Adenau/Berlin

Mutmacher in schwierigen Zeiten: Erinnerung an ehemaligen Adenauer Landrat

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Arnold Hoffmann überreicht dem Vorsitzenden des Dr. Erich Klausener Freundeskreises ein Geschenk aus Adenau: eine Federzeichnung des Landratsamtes aus der Zeit Klauseners. Foto: Harf Zimmermann

Zum 90. Todestag des ehemaligen Landrates von Adenau, Erich Klausener, hat es in Berlin im Klausener-Saal des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) eine Gedenkveranstaltung gegeben, zu der auch Vertreter aus Adenau angereist waren.

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Erich Klausener ist auch heute noch in und um Adenau bekannt, da viele Orte nach ihm benannt sind, unter anderem das Erich-Klausener-Gymnasium Adenau. Anlässlich des Gedenktages wurde nun des Lebens und Wirkens des Politikers gedacht. Am 30. Juni 1934 wurde der ehemalige Landrat des Landkreises Adenau, Erich Klausener, in seinem Dienstzimmer im Reichsverkehrsministerium heimtückisch im Auftrag der NS-Machthaber Göring und Heydrich erschossen. Er war von 1917 bis 1919 Landrat in Adenau, dann bis 1924 Landrat in Recklinghausen und anschließend Ministerialrat im preußischen Innenministerium Berlin.

Aus Anlass des 90. Todesjahres fanden im Sommer zahlreiche Veranstaltungen statt, unter anderem auf der Rennbahn Berlin-Hoppegarten. Am 27. September fanden die Gedenkveranstaltungen ihren Höhepunkt im Erich-Klausener-Saal des historischen Gebäudes des BMDV. Etwa 260 Teilnehmer aus Politik, Gesellschaft und Kirche sowie Schüler zweier Berliner Schulen in Begleitung ihrer Lehrer. Der Vorsitzende des Freundeskreises Erich Klausener, Werner Sygnecki, als Organisator verwies in seiner kurzen Begrüßungsansprache unter anderem darauf, dass der Verein sich seit nunmehr zehn Jahren intensiv darum bemüht habe, Erich Klausener ein Gedenken zu bewahren, nunmehr aber die Zeit gekommen sei, eine wissenschaftliche Biografie über ihn in Auftrag zu geben.

Spagat zwischen religiöser Verwurzelung und Loyalität als Beamter

In dem anschließenden Festvortrag ging der Theologe Stefan Samerski zu dem Thema „Klausener – Katholizismus zwischen Demokratie und Diktatur“ in wissenschaftlicher Gründlichkeit der Frage nach, wie Klausener in der frühen Zeit des Nationalsozialismus als Katholik und als Beamter seinen Weg gegangen ist. In der Würdigung eines Menschen, der einen Spagat zwischen einer tiefen religiösen Verwurzelung, verbunden mit einem aktiven Handeln aus seinem Glauben, und einer ebenso tiefen Loyalität gegenüber einem rechtmäßigen Beamtentum aushalten konnte und sich entscheiden musste.

Die Entscheidung Klauseners ist bekannt: Mit seiner spontanen Ansprache am 24. Juni 1934 in Hoppegarten habe er sein Todesurteil gesprochen. Die Worte Klauseners, dass „alle Volksgenossen geliebt werden sollen und die Nächstenliebe das Zeichen echter Christlichkeit“ sei, hätten nicht nur die dort anwesenden Gläubigen, sondern auch seine Gegner richtig verstanden. Er wurde als „gefährlicher Katholikenführer“ auf die Todesliste des Röhm-Putsches gesetzt und nur wenige Tage später heimtückisch in seinem Dienstzimmer erschossen.

Schon in jungen Jahren sozial engagiert

Sodann stand eine Podiumsdiskussion auf dem Programm. In dieser berichtete unter anderem Rita Römer-Moch, Rechtsanwältin und Absolventin des Erich Klausener-Gymnasiums Adenau, über die jungen Jahre Klauseners als Landrat von 1917 bis 1919 in Adenau im damals kleinsten und ärmsten Landkreis Preußens über dessen Weg vom behüteten Sohn einer großbürgerlichen Familie zum „Volkslandrat“ und als junger Jurist vom Kaiserreich zum überzeugten Demokraten in der Weimarer Zeit. Schon in jungen Jahren sei sein soziales Engagement erkennbar gewesen.

Georg Möllers, ehemaliger Erster Beigeordneter von Recklinghausen, setzte die Liste der Verdienste Klausener in Recklinghausen fort. Er konnte auf den Bau von Erholungsheimen für Kinder, Mütter und Leistungen für Kriegsgeschädigte, Suppenküchen und vieles mehr verweisen; ferner auf die lange Liste von Schulen, Plätzen, Einrichtungen und auf die Benennung des Gebäudes des Katholischen Komitees in Recklinghausen. In Recklinghausen sei die Verehrung Klauseners nach seinem Weggang nach Berlin im Jahre 1924 niemals abgebrochen. Noch heute werde er der „Soziale Landrat“ genannt. „Klausener war kein Scharfmacher, sondern ein Mutmacher“. Mit diesem Wort charakterisierte Römer-Moch in ihrem Schlusswort den Geehrten. red