Kreis Ahrweiler

Immer mehr Fälle von häuslicher Gewalt im Kreis Ahrweiler: Runder Tisch weist auf Hilfsangebote hin

Illustration zur häuslichen Gewalt
Häusliche Gewalt hat viele Gesichter und trifft in den meisten Fällen Mädchen und Frauen. Die Zahlen sind nicht nur bundesweit gestiegen, auch im Kreis Ahrweiler wurden mehr Fälle gemeldet als je zuvor. Foto: dpa/Fabian Sommer

Das Zuhause ist in Deutschland der gefährlichste Ort für Frauen. Das zeigt das „Lagebild Häusliche Gewalt 2023“ des Bundeskriminalamts. Von den rund 256.000 Menschen, die im Jahr 2023 Opfer häuslicher Gewalt wurden, sind 70 Prozent weiblich. Das ist ein Anstieg um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese erschreckenden Zahlen sind dabei aber keinesfalls ein Problem von Großstädten, sondern lassen sich auch auf den Kreis Ahrweiler übertragen, wie die Kreisverwaltung jetzt mitgeteilt hat.

Lesezeit: 2 Minuten
Anzeige

So gab es 2023 im Kreisgebiet mehr als 300 Fälle häuslicher Gewalt, die der Polizei gemeldet wurden. Dabei reicht die Spanne der Gewaltformen unter anderem von Bedrohungen und Stalking über Nötigungen bis hin zu Körperverletzungen und Vergewaltigungen. Rund 60 Frauen und Mädchen wandten sich zudem an die Fach- und Beratungsstelle zum Thema sexualisierte Gewalt gegen Frauen. Jede dritte Meldung von Kindeswohlgefährdung, die beim Jugendamt einging, steht ebenfalls im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt.

Betroffene können sich hier Hilfe suchen

„Das Dunkelfeld im Bereich der häuslichen Gewalt ist vermutlich noch deutlich größer. Vor allem psychische Gewalt wird nur selten zur Anzeige gebracht, insbesondere dann, wenn es zum Beispiel um finanzielle Gewalt geht“, sagt Rita Gilles, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Ahrweiler. „Dabei sollte sich kein Opfer – egal ob weiblich oder männlich – für das, was ihm angetan wird, schämen. Die Schuld liegt ganz klar immer beim Täter oder der Täterin. Als Gesellschaft ist es unsere Verantwortung und Pflicht, diese Menschen zu schützen und einzugreifen. Um Betroffene im Kreis Ahrweiler zu unterstützen, gibt es eine Reihe von Hilfsangeboten“, betont sie weiter.

Die Unterstützung gewaltbetroffener Frauen ist daher zentrales Anliegen des „Regionalen Runden Tischs gegen Gewalt“ (RRT) im Kreis Ahrweiler. Um niederschwellig Hilfe anzubieten, hat der RRT beispielsweise die „Notfallkarte“ veröffentlicht. Das Kärtchen im Checkkartenformat ist so klein, dass es unauffällig in jedes Portemonnaie passt. Aufgelistet sind die Telefonnummern von Polizei, Rettungsdienst und Opferschutz, aber auch die Kontaktmöglichkeiten zu Frauenhaus, Frauennotruf, Traumaambulanz, Hilfetelefon, Weißer Ring, Telefonseelsorge und Gleichstellungsbeauftragter. Die Notfallkarte liegt zum Beispiel im Foyer und den Damentoiletten des Kreishauses aus, aber auch in Krankenhäusern, im Jobcenter und anderen Institutionen im Kreis. „Die Notfallkarte kann einfach mitgenommen werden – natürlich auch von Personen, die nicht selbst betroffen sind, aber Betroffene kennen“, sagt Gilles.

Es gibt ein Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“

Unterstützung erhalten Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben, auch über das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“. Das bundesweite Beratungsangebot ist unter der Nummer 116.016 und via Onlineberatung unter www.hilfetelefon.de an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr zu erreichen. Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte können zu allen Formen der Gewalt beraten werden. Das Angebot ist anonym und kostenfrei. Anrufe und Inhalte der Gespräche werden streng vertraulich behandelt. Damit mit dem Hilfetelefon möglichst viele Frauen erreicht werden, wird die Beratung zudem in 18 Fremdsprachen, Gebärdensprache und leichter Sprache angeboten.

In akuten Fällen sollten sich Betroffene an die Polizei wenden. Der Notruf der Polizei ist telefonisch über die 110 zu erreichen. Darüber hinaus dienen die Polizeiinspektionen in Ahrweiler (02641/9740), Adenau (02691/9250) und Remagen (02642/938 20) als Anlaufstellen. Die polizeiliche Opferberatung kann zudem telefonisch unter 0261/1030 und per E-Mail an opferschutz.ppkoblenz@polizei.rlp.de kontaktiert werden. red

Weitere Informationen zum RRT finden sich auf der Internetseite des Kreises unter https://kreis-ahrweiler.de/regionaler-runder-tisch-gegen-gewalt