Seine erste Ehefrau: Bopparderin erinnert sich an Marie-Louise

Elisabeth Fußhöller aus Boppard erinnert sich noch gut an Marie-Louise von Skossyreff und ihr Talent im Nähen, Sticken und Häkeln. Foto: Maximilian Eckhardt 
Elisabeth Fußhöller aus Boppard erinnert sich noch gut an Marie-Louise von Skossyreff und ihr Talent im Nähen, Sticken und Häkeln. Foto: Maximilian Eckhardt 

Im Dezember 1945 kommt Marie-Louise von Skossyreff nach Boppard. Im Hotel Bellevue an der Rheinpromenade findet sie Arbeit. Ihr Leben ist zu jener Zeit geprägt von Armut und Entbehrung, jede Art von Beschäftigung ist der Französin recht. Hauptsache Lohn und Brot, auch wenn es zum Leben nicht wirklich reicht.

Lesezeit: 2 Minuten

Schnell findet sich etwas, das die zierliche Frau mit den feinen Händen auch ohne viele Worte kann – und zwar besser als alle anderen: Sticken, Nähen und Häkeln. „Frau von Skossyreff hat wahrscheinlich in ihrer Jugend eine bessere Schule besucht und die Handarbeit gelernt“, vermutet Elisabeth Fußhöller beim Besuch unserer Zeitung im Herbst 2013 in Boppard. Sie zeigt uns edle Stoffe, darunter Servietten und Taschentücher, mit feinen Spitzen, die einst Marie-Louise von Skossyreff gefertigt hat. Als junges Mädchen arbeitet Elisabeth Fußhöller selbst im Hotel, heiratet später den Sohn des Hauses Horst Fußhöller.

Sie war für viele Jahre an der Seite von Boris von Skossyreff: die Französin Marie-Louise.

Auf diesem Steckbrief ist das einzige bekannte Foto von Marie-Louise von Skossyreff zu sehen. Quelle: Rhein-Zeitung

Die Hochzeitsurkunde. Quelle: Rhein-Zeitung

In einem Brief an das Bopparder Rathaus hat Marie-Louise von Skossyreff im Juli 1955 die Lebensgeschichte ihres Mannes aufgeschrieben. Den Brief in hoher Auflösung finden Sie hier

Nach dem Zweiten Weltkrieg fand Marie-Louise von Skossyreff im Bopparder Bellevue-Hotel eine Arbeit als Näherin. Ihre damalige Chefin Elisabeth Fußhöller schwärmt noch heute von der Näh- und Stickkunst der Französin.

Maximilian Eckhardt

Dieses Deckchen erinnert Elisabeth Fußhöller an Marie-Louise von Skossyreff.

Maximilian Eckhardt

Auf einer alten Mitarbeiter-Liste des Hotels von 1948 steht auch der Name Marie-Louise von Skossyreff geschrieben.

Maximilian Eckhardt

Als Marie-Louise am 2. Juli 1965 stirbt, gibt Skossyreff in einer Todesanzeige Boppard-Mühltal 77a als Adresse an. In der Traueranzeige drückt er seinen tiefen Kummer über den Tod seiner „sehr lieben, seiner zärtlichen Zuneigung entrissenen Ehefrau, der Baronesse Marie-Louise von Skossyreff, geborene Parat de Gassier“, aus.

Gern erinnert sich die Bopparderin an die Begegnungen mit Marie-Louise von Skossyreff. „Sie war eine sympathische, nette Frau. Sehr fein in ihrer Erscheinung. Sie war zurückhaltend, aber freundlich.“ Zu großen Gesprächen sei es jedoch nie gekommen. „Sie sprach so gut wie kein Deutsch – und ich kein Französisch.“ Den Umständen entsprechend geht es Marie-Louise von Skossyreff nach dem Krieg nicht gut. Sie wohnt sehr bescheiden in einer kleinen Wohnung an der heutigen Judengasse, hat nicht viel Geld. Dort lebt sie gemeinsam mit ihrem Mann Boris, den sie im März 1931 in Frankreich geheiratet hat. „Ihren Mann hat sie mir gegenüber nie erwähnt“, erinnert sich Elisabeth Fußhöller. eck