"Idar-Oberstein tanzt" macht Hausbesuche: Auftakt in der Seniorenwohnanlage Grimm
Die subtile Kraft der Berührung – Company macht Hausbesuche in Idar und Oberstein
Spannende Sache: Die Sebastian Weber Dance Company macht in dieser Woche Hausbesuche – unter anderem in einer Serienwohnanlage und einer Schule für Lernbehinderte. Foto: Sebastian Weber Dance Company
Sebastian Weber Dance Company

Nachdem im Rahmen von „Idar-Oberstein tanzt“ die Tanzproduktion „Touch“ der Sebastian Weber Dance Company zweimal sehr erfolgreich im Stadttheater gezeigt wurde, macht sich die Company nun auf und bespielt bei ihren Hausbesuchen besondere Orte in Idar-Oberstein.

In der Choreografie geht es eigentlich darum, wie sich Steptanz und Berührung zusammenbringen lassen. Nun bringt „Idar-Oberstein tanzt!“ die Performance mit Menschen zusammen, die sie üblicherweise nicht erleben könnten, und an besondere Orte, die reizvoll für eine Adaption sind.

In der Seniorenwohnanlage Grimm in Tiefenstein spielt Berührung eine wichtige Rolle. Gabi Geng, Leiterin der Abteilung Betreuung und Beschäftigung bei Grimm, hatte „Touch“ bereits im Stadttheater gesehen und wusste: Das müssen auch die Bewohner*innen der Anlage sehen. „Die Nähe zu den Tänzer*innen, die Berührung, die Empfindung war sehr spannend. Das bringt Leben in den kalten November.“

Das Tänzerpaar bei „Touch“ spielt auf einer Fläche aus weißem Sand und zieht die Zuschauer*innen förmlich in die knapp 45-minütige Performance. Das Stück wird an die unterschiedlichen Orte angepasst. Im Anschluss ist Zeit für Gespräche und Erfahrungsaustausch. In der Seniorenwohnanlage freut man sich schon, weiß Gabi Geng: „Wir haben viele ehemalige Theaterleute unter unseren Bewohner*innen. Diese moderne Kunstform gemeinsam zu entdecken, wird interessant werden.“

Interessiert hat uns, welche Rolle Tanz im Leben des Leitungsteams der Seniorenwohnanlage spielt: Deshalb haben wir mit Gabi Geng und Christian Grimm gesprochen. Gabi Geng leitet die Abteilung Betreuung und Beschäftigung der Seniorenwohnanlage Grimm. Christian Grimm leitet das Unternehmen zusammen mit seinem Bruder.

Was war Ihr erstes Tanzerlebnis?

Geng: „Das muss in der Grundschule gewesen sein – ein Gruppentanz mit den Kindern und bunten, flatternden Bändern. Grimm: Madonna mit ,Like a Prayer' im Club Rubin, ganz klar.“

Welche Rolle spielt Tanzen in Ihrem Alltag?

Grimm: „Als bekennender Techno-Fan habe ich sicher ein Drittel meines Lebens auf Tanzflächen verbracht. Für mich ist das ein absoluter Ausdruck von Freiheit, mich mit der Musik in die Tiefe fallen zu lassen, das ist wirklich sehr, sehr schön.“

Geng: „Ich habe einige Tanzkurse absolviert – also klassischer Gesellschaftstanz – und überhaupt tanze ich im Alltag, wann immer und wo immer es geht – besonders gerne beim Kochen.“

Bei der Tanzproduktion „Touch“ geht es um Berührung. Welche Rolle spielt Berührung in Ihrer Arbeit?

Geng: „Eine sehr große! Es gibt einen großen Unterschied zwischen angefasst werden und berührt werden. Berührung ist in der Pflege eine ganz wichtige Sache, denn es ist die Wahrnehmung, die oft bis zum Ende bleibt, selbst bei hochgradig dementen Personen. Sich die Zeit nehmen für eine Umarmung oder einfach mal die Hand auflegen, das ist ganz wichtig.“

Grimm: „Genau, ohne Berührung, keine Pflege! Taktiles Erleben ist für unsere Bewohner*innen oft die einzige Möglichkeit, uns als Personen zu erleben. Und dass wir da sind und die Hand halten, ist manchmal wirksamer als jede Schmerztablette. Berührung kann aber auch ein Blick sein, oder eine zugeneigte Geste, ob seelisch oder taktil, ohne Berührung geht es nicht.“ red

Top-News aus der Region