Stanford

Grollen wie die Weibchen

«Los geht's!»: Elefantenbullen rufen ihre Kumpel

Von dpa
Elefantenbullen in Namibia
Am Mushara-Wasserloch im Etosha Nationalparkbegrüßen sich drei Elefantenmännchen (undatierte Aufnahme). (Zu dpa ««Los geht's!»: Elefantenbullen rufen ihre Kumpel») (zu dpa: ««Los geht's!»: Elefantenbullen rufen ihre Kumpel») Foto: Caitlin O’Connell-Rodwell/DPA

In Familiengruppen haben bei Elefanten die Weibchen das Sagen. Sind die Bullen aber unter sich, müssen sie sich selbst koordinieren. Dann grummeln sie miteinander.

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Stanford (dpa). «Grrrrrrrrrrrrrr Grrrrrrrr»: Menschen hören einfach ein tiefes langgezogenes Grollen, männliche Elefanten aber verstehen in etwa Folgendes: «Hey Jungs, lasst uns weiterziehen!» Diese Losgeh-Rufe konnte ein Forschungsteam in den USA nun zum ersten Mal bei Elefantenbullen dokumentieren.

Bisher dachten Biologen, dass nur weibliche Elefanten in Familiengruppen diese Rufe ausstoßen. Doch in den vergangenen Jahren gelangen im Etosha Nationalpark in Namibia an einem Wasserloch zahlreiche Aufnahmen, auf denen Elefantenbullen in eng verbundenen männlichen Gruppen ein ganz ähnliches Grollen verlauten lassen.

Jeder Bulle wartet, bis der Vorgänger fast fertig ist

Kenia-Elefanten
Elefantenbullen im Masai-Mara-Nationalpark in Kenia. 28.02.2017 (zu dpa: ««Los geht's!»: Elefantenbullen rufen ihre Kumpel»)
Foto: picture alliance/DPA

Wie die Forschenden im Fachblatt «PeerJ» weiter schreiben, bleibt es in den Gruppen nicht bei einem Ruf. Mehrere andere Bullen der Gruppe antworten mit ähnlichem, extrem niederfrequentem Grollen. Dabei warten sie jeweils, bis der Vorgänger fast fertig ist mit seiner Sequenz. Das Ganze läuft der Studie zufolge sehr ritualisiert ab. Schließlich ziehen sie zusammen los und verlassen das Wasserloch.

«Wir waren erstaunt, dass männliche Elefanten, die in der Regel nur lose soziale Bindungen eingehen, ihre Stimmen so ausgeklügelt koordinieren, um sich in Bewegung zu setzen», erklärt Erstautorin Caitlin O’Connell-Rodwell, die unter anderem an der Stanford University und der Harvard Medical School forscht. Die Kommunikation der Bullen sei komplexer als bisher angenommen, erklärte die Wissenschaftlerin.

Elefanten-Kommunikation aus 13 Jahren Forschung

O’Connell-Rodwell, die seit 30 Jahren Elefanten in der Wildnis erforscht, zeichnete dieses Losgeh-Grollen erstmals im Jahr 2004 auf. Zwischen 2005 und 2017 wurden weitere Aufnahmen am Mushara-Wasserloch gesammelt – darunter waren nicht nur für Menschen hörbare Töne, sondern auch sehr tiefe im Infraschallbereich.

Die Forschenden denken, dass die männlichen Elefanten diese Art der Verständigung von älteren weiblichen Elefanten lernen. «Sie sind in einer Familie aufgewachsen, in der alle Anführerinnen dieses Ritual nutzen», meint O'Connell-Rodwell. «Wir glauben, dass sie, wenn sie erwachsen werden und ihre eigenen Gruppen bilden, sich anpassen und diese erlernten Verhaltensweisen nutzen, um sich mit anderen Männchen zu koordinieren.»

Ältere Bullen agieren als Mentoren

Den ersten Losgeh-Ruf stoße der sozialste Bulle aus, der teilweise auch der dominante Bulle der Gruppe sei. Diese Tiere spielten eine wichtige Rolle in der Gruppe, weil sie den Zusammenhalt und die Stabilität förderten. Sie seien oft eine Art Mentor für jüngere Bullen, sagt O'Connell-Rodwell. «Die älteren Männer sind bereit, sie unter ihre Fittiche zu nehmen, sie anzuleiten, Ressourcen mit ihnen zu teilen und an ihren emotionalen Höhen und Tiefen teilzuhaben.»

© dpa-infocom, dpa:240722-930-180903/1