Statt an einem Tisch in der Walporzheimer Kirche wäre Lohnunternehmer Wipperführt jetzt eigentlich bei der Ernte. Der Pulheimer ist stattdessen Helfer seit der ersten Stunde an der Ahr. Seitdem berichtet er live bei Facebook. Seine Kritik an der staatlichen Organisation der Katastrophe, daran, dass die Polizei sogar Helfer abweise oder der Krisenstab keinerlei Kontakt mit den Freiwilligen vor Ort aufnehme, die sorgt im Internet für viele Klicks. Sein Markenzeichen, eine grüne Kappe, wird jetzt im Internet versteigert. Für Flutopfer soll das Geld dienen, sagte der Lohnunternehmer. 130 000 Euro ist das letzte bekannte Angebot. Auch um Geld geht es bei der von Wipperfürth und befreundeten Unternehmern einberufenen Pressekonferenz am Freitagmorgen: „Ich habe noch keinen Cent gesehen für das, was ich hier mache. Abbrechen kann ich hier aber auch nicht“, sagt der Landwirt. Wenn aber die Politik kein Zeichen für eine Kostenübernahme setze, dann würden die Helfer zu Opfern.
Viele Lohnunternehmer aus dem landwirtschaftlichen Bereich wie Wipperfürth sind es gewohnt, eine Dienstleistung gegen Rechnung zu erbringen. Davon leben sie. Als die Flut kam, warteten viele Helfer nicht erst auf den Auftrag einer Dienstleistung, sondern taten sofort, was sie konnten: mit Mitarbeitern, Baggern und eben allem, was ihnen zur Verfügung stand.
Dieses Engagement ist aus Sicht der Unternehmer rund um Wipperführt immer noch nötig. Denn weiterhin kritisiert er Beschönigung seitens der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD). Die für den Wiederaufbau zuständige Behörde des Landes Rheinland-Pfalz tue so, als sei bereits alles in Ordnung. Mit seiner Meinung ist Wipperfürth nicht allein. Er erntet in der Walporzheimer Kapelle mehrfach Applaus. Durch seinen Einsatz, vor allem im Weindorf, hat er dort viele Freunde gewonnen.
Einer der Freunde und ebenfalls mit schwerem Gerät vor Ort ist Marcus Zintel. Der habe aufgrund seiner Aufräumarbeiten um Bad Neuenahr eine offene Rechnung von fast einer halben Million Euro, gibt er an. Ganze Straßen setzte er wieder in Stand, damit diese frei waren, um Schutt oder zerstörte Möbel aus der Stadt zu transportieren. Ob der Helfer auch nur einen Euro davon zurückbekommt, das weiß er nicht. Innenminister Roger Lewentz hat nur wenige Stunden später in einer anlässlich des Hochwassers täglich stattfindenden Pressekonferenz in der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung auf die Situation reagiert: „Wir haben den Kreis Ahrweiler, der wiederum weitergereicht an die Verbandsgemeinden und Ortsgemeinden 42 Millionen Euro zur Verfügung stellt, um Aufträge zu verteilen.“ Er würde Unternehmern raten, mit den Ortsbürgermeistern Kontakt aufzunehmen, und wenn die Gemeinden diese Aufträge als zielführend empfänden, könnten diese auch bezahlt werden. Auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer betonte: „Wir möchten, dass die Lohnunternehmer ihr Geld bekommen.“ Nur bei manchen habe dies leider bisher noch nicht geklappt. Auf ganz niedrigschwelligem Weg könne aber dafür gesorgt werden, erklärte die Sozialdemokratin.
Nun hat Zintel eine Bundesstraße wieder befahrbar gemacht. Für diese ist der Land zuständig. Was dann? Dann solle sich der Unternehmer an den Landesbetrieb für Mobiliät (LBM) wenden, sagte Lewentz. Während Lewentz gegen 15 Uhr darauf verwies, hatte Zintel in der in Walporzheim stattfindenden Versammlung schon lange darüber referiert, dass die Auszahlungen über den LBM bislang nicht funktionierten. Zintel müsse seine Mitarbeiter und die schweren Baumaschinen nun nach Hause schicken. Es sei einfach nicht mehr finanzierbar, erklärt dieser, sprach sogar von drohender Insolvenz. Er selbst wolle bleiben, dennoch weiterhelfen.
Damit ist er einer Schätzung von Wilhelm Hartmann nach einer von rund 1200 Freiwilligen. Lohnunternehmer Hartmann kommt aus Fulda. Er sammelte bereits Erfahrungen während des Elbhochwassers 2002. Und er will ebenfalls bleiben. „Wir haben so viele Themen, dass wir bestimmt bis Weihnachten hier aktiv sind.“