Im Jahr 1969 wurde das Gartenschwimmbad neben dem „Lenné-Schlösschen“ durch ein ganzjährig nutzbares Hallenbad für Badefreuden drinnen und draußen erweitert. 20 Jahre lang genossen Bürger und Kurgäste eifrig das kombinierte Freizeitbad Twin, dann wurde es von 1986 bis 1989 für 13,6 Millionen Mark zu seiner jetzigen Form weiterentwickelt. Jetzt wird der Komplex abgerissen.
Als am 17. Juni 1989 das Twin als schönes neues Hallenbad innerhalb eines fröhlichen Rahmenprogramms eröffnet wurde, schlugen die Wellen der Begeisterung hoch. Sogar so hoch, dass Bürgermeister Rudolf Weltken im guten schwarzen Anzug zum Vergnügen aller Anwesenden sprichwörtlich baden ging. Das ungetrübte Badevergnügen ging bis zum Dezember 2008 weiter, dann wurden bei einer Überprüfung bis dahin unentdeckte gravierende Schäden in Form von freiliegenden rostigen Stahlarmierungen an der Konstruktion festgestellt. Der langsame Tod des Twin begann, und das Thema wurde zu einem Dauerbrenner im Stadtrat. Bald kamen auch Zweifel an der Statik des Gebäudes auf. Die Stadt ließ in aller Stille rund 90 Baustützen zur Verstärkung aufstellen und wenig später eine Stützwand einziehen. Ein angefordertes Gutachten riet im Juli 2009 dazu, entweder zu sanieren oder abzureißen, denn es musste auf jeden Fall etwas getan werden. Geschätzte Sanierungskosten: 7,4 Millionen Euro. Im Juni 2010 empfahl der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt nach intensiven Beratungen, auf eine Sanierung zu verzichten. Ein Neubau stand wegen der hohen Baukosten aber noch in weiter Ferne.
Die endgültige Entscheidung fiel erst im Mai 2012, als Hallenbad und Rutsche wegen Problemen mit der Decke geschlossen werden mussten. Der Stadtrat sprach sich gegen eine Sanierung aus und vergab gleichzeitig Prüfaufträge für einen Neubau, war doch das Twin nicht nur ein Freizeitbad, sondern auch unersetzlich für den Schul- und Vereinssport. Bei den folgenden Standortuntersuchungen geriet der Sportplatz Bachem ins Blickfeld, und am 23. März 2015 beschloss der Stadtrat, dort das neue Hallenbad zu bauen. Die Bürger waren entsetzt, und schnell bildete sich die Bürgerinitiative (BI) „Rettet das Twin“, die sich für den Erhalt des Twin am alten Standort einsetzte und schriftlich gegen die Neubaupläne protestierte. Während der Stadtrat im Rathaus den Bau des Bades in Bachem beschloss, demonstrierten Bürger und BI vor dem Rathaus dagegen. Die Mehrheit im Rat begann zu wackeln, und am 18. Juni 2015 kündigte die Stadt an, die Entscheidung für Abriss und Neubau nochmals zu überdenken.
Hohe Kosten des Neubaus
Ein Abriss des alten Bades erschien inzwischen jedoch unausweichlich. Die folgenden Fragen drehten sich nun darum, wie ein neues Hallenbad aussehen könnte, wo es stehen und wie es finanziert werden soll. Für die Stadt allein wäre es ein zu dicker Brocken gewesen. Die Vorstellungen gingen weit auseinander. Trotzdem fasste der Stadtrat im März 2016 den Grundsatzbeschluss, ein neues Twin zu bauen. In einem mustergültigen Beteiligungsverfahren gelang es, in Bürger- und Jugendworkshops sowie an Runden Tischen alle interessierten Bürger, Jugendliche, die betroffenen Vereine und auch die BI mit den Vorstellungen der Fraktionen des Stadtrates unter einen Hut zu bringen und eine akzeptable Lösung zu erarbeiten. Danach soll der Neubau des Hallenbades nun auf dem bisherigen Schwimmbadgelände errichtet werden. Das Freibadbecken bleibt dabei in seiner jetzigen Form erhalten. Die Finanzierung soll durch den Verkauf städtischer Liegenschaften sowie von zu erwarteten Zuschüssen sichergestellt werden.
Der Erhalt des alten Twin war vom Tisch. Jetzt begann die notwendige Kleinarbeit der Verwaltung, mit Architekten Planungen für den Neubau zu erarbeiten und sich Gedanken über die Sicherstellung der Finanzierung von immerhin 15,8 Millionen Euro plus 300.000 Euro Abbruchkosten zu machen. Bedingt durch die Corona-Einschränkungen, wurde das Hallenbad so frühzeitig im Jahr 2020 geschlossen, dass auch der Abriss nun zeitig noch im Mai 2021 beginnen kann. Bei ungehindertem Abbruch- und Bauverlauf soll das neue Twin im Sommer 2023 fertiggestellt sein. tar