Kreis Altenkirchen

Auf dem Weg zur Kirchenkreisfusion im Westerwald: Synode beschließt in Hilgenroth Aufnahme von Gesprächen

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Die Synode stimmte auch über die offizielle Aufnahme von Fusionsgesprächen mit dem Nachbarkirchenkreis Wied ab. Foto: Aljoschka Dippold

„Es geht um die Zukunft – und darum, dass wir sie uns offen halten“, sagte Superintendentin Pfarrerin Andrea Aufderheide auf der Kreissynode, die am vergangenen Samstag in Eichelhardt tagte. Zentrales Thema der Synode war dabei der Beschluss über die offizielle Aufnahme von Fusionsgesprächen mit dem Nachbarkirchenkreis Wied.

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Die Synode wurde mit einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Hilgenroth eröffnet, den Superintendentin Aufderheide, Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe und Pfarrerin Sabine Keim mit den Synodalen und den Gästen feierten. Sabine Keim stellte dabei in ihrer Synodalpredigt mit dem Apostel Paulus die Frage, was Stärke und Schwäche bedeuten: Für den Apostel, für Jesus und letztlich für jeden Menschen selbst.

Dabei verwob sie autobiografische Elemente und führte die Zuhörenden mit selbstreflexiven Momenten letztlich bis in das Hier und Jetzt, wo sich die Synodalen zu fragen haben: Wo hat die Kraft Christi Raum im Kirchenkreis Altenkirchen? Musikalisch wurde der Gottesdienst von Kreiskantorin Hyejoung Choi gestaltet, die nicht nur mitreißende Orgelmusik zum Ein- und Ausgang spielte, sondern der singenden Gemeinde auch einige brasilianische Rhythmen entlockte.

Anschließend sprachen im Gemeindehaus in Eichelhardt Gäste aus Politik und Kirche Grußworte, die alle auf eine mögliche Fusion abhoben: Henning Boecker, Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche im Rheinland (Ekir), zeigte sich nachhaltig beeindruckt von der zurückliegenden Zukunftswerkstatt. Uwe Simon, Superintendent des Partnerkirchenkreises Oberes Havelland, und Augustinus Jünemann, Dekan des Pastoralen Raums Betzdorf, beschrieben knapp ihre Erfahrungen mit Fusionsprozessen.

Der Beigeordnete der Verbandsgemeinde Altenkirchen-Flammersfeld, Kevin Lenz, stellte fest, dass derzeit in allen Bereichen „der Gegenwind größer wird“. Lenz hob dabei auch auf die aktuellen Gefahren für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung ab und unterstrich in diesem Zusammenhang die wertvolle Stimme der Kirchen, bevor er mit der Bitte „Machen Sie bitte weiter!“ schloss.

Einstimmiges Votum für Aufnahme von Fusionsgesprächen

Kern der Synode war die Information, Aussprache und der Beschluss zur Aufnahme von Fusionsgesprächen mit dem Nachbarkirchenkreis Wied. Superintendentin Aufderheide nutzte ihre Ansprache, um klarzustellen, dass die kleinteiligen Strukturen beider Kirchenkreise in dieser Form langfristig kaum mehr aufrechtzuerhalten seien, ohne Personal- und Finanzressourcen nachhaltig zu verschleißen. Durch ein Zusammenführen der beiden Nachbarkirchenkreise könne man neue Impulse erhalten, anstatt in einem defizitären Denken zu verharren. Zudem seien beide Kirchenkreise, was die Ausgangs- und Bedingungslage betrifft und auch hinsichtlich ihrer geistlichen Prägungen, sehr vergleichbar.

Nicht zuletzt bestehen bereits etliche Kooperationen zwischen den beiden Kirchenkreisen, etwa in den gemeinsamen Schul- und Kitareferaten, der Gehörlosenseelsorge oder der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB). Der gleichen Ansicht war nach der Diskussion der Synode auch der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Wied, Pfarrer Detlef Kowalski, der anstelle eines Grußwortes ein Plädoyer für eine Fusion hielt: „Eine Fusion unserer beiden Kirchenkreise wäre verantwortliches Handeln auf der mittleren Kirchenebene!“ Die Synode beschloss die Aufnahme von Fusionsgesprächen einstimmig.

Aussage zum Verhältnis der Evangelischen Kirche zur AfD

Mit der Reduzierung von Fachausschüssen und Synodalbeauftragungen, deren Arbeit etwa auf Ebene der Kirchengemeinden oder von anderen Gremien übernommen werden kann, wurden konkrete Schritte zur Entlastung der im Kirchenkreis haupt- und ehrenamtlich Tätigen unternommen. Weiterhin wurde Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe als theologischer Abgeordneter zur Landessynode gewählt, zu seinen Stellvertretern die Pfarrer Marcus Tesch aus Wissen und Andreas Stöcker aus Hamm. Als nicht theologische Abgeordnete wurden Petra Stroh und Frank Schumann aus Birnbach gewählt, ihre Stellvertreter sind Ernst Walter Thomas aus Altenkirchen, Kurt Höblich aus Wissen sowie Elke Schumann aus Flammersfeld.

Darüber hinaus wurden neue Mitglieder in den Nominierungsausschuss berufen und die Entlastung der Jahresrechnungen 2020 des Kirchenkreises und des Diakonischen Werks beschlossen. Am Ende wurde die Synode mit der Erinnerung von Pfarrer Joachim Triebel-Kulpe an die Barmer Theologische Erklärung noch einmal politisch: Angesichts der Erfahrungen aus dem Dritten Reich und dem damaligen Totalversagen der Amtskirche bat er den Kreissynodalvorstand (KSV) um eine entsprechende Stellungnahme für den Kirchenkreis.

Uwe Simon, Superintendent des Partnerkirchenkreises Oberes Havelland, berichtete daraufhin von dem kürzlich verabschiedeten Nichtvereinbarkeitsbeschluss der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (Ekbo): Der besagt, dass eine Mitgliedschaft oder Unterstützung der AfD nicht mit dem christlichen Bekenntnis vereinbar ist.

14 Gemeinden

14 evangelische Kirchengemeinden bilden den Evangelischen Kirchenkreis Altenkirchen. Die Kreissynode ist das Leitungsorgan des Kirchenkreises, sie bestimmt den Kurs der Evangelischen Kirche im Kreis.

Zu den Mitgliedern zählen alle im Kirchenkreis tätigen Pfarrerinnen und Pfarrer sowie aus den Presbyterien der Gemeinden entsandte und berufene Mitglieder. Die Tagungen sind öffentlich und finden in der Regel zweimal im Jahr statt. red

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