Kreis Ahrweiler

Hygieneprobleme im Katastrophengebiet: Angst vor der Seuchengefahr wächst

In Mayschoß waren die Menschen angehalten, verderbliche Lebensmittel abzugeben, um die Seuchengefahr zu minimieren. Foto: Jochen Tarrach
In Mayschoß waren die Menschen angehalten, verderbliche Lebensmittel abzugeben, um die Seuchengefahr zu minimieren. Foto: Jochen Tarrach

Seit Tagen wühlen sich Helfer durch den Schlamm, den die Flutwelle hinterlassen hat, waschen Behälter und Eimer in der Ahr aus. Jetzt kommt die Angst vor Seuchen dazu. Hygieniker des Sanitätsdienstes der Bundeswehr empfehlen dringend eine Impfung der Bevölkerung gegen Cholera, Diphterie, Hepatitis A und auch gegen Tetanus – vorbeugend, denn momentan gebe es ein Hygieneproblem, aus dem eine Seuchengefahr entstehen kann.

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Zerstörte Kläranlagen, verstopfte Abwasserrohre, verwesende Tierkadaver und ausgelaufene Heizöltanks machen aus dem Morast eine bedenkliche Masse. Trocknet sie, entsteht problematischer Staub. In Insul wurde den Hilfskräften bereits am Donnerstag das Tragen von Masken empfohlen. Hier nutzten die Menschen an diesem Tag bereits ein besonderes Impfangebot. „Ich habe mich auch gegen Tetanus und Diphtherie impfen lassen“, sagt Ute Müller aus Insul, die zu den Freiwilligen gehört, die anpacken. In der mobilen Impfstation am Bahnhof in Ahrweiler wird jetzt nicht nur gegen Corona, sondern auch gegen Tetanus geimpft.

Die Gemeinde Mayschoß und ihr selbst initiierter Krisenstab haben bereits gehandelt und beim Leerräumen der Metzgereien beispielsweise alles, was in Kühltruhen war, dort dringelassen, wie Bürgermeister Hubertus Kunst berichtet. Ungenießbares Fleisch sei auch der Biogasanlage zugeführt worden oder werde vorerst in einer mit Kalk abgestreuten Grube gelagert. Was an verderblichen Lebensmitteln in den Häusern war, wurde gesteuert entsorgt.

Wichtig für die hygienische Situation ist sauberes Wasser. Das Gesundheitsamt des Kreises teilt mit, dass seit dem Hochwasser neben einer sofort eingeleiteten Chlordesinfektion für die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler in allen Stadtteilen und in den Verbandsgemeinden Altenahr und Adenau eine dringende Abkochempfehlung für das Wasser aus den Wasserversorgungsnetzen ausgesprochen wurde. Bisherige Untersuchungen von Trinkwasserproben aus Bad Neuenahr und den Verbandsgemeinden Altenahr und Adenau waren ohne Beanstandungen. In einigen Siedlungsbereichen wurden zwischenzeitlich Rohrbrüche festgestellt, die die Qualität des Trinkwassers mindern könnten. Erst wenn weitere Untersuchungsergebnisse belegen, dass das Leitungswasser mikrobiologisch ohne Beanstandung ist, kann das Abkochgebot aufgehoben werden. Sollten keine Möglichkeiten zum Abkochen bestehen, sollen sich Bürger an die zentralen Trinkwasserstellen wenden. Das Leitungswasser ist für die Toilettenbenutzung, zum Duschen und für Reinigungszwecke ohne Einschränkungen nutzbar. Zum Trinken, zum Zubereiten von Speisen und zum Zähneputzen soll abgekochtes Wasser oder Flaschenwasser verwendet werden.

Da das Trinkwasser noch immer knapp ist, hat der Zweckverband Eifel-Ahr jetzt per Anordnung untersagt, Wasser zu verschwenden. Einige Orte konnten an das vorhandene Leitungsnetz angebunden werden. Darüber hinaus ist Wasser zu den Hochbehältern transportiert worden. Ein aufwendiges Unterfangen. Der Zweckverband macht deshalb nochmals deutlich, dass das Wasser, auch in den nicht von der Flutkatastrophe betroffenen Gebieten, begrenzt ist. Das Waschen von Fahrzeugen, Wässern im Außenbereich und Befüllen von Pools ist bis auf Widerruf untersagt. „Der Notstand ist noch nicht vorbei, außerdem brauchen wir ausreichend Wasser für mögliche Brandfälle“, mahnt Theo Waerder, Geschäftsführer der Stadtwerke Bonn Regional. Er weist darauf hin, dass zivilrechtlich gegen diejenigen vorgegangen wird, die sich nicht an die Anordnung zum Wassersparen halten.

Ganz besonders ist Wassersparen in den Gemeinden angesagt, in denen die Hochbehälter mit Wasserwagen befüllt werden. Das sind Ahrbrück, Aremberg, Eichenbach, Fuchshofen, Hümmel, Ohlenhard, Reifferscheid, Rodder, Wershofen und Winnerath. Hier ist der Wasserverbrauch auf das absolut Notwendigste zu begrenzen. „Wer mit Schlamm und Überschwemmungswasser in Berührung kommt, sollte die betroffenen Stelle reinigen, um Infektionen und Hautauschläge oder Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes zu vermeiden“, rät der Wasserversorger .bea