Dr. Martin Fritz, wissenschaftlicher Referent von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen in Berlin, stuft das Hoffnungswerk als evangelikales Missionswerk ein:
„Man kann nicht sagen, dass die Verbindung zur evangelischen Freikirche Siegburg und To All Nations völlig verschleiert wird, weil es genannt wird. Ich würde mir aus Gründen der Transparenz jedoch wünschen, dass dieser Umstand prominenter kommuniziert wird. Andererseits haben die Freikirchen generell das Dilemma, wenn der Begriff ,evangelikal' fällt, ihnen Vorurteile entgegengebracht werden, weil manche dies als amerikanisch eingefärbt wahrgenommen wird, bei denen man an Trump und evangelikale Spinner denkt. Allerdings nehme ich dem Hoffnungswerk sein sozial-diakonisches Engagement vollkommen ab, die wollen wirklich helfen. Außerdem gehört die Freikirche Siegburg dem Bund der Freien evangelischen Gemeinden an, der alteingesessen und nicht charismatisch-pfingstlich orientiert ist. Was aber vielleicht die heikelste Sache ist: Das Ahrtal hat eine große Traumabelastung, gleichzeitig fehlt es an hinreichenden psychotherapeutischen Angeboten. Da wird es im Rahmen des diakonischen Wirkens des Hoffnungswerks dann in Gesprächen sehr intim, man kommt der Seele der Menschen sehr nah, und da kann man nur hoffen, dass man da diese situative psychologische Gespräche nicht religiös instrumentalisiert. Gegen ein gemeinsames Gebet ist aber gar nichts auszusetzen.“
Auch wenn die evangelische Freikirche Siegburg, für die Sascha Neudorf als Pfarrer arbeitet, als gemäßigt anzusehen ist, bleibt der Grundvorbehalt, dass evangelikaler Evangelisationsdrang (es ist mal auf der Internetseite der Kirche davon die Rede, „Jesusjünger zu machen“) auch übergriffig werden und als religiöser Druck ankommen kann. Und natürlich dürften in manchen (sexual-)ethischen Fragen die bekannten konservativ-traditionalistischen Überzeugungen vorherrschen, also etwa die Ablehnung von Homosexualität betreffend (da habe ich allerdings keine Belege gesehen). Aber auch hier wäre meine Erwartung eher, dass das „in Siegburg“ nicht allzu rigoristisch vertreten wird.