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Brohltal

Bilanz zum Serienabschluss: Als noch jedes Dorf im Brohltal seine eigene Schule hatte

Von Hans-Josef Schneider
Schulbild aus Kempenich mit den Jahrgängen 1911 bis 1915 und Hauptlehrer Stephan Knechtges (links).  Fotos: Hans-Josef Schneider (Reproduktion)
Schulbild aus Kempenich mit den Jahrgängen 1911 bis 1915 und Hauptlehrer Stephan Knechtges (links). Fotos: Hans-Josef Schneider (Reproduktion) Foto: Hans-Josef Schneider

Zuerst war es die Kirche oder in kleineren Gemeinden die Kapelle, über die auch die Menschen auf dem Lande verfügen wollten und für die sie sich mächtig ins Zeug legten. An die Stelle von Gotteshäusern traten in späterer Zeit die Schulgebäude. Und war das Dorf auch noch so klein, eine eigene Schule musste schon sein.

Lesezeit: 4 Minuten
Die Schulverhältnisse in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren teilweise katastrophal, zahlreiche Klassenräume in desolatem Zustand. Nach Einführung der allgemeinen Schulpflicht (in Preußen 1825) besuchte kaum die Hälfte der schulpflichtigen Schüler die Volksschule. Mädchen wurden zur Mithilfe im Haushalt und Jungen zur Arbeit auf dem Hof aus dem Unterricht ...
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Skurriles aus den Schulchroniken: Kaum zu glauben, aber wahr

Das Studium der Schulchroniken von Kempenich und Spessart ermöglicht nicht nur einen Einblick in das dörfliche und schulische Leben, es fördert auch recht amüsante und heutzutage skurril erscheinende Fakten zutage. Eine kleine Auswahl:

1 Erlass vom 13. Dezember 1897: „Durch mehrfach gemachte Erfahrungen ist unzweifelhaft erwiesen, dass die übliche Drahtheftung Büchern und Schreibheften in vielfacher Hinsicht unzweckmäßig ist und namentlich für Schulen und Bibliotheken erhebliche Übelstände mit sich führt. Die Gefahr von Verletzungen ist hinlänglich bekannt. Ebenso sicher ist, dass namentlich Schulbücher bei Drahtheftung erfahrungsmäßig sehr bald im Bande zerfallen. Diese Erwägungen sollte die Aufmerksamkeit der Schulaufsichtsbehörden auf die Frage lenken, ob es sich nicht empfiehlt, bei Neuanschaffungen Bücher und Hefte mit Drahtheftung vom Schulgebrauch fernzuhalten und diese allmählich aus den Schulen wieder verschwinden. Bei Einführung neuer Schulbücher ist den Verlagsbuchhandlungen ausdrücklich zur Bedingung zu machen, dass drahtgeheftete Exemplare für den Schulgebrauch nicht geliefert werden.“

2 Zum Üben von Briefaufschriften in Volksschulen (1901): „Das unverhältnismäßig starke Anwachsen der Zahl von Postsendungen, die wegen Unvollständigkeit oder Undeutlichkeit der Aufschrift unzustellbar bleiben, hat bereits im Jahre 1872 dazu geführt, dass durch Runderlass an die Provinzialbehörden für die Elementarschulen eine besondere Unterweisung in der Anfertigung richtiger und deutlicher Briefanschriften angeordnet wurde. Ich bringe deshalb den Runderlass noch einmal in Erinnerung. Es ist dafür zu sorgen, dass die Unterweisung in der Anfertigung richtiger und deutlicher Briefaufschriften nach Maßgabe der damals getroffenen Bestimmungen ausnahmslos erfolgt, auch die Anfertigung solcher Aufschriften in den Elementarschulen häufiger geübt wird.“

3 Ministererlass vom 7. Juni 1907: „Um nachteiligen Folgen des anhaltenden Sitzens der Schüler in der Schule nach Möglichkeit vorzubeugen, empfiehlt es sich, auch an den Tagen, an denen stundenplanmäßiger Turnunterricht nicht stattfindet, gewisse Freiübungen in geordneter Weise vornehmen zu lassen, welche die gesundheitliche Kräftigung der Schüler und Schülerinnen und namentlich die Entwicklung der guten Haltung fördern. Es ist im Freien zu üben, im geschlossenen Raume nur nach gründlicher Lüftung.“

4 Am 30. Januar 1900 schreibt der Kreisschulinspektor Hackstert (Adenau): „Nachdem die ab Ostern 1899 mit dem zweiten Schuljahr vorgenommenen Schreibübungen auf Papier fast durchweg erfreuliche Erfolge gezeitigt haben, wird auf Grund der Verfügung vom 18.11.1898 das Schreiben ins Heft im nächsten Schuljahr versuchsweise schon im zweiten Halbjahr des ersten Schuljahres (also Herbst 1900) beginnen.“

5 Zum Gottesdienstbesuch (1912) gab es folgenden Erlass: „Wir gestatten hiermit, dass an den beiden jüngst aufgegebenen katholischen Feiertagen Maria Lichtmess (2. Februar) und Mariä Verkündigung (25. März) die Schüler der katholischen Volksschulen unseres Bezirks in der ersten Morgenstunde vom Schulbesuch befreit sind, um am Gottesdienst beizuwohnen.“

6 Beispiele für Schulwanderungen in den 1920er -Jahren: Ausflug über Cassel, Heckenbach, Kesseling, Ahrbrück, Altenahr, Rech, Ramersbach, Hannebach nach Kempenich zurück. Das waren mehr als 40 Kilometer. Bahnfahrt Kempenich-Brohl, Überfahrt nach Rheinbrohl, Fußwanderung durchs Kaltenbachtal nach Monrepos, Altwied, Talsperre, Neuwied, Überfahrt nach Weißenthurm und mit der Bahn nach Kempenich. Auch hier wurden rund 40 Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Zur Vorbereitung auf den Tagesausflug ins Wiedtal wurde in der Konferenz die Marschroute festgelegt, die Marschlieder bestimmt und Vorbesprechungen (Limes, Monrepos, Talsperre) in den Klassen angeregt. Tageswanderung zur Hohen Acht und Rennbahn und zurück (rund 30 Kilometer)

Kreis Ahrweiler
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