Lagom ist ein eigenartiges schwedisches Wort. Es beschreibt die gesunde Mitte, nicht zu viel und nicht zu wenig. Damit trifft es exakt die Lebensphilosophie der Schweden.
Denn diese mögen keine Extreme. Ob Schule, Beruf oder Privatleben – es geht nicht darum, in allem der Beste, der Schnellste, der Reichste zu sein. Vielmehr ziehen die Starken die Schwachen mit. Als der erste Lidl in Schweden aufmachte, wunderten sich die Einheimischen, wie die Preise wohl zustande kämen. „So billig kann man doch nicht produzieren. Da verliert doch einer“, bemerkten viele skeptisch. Diese Einstellung findet sich auch in einer ausgeprägten Fair-Trade-Bewegung im Land wieder. Ob Produzent, Verkäufer oder Kunde – jeder soll etwas von einem Produkt haben, und zwar so, dass er davon leben kann. Das reicht.
Sprechen wir in Deutschland vom Mittelmaß, sprechen wir von nicht ausreichenden Leistungen, da hat sich wohl einer nicht genug Mühe gegeben, heißt es schnell. Stets spitze wollen wir sein. Auf der Strecke bleiben die Schwachen. Unterdessen lassen es die Schweden gelassener angehen und leben ihr Lagom. Diese Einstellung führt zu einer gesunden Entspanntheit, die auch das menschliche Miteinander prägt. Neid und Missgunst sind nicht besonders verbreitet.
Natürlich ist nicht ganz Schweden ein einziges Småland, in dem um den Maibaum getanzt wird. Nicht jeder ist gleich glücklich. Aber eine Scheibe Lagom könnten wir uns hin und wieder schon abschneiden. Das Glück im Mittelmaß finden sozusagen.