Handy: Das perfekte Überwachungsgerät der NSA?
Von Andrej Sokolow und Christoph Dernbach
Es geht nicht etwa um die punktuelle Überwachung einiger Terrorverdächtiger: Der „Washington Post“ zufolge saugt die NSA so viele Informationen auf, wie sie verarbeiten und speichern kann. Das seien rund fünf Milliarden Datensätze – pro Tag.
Dies wäre eine atemberaubende Dimension bei weltweit rund sechs Milliarden Mobilfunkanschlüssen. Bei wie vielen davon genau die NSA den Aufenthaltsort verfolgt, bleibt unklar. Es gehe um „mindestens mehrere Hundert Millionen Geräte“, schrieb die Zeitung unter Berufung auf Unterlagen des Informanten Edward Snowden und Gespräche mit Regierungsbeamten.
Bewegungsprofile erkennen
Die NSA sammelt offenbar möglichst viele Daten, damit die Muster in den Bewegungsprofilen erkennbar werden. Die NSA-Analysten könnten demnach von ihrem Schreibtisch aus den kompletten Tagesablauf von Überwachten nachverfolgen: Wann sie zur Arbeit gehen, wann sie zu Hause sind, wann sie Cafés, Ärzte, Geliebte oder Hotels besuchen. Handys von Politikern können wertvolle Informationen liefern oder sie erpressbar machen. Und nimmt man Telefone von Konzernchefs ins Visier, könnte man zum Beispiel frühzeitig Hinweise auf sich anbahnende Fusionen bekommen. Sechs Monate nach dem Ausbruch des NSA-Skandals würde auch so ein Szenario niemanden mehr wundern.
Netzbetreiber kennen Aufenthaltsorte
Der Zeitungsbericht lässt aber auch Fragen offen. Wo genau kommen die Informationen her? Man bekomme jede Menge an Daten aus Kabeln, die die weltweiten Mobilfunknetze miteinander verbinden, erklärte ein Geheimdienstler der „Washington Post“. Die Netzbetreiber kennen den Aufenthaltsort von Handys, weil sie die Daten zum Beispiel für die Abrechnung von Roaming-Gebühren brauchen. Unklar bleibt, inwieweit die NSA mit Wissen der Mobilfunkanbieter auf die Daten zugreift.