Das traurige Schicksal von Sven Heidecker beschäftigt die Menschen im Blauen Ländchen bis heute. Im Juni 2022 riss eine Hirnblutung den Familienvater, der sich seit vielen Jahren als Fußballtrainer beim SV Oelsberg engagierte, mitten aus dem Leben. Er erlitt mehrere Schlaganfälle, lag wochenlang im Koma. Er selbst und seine Familie haben eine schwere Zeit durchlebt, aber immer zusammengehalten und die Hoffnung nie aufgegeben. Am morgigen Mittwoch kehrt Sven Heidecker, inzwischen 51 Jahre alt, endlich zurück zu seiner Familie, zurück in sein Zuhause, zurück nach Buch. Er ist gekommen, um zu bleiben.
Zweieinhalb Jahre haben seine Frau Melanie und die beiden Söhne Justin und Jonah auf diesen Tag gewartet. „Das grenzt schon an ein kleines Wunder“, sagt Melanie Heidecker voller Vorfreude. Im nächsten Moment wirkt sie nachdenklich. Denn sie weiß auch, dass nichts mehr so sein wird, wie es einmal war. Ihr Sven, ein lebensfroher, agiler Mann, der immer einen flotten Spruch auf den Lippen hatte, ist nun pflegebedürftig, sitzt im Rollstuhl. „Wir werden das Beste aus der Situation machen“, sagt die Ehefrau und verdeutlicht: „Seine Heimkehr ist ein wichtiger Schritt. Endlich sind wir als Familie wieder vereint.“
Es war uns ein Herzensanliegen, der Familie in der schweren Situation zu helfen. Wir wollen die Familie mit einem Auto unterstützen, damit sie in eine bessere Zukunft fahren kann.
Manuela Lewentz-Twer, die Erste Vorsitzende von HELFT UNS LEBEN
Trotz vieler Herausforderungen im Alltag, die es nun zu bewältigen gilt, gibt es schon jetzt eine große Hilfe für die ganze Familie: ein rollstuhlgerechtes Fahrzeug, finanziert von HELFT UNS LEBEN, der Hilfsorganisation der Rhein-Zeitung und ihrer Heimatausgaben. Mit dem VW-Caddy kann Vater Sven im Rollstuhl sitzend zu Arztterminen, Therapiestunden und Freunden transportiert werden. Nach einem Hinweis von Schwägerin Silke Lauck an den Vorstand von HELFT UNS LEBEN konnte dieser tatsächlich helfen. Für 39.000 Euro wurde ein geräumiger, gebrauchter Volkswagen beim Autohaus Wöll gekauft. „Es war uns ein Herzensanliegen, der Familie in der schweren Situation zu helfen“, sagt Manuela Lewentz-Twer, die Erste Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins in Koblenz, und verdeutlicht: „Wir wollen die Familie mit einem Auto unterstützen, damit sie in eine bessere Zukunft fahren kann.“

Sichtlich erfreut waren Melanie Heidecker und ihre Schwester Silke Lauck bei der Fahrzeugübergabe in Katzenelnbogen. Auch Sven war mit dabei. Er strahlte besonders, als er ein Detail an dem neuen Fahrzeug erblickte: Einen Aufkleber mit dem Logo des FC Bayern München, den Mark Beck, der Inhaber des Autohauses, als kleine Überraschung dort angebracht hatte. Der Rekordmeister ist die Lieblingsmannschaft von Sven Heidecker. Ohnehin ist Fußball seine große Leidenschaft. Von klein auf war er Spieler in Nastätten, später auch bei den Senioren aktiv. Um die Jahrtausendwende wechselte er auf die Trainerbank, um den Nachwuchs mitzutrainieren. „Die Kinder und Jugendlichen haben ihn als Trainer respektiert und als Freund geschätzt“, weiß Schwägerin Tina Maus und verdeutlicht: „Er war mit viel Herzblut dabei, hatte immer ein offenes Ohr für sein Team. Auch sein Sohn Justin wurde viele Jahre von ihm trainiert.“ Höhepunkt in seiner Trainerlaufbahn war die Kreismeisterschaft der B-Jugend-Mannschaft des SV Oelsberg im Sommer 2022. „Das wurde bei uns zu Hause groß gefeiert. Wir haben gegrillt. Das war schön“, erinnert sich Melanie Heidecker. Fußball ist Familiensache. Auch Sohn Jonah, 17 Jahre alt, spielt bei der JSG Mühlbachtal.
Der Tag, der alles veränderte
Wie nah Freud und Leid beieinanderliegen können, erlebte die Familie wenige Tage später. „Es war ein Freitag. Mein Mann klagte über Kopfschmerzen, die immer schlimmer wurden“, erinnert sich Melanie Heidecker an den schicksalhaften Tag. Ein Krankenwagen kam, brachte Sven in ein Koblenzer Krankenhaus. Dort wurde eine Hirnblutung diagnostiziert. „Das war natürlich ein riesiger Schock“, unterstreicht die 49-Jährige. Nach der lebensrettenden Operation tags darauf konnte ihr Mann noch sprechen und sich bewegen. „Wir waren guter Dinge, dass alles wieder in Ordnung kommt.“ Doch eine Ärztin habe davor gewarnt, wie tückisch ein geplatztes Aneurysma sein könne. Und sie sollte recht behalten.
Der Zustand des Patienten verschlechterte sich in den kommenden Tagen sehr. Der Hirndruck stieg, mehrere Schlaganfälle folgten. Sven lag wochenlang im Koma. Anfangs hieß es, dass er wahrscheinlich sein Leben lang im Wachkoma bleiben würde. Die Familie musste mit dem Schlimmsten rechnen. Melanie Heidecker blickt zurück: „Wir saßen mit der ganzen Familie im Wohnzimmer beisammen. ‘Es kann sein, dass Papa stirbt‘, musste ich zu meinen Söhnen sagen.“ Doch soweit kam es glücklicherweise nicht. Nach dem vierwöchigen Klinikaufenthalt ging es zur Rehabilitation nach Vallendar. „Sven konnte nichts mehr, weder sprechen noch sich bewegen. Das war schlimm. Er konnte nicht schlucken, musste auch das Essen wieder neu erlernen“, verdeutlicht Melanie Heidecker seinen Gesundheitszustand.
Die Anteilnahme war riesig. Zu sehen, wie beliebt Sven bei den Leuten ist, hat uns als Familie immer neue Kraft gegeben.
Melanie Heidecker über die Welle der Solidarität
Unterdessen setzten Freunde und Bekannte eine Welle der Solidarität in Bewegung. Allen zuvorderst Andrea Babilon, Kerstin Stettner und Thorsten Michel, der Chef von Sven. Wenige Monate vor dessen folgenschwerer Hirnblutung, die alles veränderte, war der tüchtige Werkzeugmacher zum Leiter der Endmontage bei Michel-Formenbau in Lautert befördert worden. In der Firma wird Zusammenhalt großgeschrieben.
Im Dezember 2022 sowie im Winter 2023 wurde ein Benefizkonzert mit der Coverband InTakt zugunsten der Familie Heidecker organisiert. Doch damit nicht genug: Im Mai 2023 stellte das Orga-Team ein Benefizspiel auf die Beine. Niemand Geringeres als die Lotto-Elf spielte im Mai 2023 in Miehlen gegen eine Verbandsgemeindeauswahl im Blauen Ländchen. Alles für den guten Zweck, alles für Familie Heidecker. „Die Anteilnahme war riesig. Zu sehen, wie beliebt Sven bei den Leuten ist, hat uns als Familie immer neue Kraft gegeben“, freut sich Melanie. Auf dem Platz liefen sogar ehemalige Nationalspieler auf, darunter Manfred Kaltz, Guido Buchwald und Dariusz Wosz. 19.000 Euro kamen zusammen. Geld, das die Familie dringend brauchte.

Prominente von Cantz bis Kaltz: Lotto-Elf kickte in Miehlen zugunsten von Sven Heidecker
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„Zwar wurde die Rehabilitation komplett von der Krankenkasse gezahlt. Allerdings mussten wir die hohen Pflegeheimkosten zur Hälfte selbst tragen. Da geht es um Tausende Euro“, rechnet Melanie Heidecker vor. „Ohne Spenden hätten wir das nicht geschafft“, ist sie überzeugt. Sie selbst wäre gerne bereit gewesen, einen Teil der Ersparnisse für die Pflegeheimkosten mit einzubringen. „Aber dass sogar die Ersparnisse der Kinder, die für Studium und Ausbildung gedacht waren, sowie meine Lebensversicherung für meine Altersvorsorge aufgebraucht werden sollten, fand ich ungerecht und nicht nachvollziehbar. Erst dann hätte der Staat uns finanziell unterstützt. Die Existenzängste waren furchtbar“, verdeutlicht sie.
Zuletzt war Sven Heidecker monatelang im SeniorenCentrum in Katzenelnbogen untergebracht. Geduld, Wille und Therapie zeigen inzwischen Erfolge: „Mittlerweile ist sein Gedächtnis wieder da, er kann sprechen und einen Arm wieder richtig bewegen. Wir hoffen, dass sich alles weiter in die richtige Richtung entwickelt“, sagt Melanie und freut sich: „Endlich kommt Sven wieder nach Hause.“
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.helftunsleben.de