Eigene Bienen, eigener Honig: Imkerei ist wieder im Aufwind

Honig ist beliebt
Bienenhonig ist beliebt. Fast zwei Drittel aller Verbraucher in Deutschland essen ihn regelmäßig. Das zeigt eine Umfrage im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums. Foto: Oliver Berg

Für kein anderes Hobby wird man so süß belohnt: Imkerei ist wieder auf dem Vormarsch – und Imkervereine helfen Neueinsteigern gerne.

Lesezeit: 3 Minuten
Anzeige

Von Ann-Kathrin Marr

Vor den Einfluglöchern schwirrt es, ein gleichmäßiges Summen ist zu hören. Emsiges Treiben bei den Honigbienen. „Beim Imkern setzt man sich mit etwas sehr Ursprünglichem auseinander“, sagt Stefan Adler, Waldreferent beim Naturschutzbund Deutschland und selbst Hobby-Imker. Ihn faszinieren die gut organisierten Insekten – und er mag es, seinen eigenen Honig herzustellen.

Wo Lebensmittel abgepackt im Supermarktregal liegen, kann das Imkern eine Art Gegenpol sein. „Es gibt schon einen Hype“, sagt Werner Mühlen, Experte für Bienenkunde bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Vielen Hobby-Imkern geht es vor allem darum, mit ihrer Arbeit die Natur zu schützen. Der Verkauf des Honigs ist oft zweitrangig. Wachsendes Umweltbewusstsein sieht auch Petra Friedrich, Pressesprecherin des Deutschen Imkerbundes, als Grund für das zunehmende Interesse junger Menschen an der Imkerei. „Oft melden sich ganze Familien zu den Anfängerkursen der Imkervereine an.“

Und tatsächlich sind Bienen für Natur und Landwirtschaft wichtig. Zahlreiche Pflanzen brauchen die pelzigen Insekten als Bestäuber. Von der Bienenhaltung profitiert darum auch der eigene Obst- und Gemüsegarten – vor allem, wenn kein anderer Imker in der Nähe ist. Weil Honigbienen in einem Bereich von 50 Quadratkilometern Honig sammeln, haben die Nachbarn ebenfalls etwas davon. Weniger erfreut werden sie aber über eine Einflugschneise vor der Terrassentür sein. Darum sollten die Bienenkästen mindestens fünf Meter vom Grundstücksrand entfernt aufgestellt werden. Mühlen empfiehlt außerdem, Bienen nur in einem ausreichend großen Garten von mindestens 200 bis 300 Quadratmeter zu halten.

Wer mit der Imkerei beginnen will, lässt sich die ersten Handgriffe am besten von erfahrenen Bienenhaltern zeigen. In den örtlichen Imkervereinen können Interessierte an Einsteigerkursen teilnehmen und oft auch ihr erstes Bienenvolk beziehen. Wenn es losgeht, begleitet ein Patenimker den Neuling und hilft bei Problemen weiter. Kontakt vermittelt etwa der bereits 1849 gegründete Imkerverband Rheinland.

Für den Anfang braucht der Neu-Imker nur einige wichtige Werkzeuge, Schutzkleidung und natürlich ein Heim für seine Bienen, den Bienenkasten, auch Beute genannt. Wer mit zwei Bienenvölkern beginnt, kommt laut Mühlen mit einem Startkapital unter 1000 Euro aus. In Rheinland-Pfalz kann die Ausrüstung von Jungimkern auch noch gefördert werden. Die Geräte zur Honigproduktion können Anfänger sich meistens von einem Kollegen leihen. Wer später eine Honigschleuder und weiteres Zubehör anschafft, muss noch einmal rund 500 bis 600 Euro investieren.

Die laufenden Kosten lassen sich schon bei wenigen Völkern durch den Honigverkauf decken. „Ab 15 bis 20 Völkern hat man dann auch ein wenig Taschengeld“, sagt Mühlen. Wer von der Imkerei leben will, braucht aber deutlich mehr Bienen: „Erwerbsimker haben zwischen 400 und 800 Völker.“ Kommt in den ersten Jahren das ein oder andere Werkzeug hinzu, verschwindet die Schutzkleidung oft schon bald im Schrank. „Um zu Beginn mit weniger Angst und mehr Ruhe an die Völker heranzugehen, ist es sinnvoll, Schutzkleidung zu tragen“, sagt Mühlen. Doch besser lässt es sich ohne die dicken Handschuhe und den warmen Schleier arbeiten. Da Honigbienen auf Sanftmut gezüchtet werden, können erfahrene Imker in der Regel auf die Schutzausrüstung verzichten.

Wer sich Bienen anschaffen will, startet am besten im Frühjahr. „Im Mai, wenn die Völker sich vermehren wollen, kann man gut einen Ableger bekommen“, sagt Mühlen. Dann beginnt für den frischgebackenen Bienenhalter sofort die Hauptsaison. Denn von April bis August ist am meisten zu tun. „Während dieser Monate sollte man einmal wöchentlich nach den Bienen schauen und pro Volk eine Viertelstunde einplanen.“

Am meisten Zeit braucht der Imker für die Honigernte. Er entnimmt die Waben und entfernt mit einem speziellen Werkzeug die Wachsdeckel. Anschließend wird der Honig aus den Waben geschleudert, gesiebt, gerührt und abgefüllt. Insgesamt ist der Zeitaufwand aber überschaubar. Wer sich auf die absolut notwendigen Tätigkeiten beschränkt, kann für ein Bienenvolk mindestens sechs Stunden pro Jahr ansetzen. Die meisten Imker verbringen aber deutlich mehr Zeit mit den Bienen – und nehmen auch den eigenen Garten ganz neu wahr. Denn, so Stefan Adler: „Durch das Imkersein schult man sein Auge für die Abläufe der Natur.“