, die sicher viele Rheinanlieger teilen: „Wir haben mal wieder Glück gehabt auf unserer Rheinseite.“
Das Glück nicht von einem Starkregenereignis wie im Kreis Ahrweiler betroffen zu sein, führte auch dazu, dass in Bad Hönningen an diesem Wochenende der erste Flohmarkt stattfinden kann. Die Händler bauten am Freitag fleißig ihre Stände auf und rückten Waren auf den Tischen zurecht, während auf dem überschwemmten Großparkplatz die Wellen auf den Fußweg platschten. Im Gepäck hatte das Wasser Baumstämme, Müll und anderen Unrat – das, was den Bauhofmitarbeitern entlang des Rheins beim Aufräumen hinterher viel Arbeit macht.
Linz war am Freitag nur noch über den Umweg über die Höhe zu erreichen, auf der B 42 stand das Wasser. Aber trotz der zahlreichen Hinweisschilder und Absperrungen waren viele Autofahrer der Meinung, sie könnten in Linz über die überflutete B 42 fahren. „Diese Menschen wird es immer geben“, seufzt Wehrleiter Nelles. „Aber das Herausziehen von Fahrzeugen aus voll gelaufenen Unterführungen ist kostenpflichtig“, weist er auf mögliche Konsequenzen unbedachten Handels hin. Dort, wo sonst die Autos auf die Fähre warten, wagte sich allerdings niemand mehr hin. Die Fähre lag fest am anderen Ufer, die „Sankta Maria“ zwischen Rheinbrohl und Bad Breisig war deshalb stark frequentiert.
Der Linzer Pegel am Brauhaus stand noch deutlich unter der Marke von acht Metern, während der Strünzer Keller darunter voll Wasser stand. „Wir rechnen mit dem Höchstpegel in der Nacht auf Samstag“, sagt Nelles.