Beniamin Kolosowski hat bei der Stadtverwaltung gelernt - Bester angehender Fachinformatiker in Deutschland
Auszeichnung für jungen Fachinformatiker: Der beste Azubi Deutschlands kommt aus Neuwied
Oberbürgermeister Jan Einig (links) hat Beniamin Kolosowski zur IHK-Bestenehrung in Berlin begleitet.
Stadt Neuwied/Gerhard Wingender

94 von 100 Punkten: Damit ist Beniamin Kolosowski der Beste seines Jahrgangs unter 2208 Azubis in ganz Deutschland. Bereich: „Fachinformatik für Systemintegration“. Die Industrie- und Handelskammer hat ihn kürzlich in Berlin ausgezeichnet.

Einfach war der Weg bis dahin nicht. Es ist zwei Jahre her, da greift Beniamin Kolosowski eines Morgens zum Hörer und ruft seine Ausbildungsleiterin Patricia Bresgen an. Hinter ihm liegen unglückliche Wochen. Nach langem Hadern hat er sich nun durchgerungen: Er schmeißt das duale Studium. „Das war schwer“, gibt er zu und erzählt, dass er „ja niemanden enttäuschen wollte“. Außerdem war sein Start ins Berufsleben eigentlich geglückt.

Nach dem Abitur am Neuwieder Rhein-Wied-Gymnasium hatte sich der gebürtige Pole für ein duales Studium entschieden. Das Ziel: Der Abschluss als Bachelor der Informationstechnik, Fachrichtung Systemintegration. Das erste Jahr dabei: klassische Berufsausbildung im Betrieb, also in der Stadtverwaltung, „das hat mir super gefallen“.

Doch dann kam der zweite Teil: die theoretische Ausbildung an der Koblenzer Hochschule. Dass im Studium auch viel Elektrotechnik gefordert wird und ihm die „nicht so liegt“ – geschenkt. Da wäre er durchgekommen. Aber gleichzeitig kam Corona. Statt Vorlesungen im Hörsaal nur Fernunterricht am heimischen Rechner. „Das war alles so anonym, es fehlte jeglicher Kontakt, ich kannte keinen“, erinnert er sich und erzählt, dass die anderen Kommilitonen in der Mehrzahl „klassische“ Studenten waren. Feste Grüppchen hatten sich daher schon vorher gebildet. Auf rein virtuellem Weg war für den heute 24-Jährigen kein Hineinkommen.

Ein riesiger Erfolg für ihn persönlich, aber auch für uns als Ausbildungsbetrieb.

Oberbürgermeister Jan Einig und IT-Amtsleiter Gerhard Wingender begleiteten Beniamin Kolosowski zur Preisverleihung in Berlin.

Also der Cut. Mit seiner Ausbilderin besprach Kolosowski die Alternativen. „Ich rechne ihr hoch an, dass sie sich sofort mit der IHK in Verbindung gesetzt hat und ich letztlich ohne Probleme zur Ausbildung switchen konnte“, sagt er. Und da lief es dann auch sofort besser.

Die Arbeit in der Stadtverwaltung sei abwechslungsreich. „Es gibt so viele unterschiedliche Fachbereiche mit Hunderten verschiedenen Softwareprogrammen. Wirklich Hunderte“, sagt er. Am Helpdesk sei er „mit allen möglichen Problemen“ konfrontiert. Zugleich gibt ihm die Projektarbeit Raum, um fokussiert an komplexen IT-Fragen zu tüfteln. Parallel zur Arbeit büffelte er den Unterrichtsstoff. Dass er dann schließlich aber Bester im ganzen Bund wurde, das hat auch ihn ein bisschen umgehauen.

Und wie geht es jetzt weiter? Beniamin Kolosowski bleibt der Neuwieder Stadtverwaltung erst einmal treu. „Ich weiß die Sicherheit schon sehr zu schätzen“, sagt er. Perspektivisch will er seine Stunden dann vielleicht reduzieren. Er hat einen Gewerbeschein und handelt schon jetzt privat mit alten Computerspielen, „mit denen ich aufgewachsen bin“, die es aber sonst nicht mehr gibt. Perspektivisch möchte er diese Selbstständigkeit gern ausbauen.

Ausbildung bei der Stadt Neuwied

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels spielt die eigene Ausbildung auch für die Verwaltung eine große Rolle. Die erste Herausforderung ist dabei laut Stadt, geeignete junge Menschen zu finden, die nicht nur den Vertrag unterzeichnen, sondern dann auch ihre Lehre antreten. Teilweise vergeht zwischen Zusage und Start mehr als ein Jahr. Mit verschiedenen Angeboten noch vor dem ersten Tag will man die Bindung direkt stärken. Die Neuwieder Stadtverwaltung bildet in zehn Berufen aus, unter anderem zu Verwaltungsfachangestellten, Veranstaltungskaufleuten, Bauzeichnern und Erziehern. Hinzu kommen duale Studiengänge.

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