Rheinland-Pfalz. Wieder mehr Diktate sollen Grundschüler nach Ansicht der AfD in Rheinland-Pfalz schreiben. Vom entsprechenden Antrag der Fraktion für den Landtag halten Lehrerverbände im Land aber wenig. Stimmungsmache wittert der Grundschulreferent des Landesverbands Bildung und Erziehung (VBE), Lars Lamowski.
„Die Diktatschreiberei wird überhaupt nicht die Rechtschreibung der Schüler besser machen“, sagt er gegenüber unserer Zeitung. Das sei Auswendiglernen, ohne dass Schüler Regeln verstehen. „Da hat man mittlerweile zurecht eine ganz andere Richtung eingeschlagen“, sagt Lamowski weiter.
Vielmehr müssten Schüler sich Rechtschreibregeln selbst ableiten können. Drei Leistungsnachweise müssen Kinder in Klasse drei und vier ablegen. Lamowski zufolge geht es dabei um einzelne Phänomene wie die Groß- und Kleinschreibung, die aber nicht zwingend im Diktat abgefragt werden.
Der Fachverband Deutsch im Deutschen Germanistenverband wünscht sich ein Diktat pro Schuljahr bis zur neunten statt nur bis zur achten Klassenstufe, berichtet der rheinland-pfälzische Landesverbandsvorsitzende Markus Müller. Dass die Rechtschreibung der Schüler sich verschlechtert hat, bestätigt er, und macht auch Gründe aus: „Die Lehrpläne sind in vielen Ländern mehr ins Inhaltliche übergegangen“ – also Literaturanalyse statt Diktat. Arbeitgeber und Ausbilder dagegen verlangen später gute Rechtschreibung. Doch auch Müller sieht in der AfD-Forderung Stimmungsmache. Rheinland-Pfalz habe schließlich als einziges oder eines von wenigen Bundesländern noch das Diktat in der weiterführenden Schule vorgeschrieben.
Mit Skepsis sehen die Verbandsvertreter auch andere AfD-Forderungen wie die nach einem Grundwortschatz von 1200 Wörtern, die Kinder Ende der vierten Klasse beherrschen sollen. Müller vom Fachverband fragt sich, wie man das messen soll. Unglücklich sei es auch, den Fremdsprachenunterricht in der Grundschule abschaffen zu wollen und dabei Fächer gegeneinander auszuspielen. Lamowski vom VBE weist darauf hin, dass Englisch in der Grundschule lediglich nebenbei vermittelt wird. So lernen Schüler etwa im Kunstunterricht die englischen Namen der Farben. „Wir haben ganz andere Probleme anzupacken“, sagt Lamowksi: Schulen brauchen mehr ausgebildete Lehrer, weniger Unterricht muss ausfallen, mehr Förderunterricht zustande kommen. Marion Ziegler