Um hier eine regionale Lösung zu finden, haben die Verbandsgemeinden (VG) Kirchberg, Kastellaun, Simmern-Rheinböllen und Hunsrück-Mittelrhein gemeinsam mit der Stadt Boppard zum 1. Januar 2023 die „Klärschlammverwertung Rhein-Hunsrück-Kreis Anstalt öffentlichen Rechts“ (KK RHK AöR) gegründet. Die Geschäftsführung übernimmt die VG Simmern-Rheinböllen. Aktuell werde nach einem passenden Standort für die Verbrennungsanlage gesucht, berichtete kürzlich Hans-Jürgen Dietrich, Werkleiter der VG Kirchberg. Favorisiert werde ein Standort nahe der Kläranlage Rheinböllen.
Die 33 kommunalen Kläranlagen, die von den Kommunen und den Abwasserzweckverbänden Gemünden und Simmern betrieben werden, haben Ausbaugrößen zwischen 36.000 und 50.000 Einwohnerwerten. Diese Werte stellen eine Rechengröße für die Abwasserreinigung dar.
Sie finden etwa bei der Planung einer neuen Kläranlage Verwendung, um die zu erwartende Schmutzfracht des angeschlossenen Einzugsgebietes zu bestimmen. Zwar werden derzeit die bei der Abwasserreinigung anfallenden Klärschlämme überwiegend landwirtschaftlich verwertet, doch veränderte Rahmenbedingungen – insbesondere drastische Verschärfungen der Grenzwerte der Düngemittelverordnung und der Klärschlammverordnung – erschweren dies mittlerweile.
Landwirtschaft bleibt Option
Während der aus Kläranlagen mit weniger als 50.000 Einwohnergleichwerten stammende Klärschlamm nach der derzeitigen Gesetzeslage unter strengen Bedingungen weiterhin der Landwirtschaft zugeführt werden darf, ist er bei größeren Kläranlagen ab dem Jahr 2032 anderweitig zu entsorgen. Solch große Anlagen sind im Rhein-Hunsrück-Kreis allerdings nicht in Betrieb, der Verwertungsweg in die Landwirtschaft wäre also grundsätzlich nach wie vor offen.
Es besteht aber auch die Verpflichtung, ab dem Jahr 2029 für alle Anlagen den Phosphor, der im Klärschlamm enthalten ist, zurückzugewinnen. Zur Organisation einer geordneten und einheitlichen Klärschlammverwertung in Rheinland-Pfalz wurde auf Initiative des Gemeinde- und Städtebundes die „Kommunale Klärschlammverwertung Rheinland-Pfalz Anstalt des öffentlichen Rechts“ (KKR AöR) gegründet. Der KKR AöR sind landesweit 77 kommunale Abwasserbeseitigungsträger beigetreten, die ihren Klärschlamm zur thermischen Verwertung zur Monoverbrennungsanlage (MVA) in Mainz transportieren.
Transportkosten zu hoch
Schon aufgrund der hohen Transportkosten bei einem Verbringen zur MVA Mainz haben die Verbandsgemeinden im Rhein-Hunsrück-Kreis samt mitverwalteter Abwasserzweckverbände sowie die Stadt Boppard frühzeitig auf Kreisebene eine Studie zur Planung einer eigenen Klärschlammbehandlungsstrategie in Auftrag geben. Das Land Rheinland-Pfalz hat die Studie mit einem Zuschuss in Höhe von 90 Prozent der Kosten unterstützt.
Unter den gegebenen Randbedingungen ergibt sich aus der Studie, dass neben der landwirtschaftlichen Verwertung (sofern und solange sie zulässig ist) die lokale Verwertung des Klärschlamms in einer eigenen, lokalen Verbrennungsanlage die ökologischste und ökonomischste Lösung ist. Die externe thermische Gesamtverwertung über die Verbrennungsanlage in Mainz ist insbesondere wegen des langen Transportweges die teuerste und die Umwelt nach der Carbon-Footprint-Bilanzierung am stärksten belastende Variante.
Eine Ergänzungsstudie hat zwischenzeitlich zusätzliche Maßnahmen zur Reduzierung der Schlammmenge, mögliche lokale Standorte sowie gezielte Einzelmaßnahmen untersucht und für die Abwasserbeseitigungsträger weitere Kostenreduzierungen aufgezeigt. Für das künftig gemeinsame Klärschlammmanagement fanden intensive Abstimmungsgespräche auf der Ebene der Werkleiter, der Bürgermeister und in den kommunalen Räten statt.
Für die Umsetzung der Empfehlungen aus der Studie wurde nun die „Klärschlammverwertung Rhein-Hunsrück-Kreis Anstalt öffentlichen Rechts“ (KK RHK AöR) gegründet. Die erforderlichen Beschlüsse aller Anstaltsträger zur Gründung der KK RHK AöR liegen zwischenzeitlich vor. Nachdem auch die Kommunalaufsicht der Kreisverwaltung Rhein-Hunsrück-Kreis keine Bedenken zur Gründung der Anstalt vorgetragen hat, haben alle beteiligten Bürgermeister und Verbandsvorsteher die Beitrittssatzung unterzeichnet. Die KK RHK AöR wurde somit zum 1. Januar 2023 gegründet. Geschäftsführung übernimmt die VG Simmern-Rheinböllen, da dort auch der Standort der Anlage geplant ist, heißt es im Pressetext. red