Ausstellung auf Burg Rheinfels feierlich eröffnet
Ausstellung eingeweiht: In St. Goar lebt Erinnerung an Poetensommer auf
Joe Schuck verkörperte den Dichter Ferdinand Freiligrath, der von 1842 bis 1844 in St. Goar lebte und sich zum „Trompeter der Revolution“ wandelte.
Holger Heuermann*+49171330773. Holger Heuermann*

Das Museum auf Burg Rheinfels hat seinen neu konzipierten und neu gestalteten Ausstellungsrundgang zu „Romantik und Revolution – der Dichter Ferdinand Freiligrath“ eingeweiht.

Bei einem Gläschen Secco verfolgten laut einem Bericht der Stadt St. Goar mehr als 70 Gäste gespannt die lebhaften Darbietungen zu Romantik und Revolution im voll besetzten Museum auf der Rheinfels. Sie waren teilweise von weit her angereist, sogar Dr. Peter Schütze, Präsident der Grabbe-Gesellschaft aus Detmold, der Geburtsstadt dreier Dichter – Christian Dietrich Grabbe, Ferdinand Freiligrath und Georg Weerth – ließ es sich nicht nehmen, der Einladung zu folgen. Auch die Vertreter der örtlichen Vereine und des Stadtrates gaben sich ein Stelldichein.

Im Fazit der Stadt klingt aber auch Kritik an: „Nur die bekannten regionalen Vertreter der Politik wurden angesichts des 175-jährigen Erinnerns an die 1848er Märzrevolution vermisst. Bemüht sich doch die Landesregierung aktuell in Fraktionen übergreifender Einigkeit (mit Ausnahme der AfD) als ,Demokratieland Rheinland-Pfalz', die Demokratiebewegung seit den Tagen der Mainzer Republik (1793) und dem Hambacher Fest (1832) stärker ins Bewusstsein zu bringen“, heißt es wörtlich. Und gerade dieses Thema beleuchte doch nun die neue Dauerausstellung, und zwar bis zur Wiedervereinigung 1990.

Abwechslungsreiches Programm im Museum

Nachdem Stadtbürgermeister Falko Hönisch das Publikum begrüßt hatte, gab die Museumsleiterin Ingrid Leonhard einige interessante Einblicke in die geschichtlichen Hintergründe des langen Kampfes um ein geeintes Deutschland, um Freiheit und demokratische Rechtsstaatlichkeit sowie zu dem Dichter Ferdinand Freiligrath und dem Poetensommer 1842/43 in St. Goar, während dem er sich vom romantischen Poeten zum „Trompeter der Revolution“ wandelte, und moderierte anschließend das Programm.

Stadtbürgermeister Falko Hönisch (links) bedankte sich bei den Akteuren (von links): Prof. em. Dr. Karl-Heinz Göttert hielt eine Rede über die Rhein-Literatur, Wirtin Susanne Hoffmann, Lucie, Heribert und Joe Schuck spielten eine Begegnung zwischen Ferdinand Freiligrath und Hoffmann von Fallersleben nach. Das Theater am Werk (taw) präsentierte temperamentvolles Liedgut mit Texten von Ferdinand Freiligrath mit Katrin Zurborg (Gitarre), Sven Marko Schmidt und Christoph Maasch (Schauspiel und Gesang). Fotos: Holger Heuermann
Holger Heuermann

Für eine originelle Einstimmung sorgte eine von Jürgen Helbach erdachte und inszenierte Szene, die eine Begegnung am 17. August 1843 zwischen Ferdinand Freiligrath und Hoffmann von Fallersleben inklusive der Rezitation seines Deutschlandliedes, dessen dritte Strophe bis heute die deutsche Nationalhymne darstellt, im Oberweseler Gasthaus Zum goldenen Pfropfenzieher nachspielte.Es war eine gelungene Darstellung der Oberweseler Brüder Joe und Heribert Schuck, dessen Frau Lucie und von Sabine Hoffmann als Wirtin.

Dabei wurde Jürgen Helbach aus St. Goar besonderer Dank zuteil für sein langes Engagement für die Dichtung und Literatur des Mittelrheins im 19. Jahrhundert. Seinen Nachforschungen sei es zu verdanken, dass das Wissen um all die bedeutenden Persönlichkeiten, die sich zum Poetensommer in St. Goar einfanden, nun bewahrt bleibe.

Vortrag in Anwesenheit der Loreley

Es folgte ein unterhaltsamer und geistreicher Vortrag des auch durch Fernsehdokumentationen bekannten Germanisten und Literaturhistorikers Prof. em. Dr. Karl-Heinz Göttert aus Köln mit Anklängen aus seinem kürzlich erschienenen Buch „Der Rhein – eine literarische Reise“. Es war ein Parforceritt durch die Jahrhunderte auf den literarischen Wellen und Klippen des Rheins. Da traf es sich gut, dass auch die amtierende Loreley Katharina Blanckart ihre Heimatstadt beehrte und fasziniert den Geschichten aus der Geschichte lauschte.

Anschließend ließ das Theater am Werk – kurz: taw – aus Koblenz in einer Inszenierung von Walla Heldermann den Geist der Revolution in kraftvoll vorgetragenen Liedern aufleben und riss das Publikum sogar zu Bravorufen hin. Der Gesang von Sven Marko Schmidt und Christoph Maasch, musikalisch begleitet von Gitarristin Katrin Zurborg, machte Vorfreude auf die Vorführung des vollständigen Stückes im Rahmen eines K.O.M.-Salons (www.kultur netz-oberes-mittelrheintal.org) am 23. Juni im Glasfoyer der Rheinfelshalle in St. Goar. Wer also die Gelegenheit verpasst hat, zu dieser Eröffnung zu kommen, sollte in jedem Falle die Freiligrath-Ausstellung auf Burg Rheinfels besichtigen und ist eingeladen, den K.O.M.-Salon am 23. Juni ab 18.30 Uhr zu besuchen.

Weitere Fotos im Internet unter www.stadt-st-goar.de

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