Landrat Miroslaw Kowalski hatte im Oktober im Rahmen einer Ortsbürgermeisterdienstbesprechung zugesagt, alle 96 Städte und Gemeinden im Nationalparklandkreis zu besuchen, um mit den Gemeindevertretern darüber zu sprechen, welche Probleme sie haben und die Gemeinden auch besser kennenzulernen. Den Auftakt machte Kowalski nun am vergangenen Wochenende ein Frauenberg und Reichenbach. Auf dem Terminplan des Landrats stehen zunächst bis Mai die anderen Orte in der Verbandsgemeinde Baumholder, danach will er die Ortsgemeinden in der VG Birkenfeld bereisen.
Im rund 400 Einwohner zählenden Frauenberg, der mit der namensgebenden Frauenburg, wurde der Landrat von den beiden Beigeordneten Achim Bechtel und Stefan Kielburger empfangen, da Ortsbürgermeister Karl-Heinz Thom urlaubsbedingt nicht teilnehmen konnte. Die Ruine der Frauenburg, malerisch gelegen und inzwischen von der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) Rheinland-Pfalz aufwendig saniert, gehörte zum Programm der Tour. Achim Bechtel gab einen Überblick über die wechselvolle Geschichte dieses Gemäuers, das im 14. Jahrhundert der Witwensitz von Loretta von Sponheim war. Der Erste Beigeordnete ist zugleich Vorsitzender des Frauenberger Heimat- und Verschönerungsvereins, der seit 1981 die GDKE bei der Pflege der Burgruine unterstützt.
Hochwasserschutz in den Naheauen
Im Nahetal ging es im Ortsteil Bahnhofstraße unter anderem zum Sitz der Firma Stephan. Die Edelsteinmanufaktur ist mit ihren rund 250 Mitarbeitern der mit Abstand wichtigste Gewerbebetrieb in Frauenberg und zählt zudem zu den bedeutsamsten Aushängeschildern der Schmuckindustrie in der Region. Beim jetzigen Besuch Kowalskis ging es dem Landrat in erster Linie um den Hochwasserschutz und um den sanierungsbedürftigen Zustand der Bahnhofstraße. Die Straße ist in Gemeindebesitz, daher verwies der Landrat darauf, dass man einen Zuschuss aus dem Investitionsstock beantragen solle. Zudem besichtigten die Gemeindevertreter mit Kowalski den benachbarten Rasenplatz des FC Lauretta und das dortige Sportler- und Anglerheim.
Im Anschluss erläuterten die Ortsvertreter Kowalski, dass der Zufahrtsweg über die schmale und kurvenreiche Kreisstraße 12 Leitplanken erhalten sollte. Bechtel und Kielburger betonten, dass sich die Gemeinde an einigen Stellen Verbesserungen wünschen würde. Im Ort selbst nahmen der Landrat und die beiden Beigeordneten unter anderem das Neubaugebiet und das Dorfgemeinschaftshaus in Augenschein. Die beiden erläuterten auch die angespannte Haushaltslage und die Notwendigkeit, Schulden abzubauen. Kowalski wiederum machte sich Notizen über die von Bechtel und Kielburger vorgebrachten Anliegen und versicherte, dass diese bei weiteren Entscheidungsfindungen im Kreishaus – sofern möglich – Berücksichtigung finden sollen.
Expansion unterstützen
Im Anschluss begab sich Kowalski ins Nachbardorf Reichenbach, das circa 600 Einwohner hat. Vom Treffpunkt am Gemeindehaus aus, ging es mit Ortsbürgermeister Uwe Nees zu den drei neu errichteten Windenergieanlagen, die die Firma Baywa r.e. geplant und im Vorjahr gebaut, aber inzwischen weiterverkauft hat. Nees betonte, dass die schuldenfreie Ortsgemeinde in den nächsten Jahren einen großen finanziellen Nutzen von den Anlagen erwarte.
Dass Nees den Landrat zu den Anlagen führte, hatte einen weiteren Grund. Denn während der Bauphase der Windräder wurde – um die großen Teile zu den Standorten zu transportieren – von der Landesstraße 169 bei Ruschberg aus eine breite Zufahrtsstraße über Heimbacher und Reichenbacher Gemarkung geschaffen. Die soll aber nach der erteilten Genehmigung wieder zurückgebaut werden. Der Ortsgemeinde würde sich aber genauso wie die Nachbarn aus Heimbach wünschen, dass dieser ausgebaute Wirtschaftsweg bestehen bleibt. Im Gespräch verwies Nees unter anderem darauf, auch dass das landwirtschaftliche Lohnunternehmen Andre Dunkels auf den Reichenbacher Höfen expandiert und nicht nur die Lkws auch Baumaschinen dort einfacher fahren könnten als durch die Ortslage.
Zwei Jahre lang wird gebaut
Zumal ab Juni die Bagger in der Hauptstraße rollen sollen. D ann wird voraussichtlich für knapp zwei Jahre lang in drei Abschnitten die Ortsdurchfahrt der Landesstraße 172 erneuert. Nees betonte, dass es aus Sicht der Ortsgemeinde wünschenswert sei, wenn die Zufahrtsstraße zu den Windrädern zumindest während der Arbeiten in der Reichenbacher Hauptstraße noch als Ausweichroute genutzt werden könnte.
Kowalski nahm dies auf und sagte zu, seitens der Kreisverwaltung zu prüfen, inwiefern man diesem Ansinnen stattgeben könne. Der Landrat nutzte die Gelegenheit aber auch, um im Gespräch mit Nees mehr über andere Besonderheit Reichenbachs – etwa dem von Privatleuten betriebenen Ofenmuseum oder das Vereinsleben im Ort – zu erfahren.