Tulum

Jetzt Yucatán betroffen

Hurrikan «Beryl» wütet in mexikanischer Urlaubsregion

Von dpa
Hurrikan Beryl
Jesus Sánchez und seine Mutter Jazmin werden von der Nationalgarde vor der Ankunft des Hurrikans Beryl in eine Notunterkunft gebracht. Der Atlantik-Wirbelsturm dürfte in der Nacht zum Freitag die Ostküste der Halbinsel Yucatán voraussichtlich mit Hurrikanstärke 1 erreichen. Experten erwarten starke Winde und Regenfälle sowie gefährliche Sturmfluten. (zu dpa: «Hurrikan «Beryl» wütet in mexikanischer Urlaubsregion») Foto: Felix Marquez/DPA

Hurrikan «Beryl» hinterlässt in der Karibik eine Spur der Verwüstung. Jetzt trifft er in Mexiko wieder auf Land. In der betroffenen Region halten sich mehr als 300.000 Urlauber auf.

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Tulum (dpa). Nach seinem zerstörerischen Durchzug über dem Karibischen Meer wütet der Hurrikan «Beryl» jetzt in der Urlaubsregion der mexikanischen Halbinsel Yucatán. Er traf am frühen Morgen Ortszeit nahe dem viel besuchten Badeort Tulum auf Land, wie das US-Hurrikanzentrum NHC mitteilte. In der Region, zu der auch die Stadt Cancún gehört, hielten sich nach Angaben der örtlichen Behörden zuletzt noch mehr als 340.000 Besucher auf. Der heftige Wind des Wirbelsturms bringt Bäume und Strommasten zum Umstürzen und deckt Häuser ab. Unter anderem in Tulum ist laut Mexikos Zivilschutzchefin Laura Velázquez der Strom zu 50 Prozent ausgefallen.

«Beryl» war bei Landfall mit einer anhaltenden Windgeschwindigkeit von bis zu 175 Kilometern pro Stunde ein Hurrikan der Stufe 2. Er schwächte inzwischen leicht ab und wird dem NHC zufolge voraussichtlich über Land weiter an Stärke verlieren, dann über dem Meer im Golf von Mexiko wieder kräftiger werden – und den Nordosten Mexikos sowie den US-Bundesstaat Texas ansteuern. Zuvor hatte er die höchste Hurrikan-Kategorie erreicht und war zum stärksten je erfassten Atlantikwirbelsturm im Juli geworden – was wohl mit den hohen Meerestemperaturen und damit auch dem Klimawandel zusammenhängt.

Die Gouverneurin des betroffenen mexikanischen Bundesstaates Quintana Roo, Mara Lezama, rief die Menschen auf, einen sicheren Ort aufzusuchen, sich von Fenstern fernzuhalten und die Ruhe zu bewahren. Es gelte die höchste Warnstufe. «Das Wichtigste ist im Moment, sich zu schützen und auf sich selbst aufzupassen. Geh kein Risiko ein», sagt sie in einem Video auf der Plattform X – neben ihrer Stimme ist heulender Wind zu hören.

Dutzende Flüge waren in der Region gestrichen und der internationale Flughafen in Tulum geschlossen worden. Viele Touristen wollten trotz «Beryl» in der Region bleiben, sagte Lezama. Die größeren Hotels richteten eigene Sicherheitszonen für ihre Besucher ein. Notunterkünfte wurden bereitgestellt, manche Bewohner evakuiert.

«Beryl» verwüstet mehrere Inseln

«Beryl», der erste Hurrikan der Anfang Juni begonnenen Saison im Atlantik, war vergangenes Wochenende rasant entstanden. Als Hurrikan der Stärke 4 traf er dann am Montag erstmals auf Land und verwüstete mehrere kleine Inseln im Südosten der Karibik, die zu den Staaten Grenada sowie St. Vincent und die Grenadinen gehören. Dort wurden nach Regierungsangaben mehr als 90 Prozent der Häuser beschädigt oder zerstört. Ab der Nacht zum Donnerstag streifte das Sturmzentrum Jamaika und verursachte auch dort mancherorts große Zerstörung.

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Insgesamt wurden bislang mindestens zehn Todesopfer gemeldet, darunter auch drei in Venezuela. Das UN-Nothilfebüro OCHA in Genf berichtete, rund eine Viertelmillion Menschen in der Karibik seien von den Sturmfolgen betroffen – viele hätten alles verloren.

Historisch starker Sturm

So früh in der atlantischen Hurrikan-Saison, die ein halbes Jahr dauert, war noch nie ein so starker Sturm registriert worden. Zwischenzeitlich maß das NHC Windgeschwindigkeiten um die 270 Kilometer pro Stunde – ab 252 ist die höchste Kategorie 5 erreicht. Im Zuge des Klimawandels macht wärmeres Meereswasser starke Wirbelstürme wahrscheinlicher.

Grenadas Ministerpräsident Dickon Mitchell nannte den Hurrikan eine direkte Folge der Klimakrise. Er forderte mehr Klimagerechtigkeit: Kleine Inselstaaten sollten nicht übermäßig die Klimafolgen, die hauptsächlich größere Länder verursachten, erleiden und auch deren finanzielle Last tragen müssen.

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