Ein Ballett für die Sonne – Test: Mercedes CLE Cabrio 300 4Matic

Von Elfriede Munsch, SP-X
Das Mercedes CLE Cabrio verlangt ein gut gefülltes Bankkonto, dürfte aber Fans dieser Karosserieform durch sein Aussehen
Das Mercedes CLE Cabrio verlangt ein gut gefülltes Bankkonto, dürfte aber Fans dieser Karosserieform durch sein Aussehen, Platzangebot und fahrerisches Potential für sich einnehmen Foto: Mercedes-Benz

Das Cabrio-Angebot wird immer kleiner. Mercedes hält dem offenen Auto aber die Treue und auch einen Viersitzer bereit, den wir zum Alltagstest baten.

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SP-X/Köln. Der diesjährige Sommer machte seinem Namen oftmals keine Ehre: Statt warmer Sonnenstrahlen gab es viel kühles Nass von oben. Um so mehr freute man sich, wenn die Sonne schien. Cabrio-Besitzer sah man dann zuhauf, mit geöffnetem Dach das Fahrzeug als mobile Sonnenbank nutzen. Genau das taten wir mit dem neuen Mercedes CLE Cabrio, das glücklicherweise während einer Schönwetterperiode zum Testen zur Verfügung stand.

Das Mercedes CLE Cabrio verlangt ein gut gefülltes Bankkonto, dürfte aber Fans dieser Karosserieform durch sein Aussehen
Das Mercedes CLE Cabrio verlangt ein gut gefülltes Bankkonto, dürfte aber Fans dieser Karosserieform durch sein Aussehen, Platzangebot und fahrerisches Potential für sich einnehmen
Foto: Mercedes-Benz

Wer bei dem Kürzel CLE erstmal Fragezeichen auf der Stirn hat, hier eine kurze Erklärung. Mit dem CLE schlägt Mercedes sozusagen zwei Fliegen mit einer Klappe, da das neue Modell als Ersatz für die eingestellten Cabrio- und Coupé-Versionen von C- und E-Klasse (Baureihen 205 und 238) gedacht ist. Immerhin halten die Stuttgarter dem Cabrio grundsätzlich die Treue, andere Hersteller haben ihre oben-offen-Versionen längst aufs Altenteil geschoben.

Der neue Mercedes CLE Cabrio stand uns glücklicherweise während einer Schönwetterperiode zum Testen zur Verfügung
Der neue Mercedes CLE Cabrio stand uns glücklicherweise während einer Schönwetterperiode zum Testen zur Verfügung
Foto: Mercedes-Benz

Mit einer Länge von 4,85 Metern und mindestens 61.400 Euro (CLE 180 mit 125 kW/170 PS) orientiert sich der offene Mercedes-Viersitzer aber eher am oberen Ende der Substitute. Als 300 4Matic startet die Preisliste unseres Testwagens bei rund 76.800 Euro und liegt preislich und leistungstechnisch im gehobenen Mittelfeld des CLE Cabrio-Angebots. Neben dem 180 gibt es noch den 200 (150 kW/204 PS, ab 66.400 Euro) und den 220 d mit 145 kW/197 PS für rund 68.800 Euro. Wenn es etwas mehr sein darf, und vor allem statt eines Vierzylinders ein Sechszylinder, kommen der 450 4Matic (280 kW/381 PS, ab 88.400 Euro) und der AMG CLE 53 4Matic + (330 kW/449 PS, ab 100.000 Euro) ins Spiel.

Der CLE bietet ein mehrlagiges Akustikverdeck, das geschlossen, die Außengeräusche weitgehend draußen lässt
Der CLE bietet ein mehrlagiges Akustikverdeck, das geschlossen, die Außengeräusche weitgehend draußen lässt
Foto: Mercedes-Benz

Der Zweiliter-Vierzylinder im 300 4Matic leistet 190 kW/258 PS und 400 Nm. Eine Mildhybrid-Unterstützung steuert beim Durchtreten des Gaspedals kurzfristig 17 kW/23 PS und 205 Nm dazu. Doch die Leistungsspritze ist im Alltag eigentlich gar nicht nötig. Die 258 PS reichen um das 2,5 Tonnen schwere Cabrio sanft, aber mit Nachdruck zu beschleunigen. Der Spurt auf Landstraßentempo gelingt in respektablen 6,6 Sekunden. Nichts wirkt angestrengt oder laut. Die Kraftentfaltung lässt kaum Wünsche offen, die Neungang-Automatik sortiert die Gänge passend und schnell. Apropos schnell: Fürs Protokoll: Die Höchstgeschwindigkeit gibt Mercedes mit 250 km/h an. Wir verzichteten aber auf flotte Autobahntouren, und gaben uns ganz entspannt dem Cruisen hin. So lag der Testverbrauch mit 7,8 Litern auch nur wenig über dem Normwert von 7,3 Litern.

Das Verdeck-Ballett dauert 20 Sekunden und lässt sich auch während der Autofahrt (bis Tempo 60) starten
Das Verdeck-Ballett dauert 20 Sekunden und lässt sich auch während der Autofahrt (bis Tempo 60) starten
Foto: Mercedes-Benz

Der Allradler wirkt insgesamt handlich und trägt mit seinem souveränen Fahrverhalten – auch dank des serienmäßigen Sportfahrwerks – zur guten Laune des Fahrers oder Fahrerin bei. Die Mundwinkel zucken aber erst richtig in Richtung Ohren, wenn der Schalter zum Verdeck-Öffnen betätigt wird. Nicht, dass man es schon viele Male erlebt oder gesehen hätte: Es ist immer wieder ein Schauspiel, wenn sich das Verdeck samt Gestänge im Zusammenspiel von Fenstern und Kofferraumabdeckung nach einer anspruchsvollen Choreografie elektrisch im Gepäckraum verstaut. Dann verringert sich allerdings das Kofferraumvolumen um 90 Liter auf 295 Liter. Nicht eben viel für die Urlaubs – oder Einkaufsfahrt. Die Rücksitzlehnen lassen sich umklappen, was die Verstaumöglichkeiten erweitert.

Die Stoffpelle faltet sich auf Knopfdruck von selbst zusammen und verschwindet dabei vollständig zwischen Kofferraum und
Die Stoffpelle faltet sich auf Knopfdruck von selbst zusammen und verschwindet dabei vollständig zwischen Kofferraum und Fahrgastzelle
Foto: Mercedes-Benz

Das Verdeck-Ballett dauert 20 Sekunden und lässt sich auch während der Autofahrt (bis Tempo 60) starten. Umgekehrt gelingt so auch das Schließen, sollte ein Regenschauer die Ausfahrt trüben oder die Sonne zu stark brutzeln. Bleiben wir noch beim Verdeck: Es ist ein mehrlagiges Akustikverdeck, das geschlossen, die Außengeräusche weitgehend draußen lässt. Gegen zu viel und kühlen Fahrtwind helfen serienmäßig das Windschottsystem Aircap und die Kopfraumheizung Airscarf.

Der Innenraum des CLE empfängt seine Gäste mit schönen Details und großen Screens
Der Innenraum des CLE empfängt seine Gäste mit schönen Details und großen Screens
Foto: Mercedes-Benz

Überhaupt hängen die Stuttgarter das Thema Ausstattung recht hoch. Ab Werk gibt es beim 300 4Matic wenig zu meckern. Optisch sorgen außen und innen AMG-Ausstattungslinien für Präsenz, etwa mit einer AMG typischen Frontschürze und integriertem Mercedes-Stern oder AMG-19-Zöllern. Innen gefallen zum Beispiel das üppige Platzangebot für Fahrer und Beifahrer und das akzeptable für die Passagiere im Fond. Über das zum Fahrer geneigte Zentraldisplay lassen sich einfach Zipp und Zapp einstellen. Wer keine Lust darauf hat, nutzt die Sprachassistentin im MBUX-System. Die ist meist verständig und setzt Navigationsziele korrekt um. Allerdings mochte sie in unserem Falle nicht den gewünschten Radiosender einstellen und brachte immer wieder einen Klassiksender ins Spiel. Gut, ein wenig klassische Bildung beim Sonnenschein-Flanieren schadet auch nicht, zumal sich durch das Burmester-Soundsystem (Aufpreis: 1.300 Euro) der Innenraum in einen kleinen Konzertsaal verwandelt. Natürlich zeigte die Ausstattung des Testwagens, was Mercedes sonst für das Wohlleben an Bord offeriert, darunter Leder für 2.000 Euro, Head-up-Display für 1.200 Euro oder auch eine Erweiterung des Assistentenangebots mit knapp 2.400 Euro.

Innen gefallen zudem das das üppige Platzangebot für Fahrer und Beifahrer
Innen gefallen zudem das das üppige Platzangebot für Fahrer und Beifahrer
Foto: Mercedes-Benz

Das Mercedes CLE Cabrio verlangt ein gut gefülltes Bankkonto, dürfte aber Fans dieser Karosserieform durch sein Aussehen, Platzangebot und fahrerisches Potential für sich einnehmen. Und durch den schnellen Wechsel von offen und geschlossen macht es passend für jegliche Wetterlagen.

Gegen zu viel und kühlen Fahrtwind helfen serienmäßig das Windschottsystem Aircap und die Kopfraumheizung Airscarf
Gegen zu viel und kühlen Fahrtwind helfen serienmäßig das Windschottsystem Aircap und die Kopfraumheizung Airscarf
Foto: Mercedes-Benz

Mercedes CLE Cabrio – Technische Daten:

Zweitüriges Cabrio der Mittelklasse mit vier Sitzen; Länge: 4,85 Meter, Breite: 1,86 Meter (2,04 Meter mit Außenspiegeln), Höhe: 1,42 Meter. Radstand: 2,87 Meter, Kofferraumvolumen: 385 Liter (bei geöffnetem Dach: 295 Liter)

CLE 300 4Matic:

Zweiliter-Vierzylinder-Benziner mit 190 kW/258 PS (plus 17 kW/23 PS als Boost), maximales Drehmoment: 400 Nm, zusätzlich 205 Nm Boost, Mildhybrid-System mit integriertem Startgenerator, 48-Volt-Bordnetz, Allradantrieb, 0 – 100 km/h: 6,6 s, Vmax: 250 km/h, Verbrauch (WLTP): 7,3 l/100 km, CO2-Emission: 167 g/km, Testverbrauch: 7,8 l/100 km

Preis: ab 76.815 Euro

Mercedes CLE Cabrio – Kurzcharakteristik:

Warum: macht einfach gute Laune

Warum nicht: Weil es entweder zu heiß oder zu nass für ein Cabrio ist

Was sonst: Audi A5 Cabrio, Ford Mustang oder etwas deutlich Teureres

Elfriede Munsch/SP-X