Seit mehr als 150 Jahren ist das Gerichtswesen in Lahnstein beheimatet. Nach der Annektierung des Herzogtums Nassau durch Preußen erfolgte im Juli 1867 eine neue Justizverfassung. Diese trennte Rechtspflege und Verwaltung. Nur die bürgerliche Rechtspflege und die freiwillige Gerichtsbarkeit verblieben den Gemeindebürgermeistern. Oberlahnstein erhielt eines von zwölf Amtsgerichten, die dem Kreisgericht Limburg unterstellt waren. Oberstes Gericht im Regierungsbezirk Wiesbaden war das Appellationsgericht in Wiesbaden.
Zum Amtsgerichtsbezirk gehörten neben Ober- und Niederlahnstein lediglich Miehlen, Nievern, Fachbach und Frücht. Die Stadt Oberlahnstein beschloss zwar, Geld für den Bau eines Kreisgerichts zusammenzustellen, doch ein Neubau unterblieb. Das Amtsgericht kam in die Kellerei (Hochstraße neben Pfarrkirche). Allein wegen der schlechten Wohnungsverhältnisse erfolgte ein Zerwürfnis zwischen Amtsgerichtsrat Philipp D'Avis
und Bürgermeister Reusch. D'Avis betrieb bei seiner vorgesetzten Behörde die Verlegung des Gerichts nach Niederlahnstein, diese erfolgte am 1. Juli 1876. Eine völlige Umgestaltung erfuhr das Rechtswesen durch die Reichsjustizreform 1877. Niederlahnstein war nun eines von 17 Amtsgerichten. Nachdem das Amtsgerichtsgebäude mit den Jahren zu klein wurde, erfolgte 1912 am heutigen Standort in der Bahnhofstraße ein Neubau, der 1930 erweitert wurde. 2012 wurde auch das ehemalige Haus des Amtsrichters für die Verwaltung umgebaut.