Wie die Schule berichtet, ist die 24-Jährige eigentlich Englischlehrerin, spricht aber auch Deutsch. Als im Februar der russische Angriffskrieg begann, musste sie aus ihrer Heimatstadt Kropyvnytskyi in der Zentralukraine fliehen.
Dass sie jetzt Ukrainisch als Herkunftssprache unterrichtet, ist reiner Zufall, erzählt Baieva: „Ich habe einer bekannten Familie als Übersetzerin geholfen, ihr Kind in der Grundschule anzumelden. Da habe ich spontan nachgefragt, ob sie Arbeit für mich haben – und konnte direkt anfangen.“ Einmal wöchentlich unterrichtet Baieva auch anderthalb Stunden am Evau. Die junge Lehrerin ist begeistert von den Fortschritten ihrer Schützlinge: „Die Kinder sind fleißig und motiviert“, sagt sie. Man merke ihnen aber auch an, dass sie ihre Väter und Brüder vermissen, die zum Kämpfen in der Ukraine zurückgeblieben sind.
Die Kinder selbst erzählten, dass der erste Monat in Deutschland hart gewesen und es ihnen schwergefallen sei, deutsche Freunde zu finden. Inzwischen fühlten sie sich zunehmend wohler, berichteten aber auch, dass sie so schnell wie möglich zurück nach Hause möchten. Eine Jugendliche erzählte dagegen, sie habe schon vor dem Krieg geplant, zum Studieren nach Deutschland zu ziehen. Dass aber die Umstände so kommen würden, hätte sie nie gedacht. Die Flucht sei stressig und belastend gewesen, trotzdem sei sie froh, jetzt hier zu sein, sagte das Mädchen.
„Die Kinder sind fleißig und motiviert.“
Anna Baieva über die ukrainischen Kinder am Evangelischen Gymnasium Siegen
Am Evau sind seit Kriegsausbruch 18 geflüchtete Kinder aus verschiedenen Regionen der Ukraine angemeldet, berichtet Frank Forster, der Deutsch als Zweitsprache (DAZ) unterrichtet und Flüchtlingsbeauftragter der Schule ist.
Die Zusammenarbeit von Kreis und Schule funktioniere tadellos, auch die Universität Siegen unterstütze die Schulen bei der Aufnahme der Geflüchteten, sagt er. Am Evau besuchen die Schüler die Jahrgänge fünf bis elf, in einer Klasse sind maximal zwei Ukrainer gemeinsam. Es helfe der Integration, die neuen Jungen und Mädchen aufzuteilen und so mehr Annäherung an die deutschen Kinder zu schaffen, erklärt Forster.
Die Schule lege viel Wert darauf, dass die Kinder zunächst Deutsch lernen, um dann zunehmend am Unterrichtsgeschehen teilnehmen zu können. „Zurzeit liegt der Fokus noch auf den Fächern Mathe, Englisch und DAZ“, sagt der Pädagoge. „Die Nebenfächer stehen zunächst im Hintergrund, bis die Schüler die sprachlichen Voraussetzungen haben, im Unterricht richtig mitzumachen.“ Es gibt jede Woche neun Basisstunden Deutschunterricht, die sich zwei Lehrkräfte und eine Ehrenamtliche teilen.
Bei einer Sache seien sich alle Lehrkräfte einig: Solange die Kinder hier sind, werden sie ihr Bestes geben, um die Schüler so gut wie möglich zu integrieren. red