Berlin

Hochwasser 2002: Wahlkampf in Gummistiefeln

Schnelle, unbürokratische Wahlhilfe: Gerhard Schröder bei der Flutkatastrophe 2002.
 
Schnelle, unbürokratische Wahlhilfe: Gerhard Schröder bei der Flutkatastrophe 2002.   Foto: DPA

Die Demoskopen waren sich 2002 in einer Sache einig. Die Flutkatastrophe hatte SPD-Kanzler Gerhard Schröder die Wiederwahl bei der Bundestagswahl gesichert. Die Fotos, wie der Regierungschef in grüner Regenjacke und schwarzen Gummistiefeln durch die Fluten watete, waren zwei Wochen vor der Wahl auf allen Titelseiten.

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Schröder gab sich betroffen, zeigte Anteilnahme und präsentierte sich als Krisenmanager, der sich nicht zu fein ist, durch den Schlamm zu laufen. Sein Einsatz habe ihm im Wahlkampf „sicher nicht geschadet“ räumte Schröder Jahre später ein.

In der SPD weiß man nur zu gut, wie Katastrophen das Bild von Politikern verändern können. 1962 hatte eine Flutkatastrophe Hamburgs SPD-Innensenator Helmut Schmidt gute Umfragewerte verschafft. Der spätere Kanzler begründete durch sein engagiertes Auftreten bei der Jahrhundertflut in Hamburg sein Ansehen als pragmatischer, zupackender Politiker. In diesen Tagen schwärmen erneut Politiker in Gummistiefeln aus. Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) machte als für Katastrophen zuständiger Ressortchef den Anfang, besuchte überschwemmte Gebiete in Sachsen. Bundeskanzlerin Angela Merkel will sich heute ein Bild von der Lage vor Ort machen. SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück will angeblich nach Bayern reisen. Da stehen mit der Landtagswahl im Freistaat gleich zwei Wahlen an. Kann ja schließlich nicht schaden.

Den Flutopfern hilft der Promi-Besuch aus Berlin eher nicht. Sandsäcke schleppen die Wahlkämpfer meist nicht. Dafür dürften die Politiker wie 2002 wieder „schnelle und unbürokratische Hilfe“ versprechen.

Damals hatte die rot-grüne Bundesregierung 385 Millionen Euro als Soforthilfe für die Flutopfer ausgezahlt, 500 Euro pro Person. SPD-Kanzler Gerhard Schröder profitierte von dem Einsatz. Eine Studie kam 2011 zu dem Ergebnis, dass die Flut und deren Folgen der SPD bei den Wahlen 2002 in den betroffenen Gebieten einen Stimmenzuwachs von 7,1 Prozentpunkten eingebracht hatten. Angela Merkel dürfte das alles bekannt sein. Das Krisenmanagement hat sie zur Chefsache erklärt. Schon am Wochenende ließ sie einen Krisenstab im Kanzleramt einrichten, der die Fluthilfe koordiniert und Modelle für Hilfsfonds berechnen soll. brö