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Simmern

Simmern kämpft um die ärztliche Versorgung: Mediziner sollen von einem Förderprogramm mit bis zu 30.000 Euro profitieren

Von Markus Lorenz
Die Simmerner Hausärzte Dr. Victor Cordes (von links) und Dr. Hans-Josef Sehn haben den Stadtrat auf den drohenden Ärztemangel aufmerksam gemacht. Rat und Bürgermeister Andreas Nikolay haben deshalb eine neue Förderrichtlinie für Mediziner auf den Weg gebracht.  Foto: Werner Dupuis
Die Simmerner Hausärzte Dr. Victor Cordes (von links) und Dr. Hans-Josef Sehn haben den Stadtrat auf den drohenden Ärztemangel aufmerksam gemacht. Rat und Bürgermeister Andreas Nikolay haben deshalb eine neue Förderrichtlinie für Mediziner auf den Weg gebracht. Foto: Werner Dupuis

Die Stadt Simmern hat eine „Richtlinie zur Stärkung der ärztlichen Versorgung im Mittelzentrum Simmern“ verabschiedet. Damit stemmt sich die Kreisstadt gegen eine drohende Untervorsorgung im medizinischen Bereich.

Lesezeit: 4 Minuten
Denn die derzeitige Altersstruktur in der Ärzteschaft bereitet Bürgermeister Andreas Nikolay und dem Stadtrat einiges Kopfzerbrechen: Von sechs niedergelassenen Hausärzten haben fünf bereits das 60. Lebensjahr überschritten – und mögliche Nachfolger geben sich nicht gerade die Klinke in die Hand. Simmern kämpft, wie bundesweit andere ländliche Region auch, um den ...
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Markus Lorenz kommentiert: Hauen und Stechen um Mediziner droht

Prinzipiell ist es eine tolle Sache, dass der Simmerner Stadtrat die Zeichen der Zeit erkannt und auf den drohenden Ärztemangel mit einer Förderrichtlinie samt großzügiger finanzieller Anreize reagiert hat.

Rat und Bürgermeister zeigen damit, welchen Stellenwert die ärztliche Versorgung der Bevölkerung für sie einnimmt. Denn bei der derzeitigen Altersstruktur der Simmerner Ärzteschaft liegen die bevorstehenden Probleme schon heute auf der Hand.

Zweifel daran, dass dieses Vorgehen der Weisheit letzter Schluss ist, dürfen aber erlaubt sein. Denn Ärztemangel droht allen ländlichen Regionen im Bund – ob im Allgäu, Mecklenburg-Vorpommern, in Niedersachsen oder dem Saarland. Überall dort hat man mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Sollen sie alle künftig in einen finanziellen Wettstreit um die ärztliche Versorgung treten und sich gegeneinander ausspielen? Dann hat selbst Simmern schlechte Karten – so winkt beispielsweise ganz aktuell eine vergleichbar große Stadt am Niederrhein bereits mit 50.000 Euro Fördergeldern. Und was passiert mit den Landstrichen mit hoher Arbeitslosigkeit und niedrigen Steuereinnahmen, die nicht potent genug sind, um Mediziner mit Geld zu locken? Bleiben die in Zukunft eine ärztefreie Zone? Da kann es auch nicht gewünscht sein, dass jedes Land mit unterschiedlichen Modellen vor sich hinwurschtelt – sollen die Hessen beispielsweise Schleswig-Holstein überbieten? Oder ringt Brandenburg künftig mit Baden-Württemberg um junge Ärzte? Ein unwürdiges, weil ungleiches Spiel.

Mal ganz abgesehen davon, dass es den jungen Medizinern in erster Linie wohl nicht nur ums Geld geht – hier ist die Bundesregierung gefordert. In Berlin muss man sich etwas einfallen lassen, um dem Ärztenachwuchs ein Leben auf dem Land schmackhaft zu machen – sei es mit speziellen Stipendien, Angestelltenverhältnissen oder monetären Anreizen bei Praxisübernahmen. Das muss bundesweit einheitlich geregelt werden, sonst droht ein Hauen und Stechen der Regionen. Und dort, wo der Kämmerer nicht auf einem dicken Geldbeutel sitzt, gehen in Zukunft die Lichter aus, bleiben die Bürger ohne medizinischen Beistand.

Vielleicht macht sich unser neuer Gesundheitsminister ja mit frischem Tatendrang mal ans Werk – die Problematik dürfte mittlerweile wohl auch in der Hauptstadt angekommen sein. Oder legt man in Berlin keinen Wert auf das Wohl der Landbevölkerung?

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