Los Angeles

Wer steckt hinter Mohammed-Film?

Der Film, der im Zentrum der anti-amerikanischen Proteste in der arabischen Welt steht, ist vor allem eines: ein Mysterium.

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Sicher scheint nur eins: Der Name Sam Bacile, ursprünglich als Macher des Films gehandelt, ist ein Pseudonym. Die Gewalt vor den US-Botschaften ist echt, die Geschichte hinter dem Film dagegen ein Wirrwarr aus Halbwahrheiten.

Schnelle Verbreitung per Internet

Nach BBC-Informationen könnte der Film bereits Ende Juni in einem kleinen Kino in Los Angeles gezeigt worden sein. Nur wenig später tauchte er dann erstmals im Internet auf, verbreitet von einem gewissen „sambacile“. In den auf YouTube veröffentlichten Sequenzen des Films „Innocence of Muslims“ („Unschuld der Muslime“) wird der Prophet als ein blutrünstiger Gangster, Schürzenjäger, blasser Trottel und Pädophiler dargestellt. Produziert wurde der amateurhaft wirkende Film offensichtlich mit einfachen Mitteln. Das „Wall Street Journal“ hatte den vermeintlichen Macher des Films, Sam Bacile, anfangs als einen amerikanisch-israelischen Mittfünfziger beschrieben, der für den rund zweistündigen Film 5 Millionen Dollar (rund 3,9 Millionen Euro) von 100 jüdischen Spendern eingesammelt habe. Spätestens seit Donnerstag ist diese Behauptung nicht mehr haltbar. Der Name Sam Bacile sei weder bei amerikanischen noch bei israelischen Behörden registriert, schreibt die Zeitung nun.

Eine Spur führt zu Steve Klein, der am Filmprojekt beteiligt gewesen sein soll. Klein beschreibt sich nach den Worten des US-Journalisten Jeffrey Goldberg als einen militanten Christen. Er habe den Mann, der nun unter dem Namen Sam Bacile bekannt ist, getroffen. „Sein Name ist ein Pseudonym“, sagte Klein dem US-Magazin „The Atlantic“. „Er ist kein Israeli. Ich bezweifle, dass er Jude ist.“

Stattdessen führen die jüngsten Recherchen amerikanischer Medien zu dem koptischen Christen Nakoula Basseley Nakoula in Kalifornien. Dieser gab an, der Manager der Produktionsfirma zu sein. Er bestritt aber, Sam Bacile zu sein. Die christliche Minderheit der Kopten fühlt sich in Ägypten unterdrückt.

Ein weiterer Name spielt laut „Wall Street Journal“ eine zentrale Rolle: Morris Sadek. Er sei dafür verantwortlich, dass das Video plötzlich bekannt wurde. Anfang September soll der in Washington lebende koptische Christ Journalisten weltweit einen Link zu dem YouTube-Video geschickt haben. In Ägypten übersetzten einige das Video auf Arabisch und veröffentlichten es. Unterstützt wurde der Film später ausgerechnet vom umstrittenen amerikanischen Pastor Terry Jones, der 2010 mit einer Koranverbrennung für Proteste gesorgt hatte.

Provokation per Synchronisation

Die Äußerungen der US-Schauspieler im Film machen den Fall nicht weniger rätselhaft. Sie hätten nicht gewusst, dass das Werk anti- islamischer Propaganda diene. Sie sagen, dass sie für einen andersnamigen Film engagiert worden sind. Die provokantesten Kommentare im Film seien erst im Nachhinein bei der Synchronisation hinzugefügt worden, hieß es.

Von Denis Donnebaum und Andy Goldberg