Es besteht kein Zweifel: Die Kommunalpolitiker, die da nach Lahnstein gekommen sind, meinen es Ernst: Sie wollen die Machbarkeitsstudie, sie wollen die Entlastungsstrecke. Alle loben die große Einigkeit in dem Bestreben, das Mittelrheintal leiser und sicherer zu machen. Tatsächlich war der Unfall von Lahnstein noch einmal ein Hallo-Wach-Erlebnis: Selten durften sich Willi Pusch und seine Mitstreiter aus der Bürgerinitiative über so viel Rückenwind freuen, wie seit jenem Unfallabend vom 30.
August. Das Problem: Der Bau eines Rheintal-Tunnelsystems verschlingt nicht nur Milliarden – es dauert auch seine Zeit. Die größten Optimisten sprechen von mindestens 15, die Pessimisten gar von mehr als 30 Jahren, bis eine solche Strecke fertig ist. Und genau hier liegt das Problem: Die Menschen wollten konkrete Antworten auf ihre Ängste jetzt.
Wer trägt Schuld? Was ist mit dem Grundwasser? Warum geht alles weiter wie zuvor? Warum wird wieder eine Weiche eingebaut, die mit maximal 40 Stundenkilometern befahrbar ist? Was, wenn der Lokführer zu schnell unterwegs war? Und was, wenn beim nächsten Mal der Führer eines Gefahrstofffzuges den gleichen Fehler macht? Diesen und anderen Fragen wich Frank Osteroth aus, der Bahnsprecher sparte sich gar jeglichen Laut.
Die Politiker, die nächsten Wahlen vor der Tür, spulten ihr Routine-Unfallprogramm ab. Durchaus authentisch, durchaus mit markigen Worten Richtung Berlin. Für die Bürger aber, die sich das Schauspiel anschauten, recht belanglos. Hundertmal gehört, hundertmal ist nichts passiert. Da kann Landrat Frank Puchter noch so oft vom „Schulterschuss am Mittelrhein“ sprechen. Mit Sonntagsreden ist den Menschen nicht geholfen.