Dass es eine Einrichtung wie die Telefonseelsorge gibt, dürfte jeder von uns schon mal mitbekommen haben. Immerhin wird hier und da auch öffentlich für die kostenfreie Telefonnummer geworben – im Bus, in Straßenbahnen, in Zeitungen, oder auch im Fernsehen. Auch, dass sie deutschlandweit rund um die Uhr erreichbar ist, ist hinlänglich bekannt. Doch wer diese Telefone eigentlich besetzt, wer den Hörer abnimmt, wenn verzweifelte oder einsame Menschen auch mal mitten in der Nacht Gesprächsbedarf haben, das war mir überhaupt nicht klar.
Eigentlich kein Wunder, wenn man hört, dass die Ehrenamtlichen bei der Telefonseelsorge ihr Engagement völlig im Geheimen ausüben. Da wissen nicht einmal die besten Freunde, dass sie sich zum Teil mehrere Stunden am Stück in das Büro in Bad Kreuznach setzen, um wildfremden Menschen zuzuhören. Auch einige Personen aus dem Rhein-Hunsrück-Kreis fahren zu ihren Schichten an die Nahe und stehen den Hilfesuchenden anonym zur Verfügung.
Während Feuerwehrmänner, Flüchtlingshelfer, Hospizmitarbeiter oder Helfer bei der Tafel immer mal wieder für ihr ehrenamtliches Engagement geehrt oder ausgezeichnet werden und ihnen der Dank der Bürger sicher ist, tun die Mitarbeiter der Telefonseelsorge einen „Dienst im Verborgenen“, wie es die katholische Leiterin in Bad Kreuznach, Joanna Wyrchowy, ausdrückte. Dadurch fehlt ihnen nicht nur die öffentliche Anerkennung. Durch die Anonymität und das Geheimhalten fehlt manchem – abgesehen von der regelmäßigen Supervision – auch der Austausch über Gehörtes im persönlichen Umfeld. Und das ist sicher keine leichte Aufgabe. Hinzu kommt, dass die Katholische und die Evangelische Kirche, die deutschlandweit Träger der Telefonseelsorge sind, dadurch kaum Förderung erhalten. Wenn den Ehrenamtlichen schon nicht öffentlich zu danken ist, sollte doch zumindest das möglich sein. Denn die Einrichtungen leisten eine unglaubliche Arbeit, und das rund um die Uhr.