Warum ist der eine Schüler ein Streber, warum ist der andere ein Faulpelz? Schon als Kind interessierte sich Stefanie Stahl dafür, warum ein Mensch so tickt, wie er tickt. In Hamburg aufgewachsen, las sie als Jugendliche daher regelmäßig die Magazine von „Psychologie heute“, die ihre Mutter gekauft hatte. Die Mutter war Heilpraktikerin und hat in dieser Eigenschaft auch Psychotherapie gemacht. Das Studium hat Stefanie Stahl dann nach Trier geführt, wo sie heute als Psychotherapeutin arbeitet und Bestsellerautorin ist.
Neben der psychotherapeutischen Tätigkeit hat sie auch mehr als 20 Jahre als psychologische Gutachterin für Familiengerichte gearbeitet. Diese Tätigkeit gab sie jedoch 2014 auf, um sich intensiver dem Schreiben widmen zu können. Die Zeit beschreibt sie dennoch als wertvoll: „Meine Erfahrung aus der Gutachtertätigkeit kann ich mit einem Satz auf den Punkt bringen: Man höre auch die andere Seite! Es ist unglaublich, wie unterschiedlich die subjektive Wahrnehmung ist, wenn beispielsweise zwei Partner an derselben gescheiterten Ehe beteiligt waren.“ Sie habe nicht selten die Erfahrung gemacht, sagt sie, dass ein Partner zum Erstgespräch erschien und eine komplett schlüssige Geschichte erzählte. „Und dann kam der andere Partner, und dessen Geschichte war genauso glaubhaft, nur vollkommen anders. Manchmal wäre man nicht darauf gekommen, dass sie von ein und derselben Ehe reden.“ Deshalb solle man sich nie auf eine einseitige Schilderung verlassen.
Ihre Bücher wurden bereits in mehr als 30 Sprachen übersetzt, seit Beginn des Jahres sind sie auch in den USA und Großbritannien auf dem Markt. Ihr erfolgreichstes Werk „Das Kind in dir muss Heimat finden“ wurde allein in Deutschland fast zwei Millionen Mal verkauft. Das Buch steht seit 295 Wochen auf der „Spiegel“-Bestsellerliste.
Der Stadt Trier ist die Autorin dabei treu geblieben, auch wenn sie immer von Berlin geträumt habe. „Ich fand Trier immer cool, liebe Mosel, Eifel und Hunsrück und habe den Absprung nie hingekriegt“, sagt sie. Gern geht die 57-Jährige auf dem Petrisberg, im Weißhauswald und am Mattheiser Weiher spazieren. Ihr nächstes Buch plant sie auch schon. „Es dreht sich um die Struktur der Psyche und könnte im Herbst 2022 erscheinen, wenn ich mit dem Schreiben gut vorankomme.“