Bundesligafinale: Drama im Keller
Düsseldorf – Das Finale einer furiosen wie verrückten 48. Bundesliga-Saison wird ein Tag von Entscheidungen und Gegensätzen. Während Borussia Dortmund zur großen Meisterfeier lädt, ringen der VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt im Abstiegs-Drama um den Klassverbleib.
Wenn BVB-Kapitän Roman Weidenfeller am Samstag gegen 17.20 Uhr die Meisterschale vor 80 720 Zuschauern im Stadion in die Höhe recken wird und die große Sause mit rund 150 000 Dortmundern in der Stadt beginnt, werden die Hessen entweder mitfeiern – oder aber trauern.
Der Vorhang zur 48. Bundesliga-Saison fällt: Für drei Vereine geht es um alles. Der VfL Wolfsburg, Borussia Mönchengladbach und Eintracht Frankfurt machen den Abstieg unter sich aus. Wir haben uns in der RZ-Sportredaktion umgehört und drei Meinungen bebildert.
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Wie im Traum: RZ-Sportredakteur Stefan Kieffer setzt im Kampf um den Klassenverbleib auf den VfL Wolfsburg und erklärt, warum die „Wölfe“ drin bleiben.
„Es läuft die 90. Minute in der SAP-Arena. Heldenhaft verteidigen die elf Wolfsburger Abstiegskämpfer das 0:0 gegen ebenso leidenschaftliche Hoffenheimer Profis, die sich auf keinen Fall Charakterschwäche nachsagen lassen wollen.“
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„Dann – der Schlusspfiff. Und der Blick in die anderen Stadien:“
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„Tatsächlich, auch Gladbacher und Frankfurter haben nicht gewonnen, der VfL Wolfsburg ist gerettet. Zehntausende mitgereister VW-Fans machen das Stadion zum Tollhaus.“
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„Konzernchef Winterkorn verspricht allen Profis eine kostenlose Inspektion für ihre Dienst-Phaetons, und Trainer Felix Magath kündigt für die nächste Saison Großes an.“
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„Die ersten 25 Spieler fürs Projekt „Meisterschaft reloaded“ hat er schon verpflichtet. Dann klingelt der Wecker.“
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Der RZ-Tipp: Weil die Konkurrenz mitspielt verteidigt Wolfsburg am 34. Spieltag den 15. Platz. Rettung.
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Chance verdient: RZ-Sportredakteur Klaus Reimann glaubt an eine letzte Chance für Borussia Mönchengladbach und erklärt, warum die „Fohlen“ in die Relegation kommen.
„Relegation – ein Wort, das schon klingt wie das Rasiermesser am Hals. Bei Borussia Mönchengladbach indes dürfen sie sich glücklich schätzen, besagte Klinge nur am Hals zu spüren.“
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„Für einen Klub, dessen Schatzmeister schon die Verlustrechnung für Liga zwei aufgemacht und bei dem der Busfahrer sein Navi bereits mit Adressen wie Rostock oder Ingolstadt gefüttert hatte, ...“
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„...dürften selbst die Unwägbarkeiten der Relegation wie eine Verheißung anmuten.“
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„Dank einer furiosen Aufholjagd, einer nicht mehr für möglich gehaltenen Kompaktheits-Offensive in Köpfen und Beinen hat sich die Borussia diese Überlebenschance verdient.“
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„Ob das Messer demnächst wieder in die Schublade wandert, steht auf einem anderen Blatt.“
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Der RZ-Tipp: Gladbach erkämpft sich eine letzte Chance und steht nach 34 Spieltagen auf Platz 16. Relegation.
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Ohne Hoffnung: RZ-Sportvolontär Dominik Hechler traut der Frankfurter Eintracht kein Wunder zu und erklärt, warum die Hessen absteigen.
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„Und auch der ewig unantastbare Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhaugen ist plötzlich gar nicht mehr so unantastbar.“
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„Wie sollen die Spieler der Eintracht bei dieser Unruhe im Verein gegen Borussia Dortmund das Unmögliche doch noch möglich machen?“
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„Nein, um das Wunder Klassenerhalt erreichen zu können, bräuchten die Hessen schon einen Vollblutstürmer wie anno 1999 Jan-Aage Fjörtoft.“
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„Doch Typen wie diesen hat Daum nicht in seinen Reihen. Sein Erfolglosstürmer heißt Theofanis Gekas (rechts).“
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„Die Lage ist hoffnungslos.“
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Deshalb der RZ-Tipp: Die Eintracht steht nach 34 Spieltagen auf Platz 17. Abstieg.
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Eintracht: Vierter Bundesliga-Abstieg droht
Aus eigener Kraft können sie den Abstieg nicht mehr vermeiden, müssen ängstlich nach Hamburg und Hoffenheim blicken, wo die beiden anderen Abstiegskandidaten um den Klassenverbleib kämpfen. „Ich stehe zu der Mannschaft und hoffe, dass sie sich selbst belohnt“, meinte Eintracht-Coach Christoph Daum etwas hölzern. Frankfurts Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen ergänzte: „Wir werden noch einmal alles mobilisieren und die Flinte nicht ins Korn werfen.“
Gladbach könnte mit Relegationsplatz leben
Gewinnen die Wolfsburger in Hoffenheim und Mönchengladbach beim Hamburger SV, muss Frankfurt wie der FC St. Pauli in die 2. Liga. Für die Eintracht wäre es die vierte Abstieg aus der Bundesliga. Die Gladbacher müssten in diesem Fall in die Relegation, weil Wolfsburg die wesentlich bessere Tordifferenz hat (minus 7 zu minus 17). „Wenn wir Drittletzter werden, ist das in Ordnung, dann gehen wir eben in die Relegation“, sagte Borussia-Abwehrspieler Dante.
Wolfsburg: Magath greift zu Psychotricks
Um seinen Mannen ordentlich Beine in Hoffenheim zu machen, hat Wolfsburgs Trainer Felix Magath tief in die psychologische Trickkiste gegriffen. Er präsentierte den Profis die vom Verein gezogene Vertragsoption für die 2. Liga. „Es ist so, dass den Spielern hoffentlich klar gemacht worden ist, dass es besser ist, in der ersten Liga zu spielen als in der zweiten“, sagte Magath.
Ein Gewinn wird die 48. Spielzeit auch für die Schatzmeister der 18 Clubs: Erstmals in der Bundesliga-Geschichte könnte am Samstag die 13-Millionen-Zuschauer-Marke übertroffen werden. In der vergangenen Saison waren 12 990 967 Fans in die Stadion gekommen.