Sicherung der Krankenhausversorgung im ländlichen Raum
In einer Videokonferenz mit Geschäftsführung und Mitgliedern des KHDS-Verwaltungsrates diskutierten die Politiker die Sicherung der Krankenhausversorgung im ländlichen Raum. „Unsere Krankenhäuser sind ein wichtiger Anker der medizinischen Versorgung“, sagte Dr. Nick bereits zu Beginn der Diskussion. „Sie haben bei der Bewältigung der Pandemie den Menschen in unserem Land einen großen Dienst erwiesen und sind zusammen mit einer leistungsfähigen ambulanten Versorgung das Rückgrat unseres Gesundheitswesen“, so der Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Montabaur weiter.
Zentrale Themen des Gesprächs waren eine bedarfsgerechte und flächendeckende Grund- und Regelversorgung in der Krankenhausplanung und mit Hinblick auf die Kliniken im ländlichen Raum, deren stärkere Berücksichtigung in der Krankenhausfinanzierung. Zum Hintergrund: In Deutschland stammen die finanziellen Mittel aus zwei Quellen. Für Bau, Unterhalt und Investitionen sind die Bundesländer zuständig. Die laufenden Kosten für Personal oder Material tragen die Krankenkassen, welches auf Bundesrecht basiert. Dass eine am Patientenbedarf orientierte Umstrukturierung des Gesundheitswesens ein Gebot der Stunde ist, belegte der KHDS-Geschäftsführer Guido Wernert praxisnah und prägnant anhand Zahlen: „Als Folge der Pandemie arbeiten die Kliniken bundesweit aufgrund des Corona-bedingten veränderten Nachfrageverhaltens derzeit für rund zehn bis 15 Prozent weniger Patienten. Eine Tatsache, die zu strukturellen Veränderungen des Gesundheitswesens und somit im dualen System der Krankenhausfinanzierung führen muss.“ Die Länder täten sich schwer eigenständig Kliniken zu schließen, statt gemeinsam mit den Ländern eine Strukturreform zu entwerfen, versuche der Bund das mit immer hürdenhafteren Abrechnungsmöglichkeiten nach dem Zufallsprinzip zu erreichen, ihm komme dabei der eigens beauftragte Medizinische Dienst gut zu Hilfe.
Jörg Geenen, der stellvertretende KHDS-Geschäftsführer berichtete, dass vor allem Bürokratie und Reglementierungsdichte des durch Bundesgesetze implementierten Gemeinsamen Bundesausschuss von Krankenkassen und Ärzten (GBA) ein großes Hindernis im operativen Klinikalltag darstelle. Dem GBA kommt im Gesundheitswesen eine zentrale Rolle zu. In dem Gremium sitzen Vertreter von Krankenkassen, Ärzten, Zahnärzten und Krankenhäusern. Sie entscheiden, welche Leistungen von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden. Dabei gibt es oft harte Auseinandersetzungen. Auch Dr. Andreas Nick (MdB) sieht bei der Gestaltung des Gesundheitswesens für die Zukunft die Notwendigkeit Bürokratie zu reduzieren, vor allem damit Ärzten mehr Zeit für die Patienten haben, aber auch nicht zuletzt, damit Gesundheits- und Pflegeberufe attraktiver werden, denn so Dr. Nick, wer die Versorgung von morgen sichern wolle, müsse heute genügend ausbilden. Aus der Praxis berichtete der KHDS-Geschäftsführer Wernert, dass der Bedarf an gut qualifizierten Pflegefachkräften weiter steige und viele jüngere Menschen einen neuen Blick auf das Krankenhaus als Arbeitsplatz bekämen. Das KHDS ermögliche in Kooperation mit der Krankenpflegeschule des St. Vincenz Krankenhauses, Limburg jährlich zehn jungen Erwachsenen mit einem breiten Ausbildungsplatzangebot nicht nur eine zukunftsorientierte Ausbildung sondern auch beste Perspektiven für den weiteren beruflichen Lebensweg.
Auch und vor allem im Interesse der Patientensicherheit sprach sich Dr. Nick bei komplexen Behandlungen für eine stärkere Bündelung entsprechender klinischer Angebote aus. Zukunftsweisend ist in diesem Zusammenhang die Schlaganfalleinheit des KHDS am Standort Selters, die aktuell um 50 Prozent deutlich erweitert wird. Durch die geplante Erweiterung der Neurologischen Früh-Reha am Standort Selters wird die neurologische Akutbehandlung im therapeutischen Spektrum sinnvoll ergänzt und somit die Schlaganfallversorgung im Westerwald weiterhin langfristig durch das KHDS gesichert. Weil die Klinik auf eine zeitnahe Durchführung angewiesen ist, muss die Erweiterung mit Eigenmitteln durchgeführt, obwohl die mit dem Ausbau verbundenen Investitionskosten nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz Sache des Landes sind.
Einen weiteren wichtigen Faktor für ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem sieht Dr. Andreas Nick in der vernetzten Zusammenarbeit der einzelnen Akteure im Gesundheitswesen. Der KHDS-Geschäftsführer Wernert weiß: „Die Notwendigkeit Lösungen für eine tragfähige Gesundheitsversorgung von morgen zu entwickeln ist nicht wegzudiskutieren, vielmehr drängt die Zeit: Mehr denn je geht es darum, herkömmliche Schranken zu überwinden und eine nachhaltig koordinierte und interdisziplinäre medizinische Versorgung zu gestalten. Hierzu gehört neben der langfristigen Sicherung von Haus- und Facharztpraxen eine qualitativ hochwertige stationäre Versorgung – insbesondere für die Menschen in ländlichen Regionen, die durch den Hausärztemangel in besonderer Weise betroffen sind.“
Rolf-Peter Leonhardt, der Vorsitzende des KHDS-Verwaltungsrates forderte mit Blick auf den Fachkräftemangel allgemein eine stärkere Öffnung von Krankenhäusern für die ambulante Versorgung, so wie es im KHDS bereits jahrelang erfolgreich praktizieren werde. Mit derzeit zehn Praxen an vier Standorten sei die Klinik ein fester Bestandteil in der ärztlichen ambulanten Versorgung und trage auch zur Sicherung der Haus- wie auch Fachartarztstruktur in der Region Selters, Dierdorf, Puderbach/Urbach sowie Hachenburg erfolgreich bei. Weiter sei man mit den politischen Vertretern der Verbandsgemeinden Selters, Dierdorf, Rengsdorf, Puderbach wie Ransbach-Baumbach in kooperativer Abstimmung, um Handlungsoptionen des Evangelischen Krankenhaus Dierdorf-Selters gGmbH in Bezug auf Sicherung von Arztsitzen und die Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung in der Region zu nutzen.
Die Diskussionsteilnehmer resümierten, dass das KHDS als Krankenhaus mit zwei Standorten durch eine klare Aufgabenstruktur und den Ausbau der sektorenübergreifenden medizinischen Versorgung als fester und verlässlicher Bestandteil der medizinischen Landschaft in der Region von großer Bedeutung sei. Daher ist es für die Klinikverantwortlichen eine Selbstverständlichkeit, sich mit ihrem Wissen aktiv in die Gestaltung eines leistungsfähigen Gesundheitssystems auch bundesweit einzubringen. Letztendlich ist man aber auf schnelle mutige Struktur-Entscheidungen des Bundes bezüglich der Krankenhauslandschaft dringend angewiesen.
Pressemitteilung Evangelisches Krankenhaus Dierdorf/Selters.