Berlin

Koalition: Frauenquote reizt die Wirtschaft

Viele schwarze Anzüge, wenige Röcke: So sieht es bisher in den meisten Chefetagen aus. Union und SPD wollen das ändern. Eine gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent für Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen soll von 2016 an Pflicht werden. Vielen Wirtschaftsvertretern schmeckt das nicht. Foto: dpa
Viele schwarze Anzüge, wenige Röcke: So sieht es bisher in den meisten Chefetagen aus. Union und SPD wollen das ändern. Eine gesetzliche Frauenquote von 30 Prozent für Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen soll von 2016 an Pflicht werden. Vielen Wirtschaftsvertretern schmeckt das nicht. Foto: dpa

Nach jahrelangem Gezerre soll die gesetzliche Frauenquote für Aufsichtsräte nun schon 2016 kommen: Union und SPD haben sich in ihren Koalitionsverhandlungen auf eine gesetzliche Quote für Frauen in Führungspositionen verständigt.

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Nach dem Willen der Unterhändler in der Arbeitsgruppe Familie sollen in den Aufsichtsräten großer börsennotierter Unternehmen von 2016 an mindestens 30 Prozent Frauen vertreten sein.

Darüber hinaus müssen große Unternehmen von 2015 an eigene verbindliche Ziele für die Erhöhung des Frauenanteils in Aufsichtsrat, Vorstand und den obersten Managementebenen definieren und veröffentlichen. Die SPD ist zufrieden mit dem Kompromiss, doch der Wirtschaftsflügel der Union hat Bedenken. „Das wird in einigen Firmen mit Sicherheit sehr schwierig sein, mit dieser Quote zu leben“, sagte der CDU-Wirtschaftspolitiker Michael Fuchs. Er verwies etwa auf den Maschinenbau, in dem nur wenige Frauen tätig sind.

Auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz sieht Probleme bei der Umsetzung der Quote: „Wenn in manchen Regionen nur 20 Prozent der Beschäftigten einer Branche weiblich sind, stellt sich die Frage, aus welchem Pool dort Aufsichtsräte mit geeigneter Erfahrung rekrutiert werden sollen“, sagte Robert Lippmann, Geschäftsführer Standortpolitik der IHK Koblenz, unserer Zeitung. Aus Sicht der Landesvereinigung Unternehmerverbände Rheinland-Pfalz ignoriert eine Quote branchen- und unternehmensspezifische Besonderheiten.

Von einem guten Schritt für die Gleichstellung von Frauen in Deutschland sprach dagegen die stellvertretende SPD-Vorsitzende Manuela Schwesig. Sie hatte gemeinsam mit der Co-Leiterin der Arbeitsgruppe, Annette Widmann-Mauz (CDU), den Kompromiss ausgehandelt. „Wenn die Quote nicht erreicht wird, gibt es Sanktionen, und zwar den leeren Stuhl. Dann darf das Aufsichtsratsmandat nicht besetzt werden“, sagte Schwesig.

In den Führungspositionen der großen Unternehmen in Deutschland sind Frauen bislang eine Minderheit. Zwölf Jahre nach der Selbstverpflichtung der Wirtschaft, mehr Frauen in Aufsichtsräte und Vorstände zu berufen, lag ihr Anteil in den Führungsetagen der 160 börsennotierten Topunternehmen im September 2013 bei 11,7 Prozent. Europas größter Autobauer Volkswagen beispielsweise müsste den Frauenanteil in seinem Aufsichtsrat spürbar erhöhen, um die Quotenpläne der möglichen neuen Großen Koalition zu erfüllen. Von den insgesamt 20 Mitgliedern in dem Kontrollgremium sind bisher erst drei weiblich: zwei auf Kapital- und eines auf der Arbeitnehmerseite.