Ideenwettbewerb in Neuwied
Neue Deichkrone soll historischem Wahrzeichen ähneln
Dieser Vorentwurf von Architekt Ralph Schulte soll einen ersten Eindruck vermitteln, wie die Deichkrone am Rheinufer aussehen könnte. Die eigentlichen Planungen beginnen erst noch. (Illustration)
Architekt Ralph Schulte

Nach dem Förderbescheid über 4,5 Millionen Euro für die Deichkrone nehmen die Überlegungen für das Neuwieder Wahrzeichen Gestalt an: Geplant sind ein Bistro, Pavillons und Gehwege an der Rheinseite und nicht zuletzt ein Klimaschutzmuseum.

Neuwied wird nicht umsonst „Deichstadt“ genannt. Und kaum ein Gebäude in der Stadt stiftet mehr Identität als die Deichkrone. Daher war es eine der besten Nachrichten des vergangenen Jahres, dass es gelungen ist, ein Förderpaket über satte 4,5 Millionen Euro für die Sanierung an Land zu ziehen. „Ein großer Gewinn für unsere Stadt. Wir können die Deichkrone wieder zu einem lebendigen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität machen“, werden Oberbürgermeister Jan Einig und der Beigeordnete Ralf Seemann als Immobiliendezernent in einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung zitiert. Im Dezember überbrachte Bundesbauministerin Clara Geywitz die Zusage persönlich. Vor wenigen Tagen nun ist auch das offizielle Schreiben dazu im Verwaltungshochhaus an der Engerser Landstraße eingetroffen. Da zumindest äußerlich noch nichts zu sehen ist, nimmt die Stadtverwaltung dies zum Anlass, um über die weiteren Schritte zu informieren.

„Zurzeit haben wir ein Gebäude in desolatem Zustand.“
Günsel Hübner-Afacan, Architektin beim städtischen Immobilienmanagement

Klar ist: Die Förderrichtlinien geben vor, dass das Projekt bis zum Jahr 2028 abgerechnet sein muss. Folglich ist Eile geboten, und in der Verwaltung wird parallel gearbeitet: Das Immobilienmanagement plant eine universell nutzbare Ausstellungsfläche; das Stadtmarketing erarbeitet ein Museumskonzept, das dort integriert werden kann. Zu den baulichen Veränderungen: „Zurzeit haben wir ein Gebäude in desolatem Zustand“, stellt Günsel Hübner-Afacan, Architektin beim städtischen Immobilienmanagement, fest und erklärt, dass im Inneren praktisch Rohbaustatus herrscht. Im ersten Schritt wird nun zunächst die technische Planung ausgeschrieben.

Bis Ende des Jahres müssen Statik und Fachplanung stehen, damit der Bauantrag gestellt werden kann. Im Anschluss wird das, was der Beigeordnete Ralf Seemann mit leicht nach oben gezogenen Augenbrauen als „Ruine mit Gebäudehülle“ bezeichnet, komplett entkernt. Im „Erdgeschoss“ entstehen auf rund der Hälfte der Nutzfläche der Eingangsbereich und ein Bistro, das auch unabhängig vom Museum besuchbar sein wird. Auf der anderen Hälfte und im Obergeschoss entstehen die eigentlichen Museumsräume. Insgesamt steht eine Brutto-Nutzfläche von rund 620 Quadratmetern zur Verfügung.

Balkon wird abgerissen

Links und rechts des Hauptgebäudes werden wieder Pavillons angebaut, die dem Originalzustand gleichen und nicht den später angebauten, mittlerweile wieder abgerissenen Seitenflügeln, die viele Neuwieder vielleicht noch kennen. Auch der baufällige Balkon wurde abgerissen, sodass Fußgänger – wie einst 1931 – das Gebäude wieder auf der Rheinseite passieren können. Zur inhaltlichen Konzeption: Wie beantragt, entsteht ein Klimaschutzmuseum. Hintergrund sind durch die Klimaveränderungen ausgelöste Wetter- und Umweltkatastrophen wie beispielsweise an der Ahr. Neuwied kann dank seines Deichs auf eine lange Historie in Sachen Hochwasserschutz zurückblicken und eine entsprechende Expertise vorweisen. Aktuell erstellen die Mitarbeiter des Stadtmarketings ein Leistungsverzeichnis, das diese Expertise einbringt. Dabei wird gleichzeitig die neu erstellte Tourismusstrategie berücksichtigt.

Digitalisierung im Klimaschutzmuseum ist eine Priorität

Will heißen: Das museale Konzept soll entsprechend der neu definierten Zielgruppen angelegt werden und sich vor allem an Kultur- und Landschaftsliebhaber sowie vielseitig Aktive, zu denen vor allem Familien zählen, richten. Auch Reiseveranstalter gehören dazu. Ein Hauptaugenmerk wird auf der Digitalisierung liegen. Dabei will man bestehende Partnerschaften nutzen und neue Synergien finden. Ein Beispiel: Das bereits vorhandene Deichinformationszentrum wird auf jeden Fall angebunden. Für eine nachhaltige Vermarktung sollen neue Marketingkooperationen erarbeitet werden. Sobald dieses Leistungsverzeichnis fertiggestellt ist, wird es einen Ideenwettbewerb geben.

Parallel sucht die Stadt für den musealen Teil noch nach weiteren Fördermöglichkeiten. Dies lasse das Förderprogramm des Bundes, dessen 4,5 Millionen Euro allein für Sanierung und Neugestaltung des Bauwerks vorgesehen sind, ausdrücklich zu, so die Stadt.

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