Wenn‘s mal eng wird – Test: Subaru Forester

Von Holger Holzer, SP-X
Der Subaru Forester ist für schlechte Straßen wie gemacht
Der Subaru Forester ist für schlechte Straßen wie gemacht Foto: SP-X

Der Subaru Forester ist ein unverwüstlicher Klassiker. In der aktuellen Generation kommt er deutlich feiner und ein klein wenig sparsamer daher als bislang. Seinen grundsätzlichen Charakter ändert er nicht.

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SP-X/Köln. Allradantrieb brauchen nur Förster und Gespann-Fahrer? Das gilt vielleicht für Deutschland. Wer aber nur ein klein wenig über den eigenen Gartenzaun blickt, findet auch andere Einsatz-Szenarien für ein Auto wie den Subaru Forster. Allzu exotisch muss man dabei gar nicht werden: Für einen Familien-Trip nach Norditalien beispielsweise gibt es kaum ein besseres Auto. Auch wenn sich ein ernstes Problem des Japan-SUVs nicht wegdiskutieren lässt.

Der Subaru Forester ist für schlechte Straßen wie gemacht
Der Subaru Forester ist für schlechte Straßen wie gemacht
Foto: SP-X

Für die Fahrt in den bergigen Teil der Toskana standen verschiedene Autos zur Wahl. Am Ende sprach für den Subaru neben dem obligatorischen Allradantrieb vor allem eine seltene Kombination wichtiger Italienreise-Eigenschaften: Der Japaner hat viel Platz sowohl für Passagiere als auch Gepäck, bleibt dabei mit 1,81 Metern Breite aber für heutige Crossover bemerkenswert schlank. Und mit 4,64 Metern Länge überragt er den Durchschnitts-Italiener zwar deutlich, ist aber noch einigermaßen Città- und Parkplatz-tauglich. Dort kommt ihm auch die außergewöhnlich klare Übersichtlichkeit zugute, die durch die optionale Außenspiegelkamera mit Blick auf das rechte Vorderrad weiter verbessert wird.

Wer ein wirklich für schlechte Wege geeignetes, geräumiges und dabei unprätentiöses Auto sucht, ist beim Subaru Forester
Wer ein wirklich für schlechte Wege geeignetes, geräumiges und dabei unprätentiöses Auto sucht, ist beim Subaru Forester immer noch an der richtigen Adresse
Foto: SP-X

In Deutschland stört die Überbreite moderner Autos vor allem in Autobahnbaustellen und Parkhäusern. Nervig, aber machbar. In Italien hingegen können schon Millimeter darüber entscheiden, ob eine Altstadtstraße, Gasse oder Durchfahrt noch passierbar ist. Die meisten Forester-Konkurrenten tragen schon ohne Spiegel drei, vier Zentimeter extra auf den Hüften, mit Spiegeln wächst die Differenz auf sieben Zentimeter und mehr. Im Ernstfall bestimmen diese über Durchkommen oder Steckenbleiben. Apropos Durchkommen: Geht es nicht nur eng, sondern auch noch steil, uneben und steinig zu, hilft der permanente Allradantrieb des Subaru ungemein. Bei dem ein oder anderen Rangier-Manöver auf schmalen unbefestigten Schotterstraßen hätte ein frontgetriebener Konkurrent scharrend seinen Zweifel an der Passierbarkeit bekundet. Subarus bewährte 4WD-Technik hingegen steckte jeden partiellen Traktionsengpass locker weg und bietet dabei noch große Reserven, falls es mal wirklich haarig werden sollte.

Dank Allradantrieb und überschaubarer Abmessungen kommt der Forester weiter, wo andere aufgeben
Dank Allradantrieb und überschaubarer Abmessungen kommt der Forester weiter, wo andere aufgeben
Foto: SP-X

Auf das Platzangebot im Inneren hat die schlanke Statur des Forester kaum einen Einfluss. Vorne wie hinten sitzt es sich zu zweit ausreichend luftig, auch wenn andere Modelle vielleicht graduell mehr Bewegungsfreiheit bieten. Störend ist eher der etwas enge Fußraum, in dem der linke Schuh des Fahrers zunächst einmal eine passende Position finden muss. Hat das geklappt, bietet der Crossover durchaus ordentlichen ergonomischen Komfort, auch auf Langstrecken. Der Kofferraum hat mit 509 Litern eine taugliche Größe und lässt sich mit seiner niedrigen Kante und dem gleichmäßigen Zuschnitt gut nutzen. Ungeduldige Naturen könnten aber durch den etwas zu gemütlichen, dafür umso engagierter warnpiepsenden Antrieb der Heckklappe genervt sein.

Einziger Motor ist ein etwas zu durstiger Boxer-Benziner
Einziger Motor ist ein etwas zu durstiger Boxer-Benziner
Foto: Subaru

Gemütlich mag es der Forester auch sonst am liebsten. Das gilt besonders für den Motor, der bevorzug im unteren Drehzahlband vor sich hinboxt. Wird er stärker gefordert, protestiert er mit angestrengtem Aufheulen und ziemlich zurückgenommenem Engagement. Und mit heftigem Durst: Wer nicht aufpasst, kommt schnell in den zweistelligen Literbereich. Wer es hingegen ruhig angeht und auch auf der Autobahn höchstens Richtgeschwindigkeit fährt, hält ihn einigermaßen auf 9-Liter-Level, mit viel Mühe und wenig Beladung gelingt auch mal eine große 7 vor dem Komma. Zeitgemäß ist all das nicht, zählt aber zum Erbe der Boxer-Tradition der Marke. Auch der mittlerweile ergänzte 118-Volt-Mildhybridantrieb ändert an den ungeschliffenen Trinksitten des Vierzylinderbenziners nichts Wesentliches, schleift aber zumindest auf Kurzstrecken Verbrauchsspitzen ab. Weil der Kraftstofftank mit 48 Litern nicht allzu üppig ausfällt, erinnert einen der Forester trotzdem häufig mit der Tankleuchte an seine mäßige Effizienz. Immerhin verbessert der Elektrohelfen den Antritt beim Spurwechsel und Anfahren im Stadtverkehr. Das wirkt auch positiv auf die stufenlose Automatik ein, die außerdem mit simulierten Gängen den akustisch unerwünschten Gummiband-Effekt weitgehend in Schach hält und so der konzeptbedingten Ruhe und Vibrationsarmut des Boxermotors zur Wirkung verhilft.

Die Preise starten unter 40.000 Euro
Die Preise starten unter 40.000 Euro
Foto: Subaru

Unterm Strich passt der eher lässige, von den Fahrleistungen her wenig dynamische Antrieb ganz gut zum komfortabel ausgelegten Fahrwerk. Die Abstimmung passt vor allem für Stadt, Schotterstrecke und Autobahn. Aber auch auf kurvigerem Geläuf weiß der Forster zu gefallen, sorgen doch Boxer und Allradtechnik für einen vergleichsweise niedrigen Schwerpunkt, was in Kurven für Ruhe im Aufbau sorgt.

Die Verarbeitung ist gut, das Styling klassisch
Die Verarbeitung ist gut, das Styling klassisch
Foto: Subaru

Unkompliziert und unaufgeregt wie das ganze Auto ist auch der Innenraum inklusive Cockpit. Alles ist gut verarbeitet, großzügig mit Teppich sowie je nach Ausstattung mit Leder verkleidet. Und an der Ergonomie und Übersichtlichkeit gibt es nichts zu meckern, auch wenn ein wenig der gestalterische Pfiff fehlt. Von den traurigen Plastikwüsten früherer Generationen hat sich der Forester aber emanzipiert. Das Infotainmentsystem ist nicht das modernste, lässt sich jedoch zur Not per Android Auto oder Apple Car Play überstimmen – wenn auch nur per Kabelverbindung und nicht über Funk.

Der Kardantunnel kostet Fußraum – bei Verbrenner-Allradern fast unumgänglich
Der Kardantunnel kostet Fußraum – bei Verbrenner-Allradern fast unumgänglich
Foto: Subaru

Wer ein wirklich für schlechte Wege geeignetes, geräumiges und dabei unprätentiöses Auto sucht, ist beim Subaru Forester immer noch an der richtigen Adresse. Das erklärt auch, warum sich das bei Infotainment und Effizienz nicht immer überzeugende SUV trotz zahlloser Konkurrenten immer noch auf dem Markt hält. 38.000 Euro verlangen die Japaner für die Basisvariante mittlerweile, bereits mit Allradantrieb, Automatik und ordentlicher Ausstattung. Wer 4.250 Euro drauf legt, bekommt die nächste, für die meisten Käufer empfehlenswerte Ausstattungsstufe mit vielen weiteren kleinen Annehmlichkeiten wie Sitzheizung rundum, abgedunkelten Fenstern und elektrischer Heckklappe.

Technische Daten – Subaru Forester:

Fünftüriges, fünfsitzige SUV der Mittelklasse, Länge: 4,63 Meter, Breite: 1,82 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 2,07 Meter), Höhe: 1,73 Meter, Radstand: 2,67 Meter, Kofferraumvolumen: 509 Liter, Anhängelast: 1.870 Kilogramm

Subaru Forester 2.0ie: 2,0-Liter-Vierzylinder-Boxer-Benziner; 110 kW/150 PS, maximales Drehmoment: 194 Nm bei 4.000 U/min, 118-Volt-Elektroantrieb: 12 kW/16 PS, maximales Drehmoment: 66 Nm, Allradantrieb, stufenlose Automatik, 0-100 km/h: 11,8 s, Vmax: 188 km/h, Normverbrauch: 8,1 l/100 km, CO2-Ausstoß:185 g/km, Testverbrauch: 9 Liter, Preis: ab 37.990 Euro.

Kurzcharakteristik:

Warum: Geländekompetenz ohne Schnickschnack, aber mit Komfort

Warum nicht: hoher Verbrauch bei mäßigen Fahrleistungen

Was sonst: Nissan X-Trail, Honda CR-V, VW Tiguan

Holger Holzer/SP-X