Bad Kreuznach. Es dauerte nur wenige Augenblicke, da hatte Ruth Weißmann die Sympathien der Eintracht-Mitglieder gewonnen. Sie war aufgestanden, stellte sich vor und sprach vom Potenzial des Fußball-Klubs, da rief ein Mitglied laut „Gewählt“ in die Runde. Das Gelächter war groß, doch gleichzeitig alles gesagt. Wenige Augenblicke später votierten die 55 Mitglieder bei der Jahreshauptversammlung einstimmig für die 37-Jährige als neue erste stellvertretende Vorsitzende.
Ruth Weißmanns Verbindungen zur Eintracht sind vielschichtig. So wurde ihr der Verein quasi in die Wiege gelegt. Vater Dieter Arnold glänzte früher als Spieler und engagiert sich seit vielen Jahren im Umfeld, aktuell als Kassenprüfer und Beiratsmitglied. Im Eintracht-Klubheim, in dem Ruth Weißmann am Mittwochabend gewählt wurde, „hat mein Vater seinen 40. Geburtstag gefeiert, es ist 30 Jahre her, fühlt sich aber noch ganz frisch an“, nennt Ruth Weißmann ein Beispiel für ihre emotionale Bindung an den Klub, die sie so auf den Punkt bringt: „Die Eintracht ist für mich ein Stück Heimat.“
Doch es gibt auch die geschäftliche Komponente. Seit fünf Jahren gehört sie dem Vorstand von Aktiv Optik an, dem Unternehmen, das der Eintracht als Trikotsponsor seit vielen Jahren treu zur Seite steht. „Ich möchte Flagge zeigen und mein Netzwerk nutzen, um mehr Unterstützer für die Eintracht zu finden“, formuliert sie eines ihrer Ziele und ergänzt: „Ich bin in einem Alter, in dem viele Bekannte Kinder haben, die Fußball spielen und die ich für die Eintracht gewinnen möchte.“ Schließlich hat sich auch bei ihr die Erkenntnis durchgesetzt, „dass sich in der Klasse, in der wir uns sportlich bewegen, vieles auf das Finanzielle reduziert“. Sie gibt offen zu, „nicht direkt juhu geschrien zu haben, als Klaus Meffert auf mich zugekommen ist, auch viele meiner Freunde sehen mein Engagement bei der Eintracht mit Skepsis, doch Ehrenamt ist mir wichtig, ich möchte etwas bewegen“. Ruth Weißmann wird versuchen, in den Bereichen Marketing, Personal- und Sozialkompetenz bei der Eintracht anzusetzen. Sie möchte beispielsweise eine klare Entscheidungsstruktur innerhalb des Vereins schaffen: „Ich bin ein Prozessjunkie.“
Doch auch auf eine weibliche Seite kann sich die Eintracht-Gemeinde in Zukunft einstellen. „Natürlich macht das auch einen Reiz aus. Ich bin eine Verfechterin davon, dass Frauen in Führungspositionen und an die Macht müssen“, erklärt die 37-Jährige. Ein Beweggrund für ihr Einsteigen war nicht zuletzt der aktuelle Weg der Eintracht. „Mit jungen Spielern und Fußballern aus der Region etwas auf die Beine zu stellen, ist richtig. So lässt sich gemeinsam etwas Positives für die Zukunft bewegen. Dahinter stehe ich, wohl wissend, dass es ein schwieriger und steiniger Weg wird und wir unser Image aufpolieren müssen“, erklärt die neue Meffert-Stellvertreterin, die ihr Credo so zusammenfasst: „Sei hart in der Sache, aber weich als Person.“
Von unserem Redakteur Olaf Paare