Ahrtal

Es geht voran: Wasser fließt vielerorts schon wieder aus dem Hahn

An dieser blauen Leitung hängt die Wasserversorgung von Altenburg.  Foto: Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr
An dieser blauen Leitung hängt die Wasserversorgung von Altenburg. Foto: Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr

Es geht voran mit der Wiederherstellung der Trinkwasserversorgung im Ahrtal. Nach der Flutkatastrophe am 14./15. Juli waren 26 Ortsgemeinden der beiden Verbandsgemeinden Adenau und Altenahr von der regulären Trinkwasserversorgung abgeschnitten. Auch teilweise unzerstörte Höhenorte waren betroffen, da im Ahrtal neben Verteil-, Ortsnetz- und Hausanschlussleitungen auch im hohen Maße Transportleitungen zerstört worden waren, die diese Ortschaften mit Trinkwasser versorgen. Mittlerweile kommt vielerorts das Wasser wieder aus dem Hahn, auch wenn nicht immer alles rundläuft.

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Aktuell sind es noch sechs Ortsgemeinden, die noch ganz oder teilweise von der leitungsgebundenen Wasserversorgung abgeschnitten sind. Diese werden über die Befüllung von Wasserhochbehältern mit Trinkwasser via „rollender Pipeline“, Aufbereitungsanlagen, Wasserbrücken oder Wasserwürfeln mit Brauchwasser versorgt. Diese Orte schnellstmöglich wieder an die zentrale Wasserversorgung anzuschließen, hat laut zuständigem Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr oberste Priorität. Hierbei kommen auch teils merkwürdig anmutende Provisorien zum Einsatz. So werden aufgrund zerstörter Ahrquerungen die Rohrleitungen an Pontons oder Brückenresten befestigt, um Wasser über den Fluss zu bringen.

Seit vergangener Woche wird auch Altenburg über eine solche wackelige Ahrquerung versorgt. „Es sieht schon recht abenteuerlich aus und ist natürlich weder winter- noch überflutungsfest“, räumt Theo Waerder, Werkleiter des Zweckverbandes Wasserversorgung Eifel-Ahr, ein. Dies sei aber erst auch der erste Schritt. „Hier werden in Kürze wieder weitere Bauarbeiten im Zusammenhang mit der Reparatur der Tallinie beginnen, und dann wird die Ahrquerung, wie viele andere auch, dauerhaft angelegt.“

Seit Montag ist jetzt auch Schuld wieder vollständig an die leitungsgebundene Wasserversorgung angeschlossen. Hierfür hatte der Zweckverband eine zerstörte Ortsnetzleitung neu verlegt. Bisher war Schuld zweigeteilt gewesen. Ein Teil wurde bereits schon über das Leitungsnetz des Zweckverbandes versorgt, der andere über eine Wasseraufbereitungsanlage des THW. Die Ortsgruppe des THW Wörrstadt hatte die Anlage nach der Flut errichtet und betrieben – ein Einsatz, für den sich der Zweckverband im Namen der Bürgerinnen und Bürger von Schuld ausdrücklich bedankt. Damit sind alle Ortsgemeinden der Verbandsgemeinde (VG) Adenau wieder am Trinkwassernetz.

Ganz so weit ist man in der VG Altenahr noch nicht. Aktuell steht die Versorgung von Kreuzberg an. Die enormen Zerstörungen der dortigen Wasserinfrastruktur werden immer deutlicher. Auch gibt es immer wieder Rückschritte. Eigentlich war frühzeitig eine Aufbereitungsanlage am alten Brunnen geplant gewesen. Hierzu wurde das Gelände frühzeitig geräumt. Das Wasser sollte aufbereitet und dann über einen noch intakten Leitungsabschnitt der Tallinie zum Ort transportiert werden. „Alles war vorbereitet und stand vor der Umsetzung, scheiterte dann aber an der technischen Unterstützung seitens des THW“, bedauert Waerder. Durch ständig wechselnde Ansprechpartner sei die Kommunikation mit den Hilfsorganisationen teilweise „sehr, sehr schwierig“.

Der Zweckverband versucht aktuell über Altenburg, Wasser nach Kreuzberg zu bringen. Entgegen aller Hoffnung hat sich allerdings gezeigt, dass die bestehende Leitung ebenfalls beschädigt ist. Auch das gesamte Ortsnetz ist durch die Flut in vielen Teilen zerstört, sodass derzeit nur sehr eingeschränkte Bereiche leitungsgebunden versorgt werden können. Dass man aber trotz mancherlei Rückschlägen insgesamt schon sehr weit gekommen sei, sieht Waerder als großen Erfolg einer tollen Teamleistung unter Leitung von Michael Schmidt und Renate Krauth.

Nicht vergessen dürfe man bei einer Würdigung der Wiederaufbauleistung die lokalen Fachfirmen und Betriebe, betont Waerder. So unterstützten diese, trotz teilweise eigener Betroffenheit, den Zweckverband bei den erforderlichen Bauarbeiten erheblich und vertrösteten andere Auftragnehmer aus anderen Bereichen. Beispielhaft nennt Waeder die Firmen Krämer Bau (Kelberg), Fuhrmann (Dümpelfeld), Karst (Kelberg-Meisen-thal), Brenner (Wershofen), Elenz (Hönningen) und Theisen (Brücktal). Natürlich seien auch deren Kapazitäten begrenzt, sodass die Arbeiten priorisiert werden müssten, wirbt Waerder um Verständnis, dass nicht alles, was möglich ist, umgehend umgesetzt wird. So müsse etwa in Müsch die Verlegung der Wasserleitung, die immer noch provisorisch über die zerstörte Brücke führt (die RZ berichtete), hinter wichtigeren Aufgaben zurückstehen. fbl

Glasfaserleerrohre werden mitverlegt

Neben seinem Trinkwassernetz hatte der Zweckverband Wasserversorgung Eifel-Ahr in den vergangenen Jahren ein rund 120 Kilometer langes Leerrohrnetz für Glasfaserleitungen aufgebaut und so auch den Weg für eine flächendeckende Breitbandversorgung mit Glasfasertechnik geebnet. Der Zweckverband wird dieses Programm jetzt noch weiter intensivieren, sind doch auch an diesen Systemen erhebliche Schäden zu erkennen. So werden bei allen relevanten Baumaßnahmen wie zum Beispiel der rund fünf Kilometer langen Transportleitungen nach Mayschoß und Dernau auch Microduct-Leerrohre für den Einzug von Glasfaserkabeln mitverlegt.

Auch wird der Zweckverband in den Ortslagen bei Neu- oder Ersatzmaßnahmen geeignete Glasfaserleerrohre wie auch gegebenenfalls weitere Medien mitverlegen. Der Wasserversorger sieht dies als sinnvolle Investition in eine nachhaltige Entwicklung der Ortsgemeinden und als Verpflichtung gegenüber seinen Bürgern.

Flutkatastrophe im Ahrtal
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