Berlin

Parteienquartett: Wer hat die besten Karten?

Wie viel Hubraum haben die großen politischen Parteien – sprich, wie viele Mitglieder? Und wie viel Leistung bringen sie auf die Straße, gemessen an der Zahl der Abgeordneten? Wir haben ein „Autoquartett“ mit CDU, CSU, SPD, den Grünen und den Linken zusammengestellt.

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Das Quartettspiel werden viele noch aus ihrer Kindheit kennen. Üblicherweise vergleicht man Autos, Flugzeuge oder Züge mit ihren Daten: Geschwindigkeit, Baujahr und Preis. Wer die besten Daten von seiner Karte vortragen kann, bekommt den Stich.

Sigmar Gabriel (55), Bundeswirtschaftsminister

Simone Peter (48) und Cem Özdemir (48)

Horst Seehofer (65), bayerischer Ministerpräsident

Angela Merkel (60), Bundeskanzlerin

Bernd Riexinger (59) und Katja Kipping (36)

Wir haben ein solches Quartettspiel mit den fünf Parteien zusammengestellt, die derzeit im Bundestag sitzen, und an manchen Stellen bei der Recherche selbst gestaunt. So heißt es ja ständig, die Volksparteien wären inhaltlich immer schwerer voneinander unterscheidbar. Doch wer hätte gedacht, dass die Mitglieder von zwei der drei Parteien der Großen Koalition (CDU und SPD) sogar exakt das gleiche Durchschnittsalter von 59 Jahren haben? Auch beim Reinvermögen und bei den Mitgliederzahlen liegen die beiden großen Volksparteien weitgehend gleichauf.

Zahlen lügen nicht

Wir haben uns bewusst ans Autoquartett angelehnt, weil es in der Politik eben auch um Geschwindigkeit, Leistungsstärke und Prestige geht. Und was beim Auto die Zahl der Zylinder ist, ist in Berlin die Zahl der Regierungsbeteiligungen. Auch dabei fand sich Erstaunliches: In Bund und Ländern liegen die Grünen fast gleichauf mit der CDU. Wenn sie künftig auch in Thüringen mit im Kabinett sitzen, während die CDU in Erfurt ihren Ministerpräsidentensessel verliert, verfügen sie sogar über eine Regierungsbeteiligung mehr als die CDU.

Wie beim echten Quartettspiel wird man an der einen oder anderen Stelle kritisieren können, dass der Vergleich irgendwie unfair ist. So wirkt die in Bayern so mächtige CSU in der Statistik sehr klein. Sie ist eben eine Regionalpartei. Die Relativierung ihrer bundesweiten Größe werden all diejenigen erfrischend finden, die meinen, dass die Bayern auf Bundesebene viel zu sehr auf den Putz hauen.

Welches Gründungsjahr zählt?

Die FDP darf beim politischen Kartenspiel nicht mehr mitmachen, weil sie 2013 bei der Bundestagswahl unter 5 Prozent der Wählerstimmen geblieben ist. Wir haben uns entschieden, eben nur die aktuell im Bundestag vertretenen Parteien miteinander zu vergleichen.

Beim tabellarischen Vergleich politischer Parteien besteht natürlich die Gefahr der Geschichtsklitterung. Das fängt schon beim Gründungsjahr an. Bündnis 90/Die Grünen – seit wann gibt es die? Seit 1980 oder eben seit 1990, wie der Name sagt? Da sich die Ostler den Westgrünen angeschlossen haben, fiel die Entscheidung für 1980. Gleiches gilt für die Linke, die sich in ihrer heutigen Form 2007 gegründet hat. Ihr Vorläufer SED, die Partei der DDR-Diktatur, entstand 1946. Daraus ging in der Wendezeit wiederum die PDS hervor, die sich 2007 mit der westdeutschen WASG zur Linkspartei zusammenschloss. Bei der SPD, die im vergangenen Jahr ihr 150-jähriges Bestehen mit Festakt und Volksfest gefeiert hat, gab es dagegen keinen Zweifel, welches Gründungsjahr gilt.

Eine besonders für die kleinen Parteien hochinteressante Größenordnung ist die Frage nach dem Wählerpotenzial. Dabei wird von Meinungsforschungsinstituten erhoben und ermittelt, wie viel Prozent sich vorstellen können, die Partei zu wählen. Die Volksparteien kommen da locker auf 50 Prozent. Dass aber auch Kleine groß werden können, zeigte zum Beispiel die vergangene Landtagswahl in Baden-Württemberg, die einen Grünen als Ministerpräsidenten hervorgebracht hat.

Gern hätten wir auch noch eine Pannenstatistik geliefert. Die aber wäre so umfangreich und individuell geworden, dass sie keinesfalls in eine Tabelle gepasst hätte.