Es mutet geradezu abstrus an: Monatelang diskutieren Eltern, Lehrer und Politiker in Rheinland-Pfalz darüber, dass kleine Grundschulen geschlossen werden müssen – unter anderem, weil es zu wenige Schüler gibt. Und jetzt kommen ein paar Forscher der Bertelsmann-Stiftung um die Ecke und behaupten das Gegenteil: Die Schülerzahlen sinken gar nicht mehr. Und wenn das so weitergeht, dann brauchen wir in Deutschland nicht weniger, sondern mehr Grundschulen.
Angela Kauer-Schöneich zur Debatte über die kleinen Grundschulen
Bis zum Jahr 2025 rund 2400 mehr um genau zu sein. Bundesweit. Wenn man das auf Rheinland-Pfalz herunterrechnet – was Bertelsmann so nicht tut –, könnten das schon so um die 100 Grundschulen sein.
Doch hat sich die Grundschuldebatte der vergangenen Monate in Rheinland-Pfalz damit erledigt? Nein. Es lohnt sich, genau hinzusehen: Ja, es stimmt, dass die Schülerzahlen an den Grundschulen gestiegen sind – auch in Rheinland-Pfalz seit 2013 moderat und von 2016 bis 2017 mit einem deutlichen Sprung. Aber sie tun das eben regional sehr unterschiedlich. Und während in Regionen im Umkreis größerer Städte wie etwa im Kreis Trier-Saarburg, im Kreis Mainz-Bingen oder im Kreis Mayen-Koblenz mehr Kinder eingeschult werden, ist das in Kreisen wie Cochem-Zell oder auch Altenkirchen in dem Maße schlicht nicht der Fall.
Wenn die Bertelsmann-Studie etwas zeigt, dann dass das Land und die Gemeinden noch genauer überlegen müssen, wo welche Kapazitäten gebraucht werden. Am Ende kann das trotzdem heißen, dass einige kleine Schulen sterben müssen, während in boomenden Regionen Schulen ausgebaut werden. Schließlich hilft es den Kindern in Bingen oder im Kreis Neuwied nichts, wenn es 80 oder 100 Kilometer weiter weg eine Schule gibt, die sie noch aufnehmen könnte.