Genf

Geächtete Waffen

Einsatz von Streumunition: meiste Opfer in der Ukraine

Von dpa
Opfer von Streumunition in Myanmar, Syrien und der Ukraine
Rawaa al-Hassan, 12, die 2022 ihr Auge durch eine Streubombe verlor, in einem Lager in der Nähe der Stadt Ain Sheeb in der nördlichen Provinz Idlib. Laut einem Bericht von Human Rights Watch wurde 2023 Streumunition in der Ukraine, Syrien oder Myanmar eingesetzt. (zu dpa: «Einsatz von Streumunition: meiste Opfer in der Ukraine») Foto: Omar Albam/DPA

Streumunition ist international geächtet, da sie unsagbares Leid in der Zivilbevölkerung verursacht. Die Zahl der Opfer ging im Vorjahr laut Human Rights Watch zurück – auch aus bestimmtem Grund.

Lesezeit: 2 Minuten

Genf (dpa). Die Zahl der gemeldeten Opfer von Streumunition ist im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen. Das habe aber damit zu tun, dass in Konfliktzonen nicht alle Fälle registriert und gemeldet würden, berichtet die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW), die den jährlichen Streumunitionsbericht verfasst.

Gemeldet wurden 219 Menschen, die durch Streumunition getötet oder verletzt wurden, 47 Prozent davon Minderjährige. Ein Jahr zuvor waren es mehr als 1.000 gewesen. Die meisten Opfer habe es das zweite Jahr in Folge in der Ukraine gegeben, heißt es in dem Report. Eine genaue Zahl gibt es aber nicht. Sowohl russische als auch ukrainische Streitkräfte, die von den USA beliefert wurden, hätten die Munition eingesetzt.

Was ist Streumunition?

Russland und Ukraine setzten 2023 Streumunition ein
Mit Metalldetektoren und Spaten arbeiten die Munitionsberger Andrea Lehmann und Tobias Bier an der Kampfmittelbergung auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide. Vor allem die geächtete Streumunition wird auf dem Ex-Bombodrom geräumt. (zu dpa: «Einsatz von Streumunition: meiste Opfer in der Ukraine»)
Foto: Jens Kalaene/DPA

Mit Streumunition werden viele kleinere Sprengsätze bezeichnet, die in Behältern aus Flugzeugen und Raketenwerfern abgeschossen werden. Sie werden dabei überwiegend wahllos und großflächig verteilt und explodieren. Viele landen auch als Blindgänger in Böden und töten oder verletzen Menschen noch Jahre später. Die allermeisten Opfer sind Zivilisten.

Das Übereinkommen über das Verbot von Streumunition (Oslo-Konvention) trat 2010 in Kraft. Es wurde von mehr als 110 Staaten ratifiziert. Die Konvention umfasst ein kategorisches Verbot von Einsatz, Entwicklung, Herstellung, Lagerung und Transfer von Streumunition.

Kritik an Deutschland

Human Rights Watch (HRW) kritisiert Deutschland, weil die US-Streitkräfte ihre hier gelagerte Streumunition im vergangenen Jahr durch Deutschland transportiert und in die Ukraine geschickt hatten, wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) dokumentierte.

«Alle Mitglieder der Konvention sollten sich klar gegen die Lagerung von Streumunition im Ausland und gegen den Transit von Streumunition durch ihr Territorium, ihren Luftraum oder ihre Gewässer aussprechen», verlangte HRW. Deutschland ist Vertragsstaat der Konvention, die USA ebenso wie die Ukraine und Russland sind es nicht.

Nur zehn Vertragsstaaten behielten einsatzfähige Streumunition noch zu Studien- und Trainingszwecken, und darunter habe Deutschland die größte Menge.

28 Länder mit Munitionsresten verseucht

Streumunition wurde im vergangenen Jahr dem Bericht zufolge auch in Myanmar und Syrien eingesetzt. 28 Länder und Territorien seien vermutlich teilweise mit dieser Munition verseucht. 83 Quadratkilometer Land wurden im vergangenen Jahr geräumt, und dabei seien gut 73.000 Stück Munition oder Munitionsreste zerstört worden. HRW verfasst den Bericht für die Internationale Kampagne gegen Landminen und Streumunition (ICBL-CMC).

Berichte über Streumunition

© dpa-infocom, dpa:240909-930-227389/1