Rech

Nach der Flutkatastrophe im Ahrtal – Blick auf Rech: Land und Bund müssen verbindlich helfen

Von Rike Schmickler-Bouvet
Land und Bund müssen verbindlich helfen Foto: Rike Schmickler-Bouvet

Gemeinschaftliches Engagement zahlt sich aus. Dies erfahren auch die Bürgerinnen und Bürger an der Ahr in diesen Tagen. Beispiel Rech: Zum Entsetzen zahlreicher Zuhörer hatte Ortsbürgermeister Dominik Gieler in der Bürgerversammlung am Mittwoch am Bärenbach mitgeteilt, dass beabsichtigt sei, Teile der Bundeswehr noch in dieser Woche wieder aus Rech abzuziehen. Damit sollten auch der Schwimmsteg und eine der Brücken abgebaut werden. „Aber daran wird noch gearbeitet“, versprach Gieler. Wenige Stunden später konnte er den Rechern dagegen gute Nachrichten verkünden: Dank des gemeinschaftlichen Engagements und Überzeugungsarbeit wurde der Abzug der Bundeswehr verschoben. Auch die Wasserversorgung konnte in weiteren Teilen des Ortes beschleunigt werden.

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Die Aufräumarbeiten in der Gemeinde Rech nach der Flutkatastrophe dauern immer noch an. Aktuelle Infos gibt es regelmäßig: Ortsbürgermeister Dominik Gieler informiert die Bürgerinnen und Bürger über die aktuelle Sachlage. Eine große Hilfe vor Ort ist die Bundeswehr, die vorerst in Rech bleiben wird.

Rike Schmickler-Bouvet

Die Aufräumarbeiten in der Gemeinde Rech nach der Flutkatastrophe dauern immer noch an. Aktuelle Infos gibt es regelmäßig: Ortsbürgermeister Dominik Gieler informiert die Bürgerinnen und Bürger über die aktuelle Sachlage. Eine große Hilfe vor Ort ist die Bundeswehr, die vorerst in Rech bleiben wird.

Rike Schmickler-Bouvet

Gutes Team: Ortsbürgermeister Dominik Gieler (von rechts), Baumaschinentechniker Christian Grobe aus dem Raum Hannover und Bundeswehrsoldat Benedikt Vrijdaghs, Neubürger in Rech, sind im engen Austausch.

Rike Schmickler-Bouvet

Die Aufräumarbeiten in der Gemeinde Rech nach der Flutkatastrophe dauern immer noch an. Aktuelle Infos gibt es regelmäßig: Ortsbürgermeister Dominik Gieler informiert die Bürgerinnen und Bürger über die aktuelle Sachlage. Eine große Hilfe vor Ort ist die Bundeswehr, die vorerst in Rech bleiben wird.

Rike Schmickler-Bouvet

Der Ortsbürgermeister und sein Team bilden die Schnittstelle für Stadt- und Kreisverwaltung, Baufirmen, Handwerker und Medien. „Die Öffentlichkeit ist wichtig. Wir müssen uns ständig in Erinnerung bringen“, betont Gieler. Während des Gespräches in seiner Garage klingelt sein Handy in Dauerschleife. „Wir brauchen keine Sachspenden, sondern Geldspenden und viel Unterstützung.“ Pressevertreter und Politiker geben sich in Rech die Klinke in die Hand. „Wir sehen fassungsloses Staunen in den Gesichtern der Menschen, die uns vor Ort besuchen“, so der Familienvater. „Das haben wir uns so nicht vorgestellt“, höre man immer wieder.

Der Zusammenhalt im Dorf ist noch enger geworden

An der Seite des Ortsbürgermeisters koordiniert Baumaschinentechniker Christian Grobe aus dem Raum Hannover die Hilfeleistungsunternehmen und Baufirmen am und im Ort. „Ich kam als Helfer her. Dabei wurde schnell deutlich, wie chaotisch jeder Neueinstieg der wechselnden Hilfseinheiten war. Alle checkten die Lage wieder von vorn“, so Grobe. Daher agiert er inzwischen in enger Absprache mit Vertretern der Ortsgemeinde Rech als Koordinator zwischen den Stäben von THW, Feuerwehr und weiteren Akteuren.

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Neben ihm steht der Bundeswehrsoldat Benjamin Vrijdaghs, seit einem Jahr Neubürger in Rech, an der Seite des Ortsbürgermeisters. Er assistiert und organisiert in Sachen Wasser, Elektrizität, Infrastruktur. „Das ist mir eine Herzensangelegenheit. Der Zusammenhalt in diesem Ort ist unglaublich. Das wurde schon zu Corona-Zeiten deutlich und ist nun noch stärker geworden. Gänsehaut“, schwärmt Vrijdaghs.

„13 Häuser hat die Flutkatastrophe in Rech direkt zerstört. Sechs weitere müssen abgerissen werden“, erklärt Dominik Gieler. Von den rund 590 Einwohnern seien etwa die Hälfte betroffen, davon haben rund zehn Prozent alles verloren. „40 Prozent der Menschen sind stark betroffen, weil das Wasser ihre Häuser geflutet hat. Versicherungen agieren zögerlich. Zudem haben viele Menschen keine Elementarversicherung,“ so Gieler. Viele Menschen seien sehr verunsichert und fürchteten um ihre Existenzen. Umso wichtiger seien jetzt verbindliche Hilfen von Land und Bund.

„Wir haben bislang bereits viel bewegt. Der Wiederaufbau wird sichtbar. Und die Ahr haben wir wieder in ihr Flussbett befördert und das breiter angelegt“, ergänzt Christian Grobe. Doch damit wieder Touristen ins Ahrtal kommen, müssen Bahnverbindung, Schienen, Radwege und Infrastruktur wiederhergestellt werden, darin sind sich Gieler, und Vrijdaghs einig. Was sie sich wünschen: schnelle unkomplizierte, unbürokratische Unterstützung und finanzielle Mittel für den Wiederaufbau. „Dazu brauchen wir viele Handwerker für Sanitär, Estrich, zum Verputzen, Dachdecken und vielem mehr.“

„Wir hoffen, dass Bundesprojekte und der Export von bei uns fehlenden Materialien jetzt zu Gunsten der Katastrophengebiete zurückgefahren werden, um den Wiederaufbau zu forcieren“, betont Rechs Ortsbürgermeister. Er möchte den Wiederaufbau möglichst zukunftsorientiert ausrichten: Zum Beispiel Fernwärme statt Ölheizung. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, zukunftsorientiert zu denken, zu planen und unbürokratisch umzusetzen. Aber ich befürchte, dass es das, was vor der Bundestagswahl nicht eingestellt wird, nach der Wahl nicht geben wird“, sagt er.

„Die Trauer kommt später“, sagt Dominik Gieler

Auch Gielers Haus ist durch die Sintflut unbewohnbar. Er, seine Frau Sabrina und die beiden Kinder im Alter von drei und sechs Jahren leben jetzt bei ihrer Familie in der Grafschaft. Seine 66-jährige Mutter ist mit ihrem Haus in Rech von der Flut mitgerissen worden. „Die Trauer kommt später“, sagt Gieler tapfer und schluckt. Er funktioniert – für seine Familie und für die Bürgerinnen und Bürger in Rech, die sein Engagement sehr zu schätzen wissen.

„Dominik Gieler hat Rech gerockt. Ohne seinen Einsatz nach der Flutkatastrophe und ohne sein gut strukturiertes Vorgehen wäre der Ort heute nicht so weit. Dafür zollen wir ihm größten Respekt und Dank“, spricht Winzerin Britta Stodden vielen Rechern aus dem Herzen.

Von unserer Mitarbeiterin Rike Schmickler-Bouvet