Mainz

Erstes und letztes Profiflutlichtspiel am Bruchweg gegen Gladbach

Die neue Coface-Arena ruft. Am Freitagabend die erste Wehmut auf: Das letzte Profispiel am Bruchweg unter Flutlicht.

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Peter Arens war das zunächst gar nicht bewusst eine knappe Stunde vor dem Anpfiff. Der Vizepräsident des FSV Mainz 05 hat sich auf das ultimativ letzte Heimspiel konzentriert. 14. Mai, Gegner ist der FC St. Pauli: An diesem Tag hat Arens Geburtstag – dann wird der Mann, der im Klub seit 30 Jahren eine Funktion hat, 74 Jahre alt.

„Das letzte Spiel hier unter Flutlicht, das ist wirklich auch etwas Besonderes“, erklärte der 05-Vize. „Ich weiß noch, wie stolz wir waren, als wir hier endlich die Masten hatten.“ Sitznachbar Wolfgang Reichel, der neue Landtagsabgeordnete, kam sofort in Erinnerung, welche Idee damals durch die Stadt waberte. Parteifreund Johannes Gerster, damals innenpolitischer Sprecher der CDU-Bundestagsfraktion, wollte kurz nach der Wende allen Ernstes die Lichtanlage vom einstigen DDR-Grenzübergang Herleshausen abmontieren und am Bruchweg wieder preisgünstig aufbauen lassen.

Wann ereignete sich das erste Spiel unter dem neuen, mühsam langfristig durchfinanzierten Flutlichtanlage? Das wusste Arens nicht mehr. Aber Harald Strutz hatte das sofort wieder auf dem Schirm. „Das war in der Saisonvorbereitung 1995“, erinnerte sich der 05-Präsident kurz vor dem Anpfiff. „Das Eröffnungsspiel war ein Vorbereitungsspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Damals ist die Fanfreundschaft zwischen beiden Klubs entstanden.“ Arens: „Was waren wir stolz damals auf unser Licht!“

Und 16 Jahre später ist Borussia Mönchengladbach auch der letzte Flutlichtgegner der 05er im alten Bruchwegstadion gewesen. Mit einem Unterschied: Die 05er sind heute nicht mehr Zweitligist, sondern ein Bundesligist, der als Tabellenfünfter den Tabellenletzten aus Gladbach empfing. All das gab der Partie einen besonderen Reiz, als um 19.35 Uhr letztmals die Lichter angingen zu einem Profispiel am Bruchweg.

Die Gladbacher gingen die Partie lange nicht so offensiv an, wie von Lucien Favre angekündigt. Der Trainer aus der Schweiz ließ sein Team im flachen 4-4-2, mit offensiv besetzten Außenbahnen. die Spielanlage war aber defensiv geprägt. Alle Mann zurück, wenn die Mainzer Ballbesitz hatten. Und dann bespielten die 05er einen eng und tief stehenden, vielbeinigen Block – eigentlich wie fast immer in dieser Rückrunde am Bruchweg. Die Borussia war aus auf schnelles Umschaltspiel mit weiten Diagonalpässen auf die schnellen Außen Juan Arango und Marco Reus.

Dagegen fanden die Gastgeber meist die geeigneten Mittel. Pressing, Gegenpressing. Viele Balleroberungen im Mittelfeld durch eine aggressive Nachvorneverteidigung. Eines der bevorzugten Pressingopfer im Gladbacher Zentrum: Der Ex-05er Roman Neustädter, dem es immer noch an Handlungsschnelligkeit mangelt. Danach fanden die 05er noch zu selten die freien Räume. Aber einige gute Spielzüge entsprangen dem zügig nach vorn getragenen Ballbesitz (lag wohl bei 70 Prozent).

Marco Caligiuri als neuer Rechtsverteidiger machte viel Dampf auf seiner Seite mit couragierten Sololäufen. Christian Fuchs machte weit nach vorn verschoben Druck von links. André Schürrle brachte sich einige Male im und am Strafraum geschickt in Szene. Dem Linksaußen mangelte es nur am nötigen Schussglück.

Zur Pause musste Marcel Risse ausgewechselt werden wegen einer Oberschenkelzerrung. Der junge Eugen Gopko als Rechtsaußen. Ein paar Minuten später sah Mike Hanke Gelb-rot. In Überzahl ließ 05-Coach Thomas Tuchel extrem über die Flügel angreifen. Die Gladbacher zogen sich zurück. Einbahnstraßenfußball der 05er. Reinhard Rehberg