Stromberg

Drei Herzchen, drei Geschenke: Stromberger Drillings-Frühchen geht's gut

Erste Weihnacht zu fünft: Sonja Bley aus Stromberg freut sich schon, mit Ehemann Sven, den Drillingen und den Großeltern den Heiligabend zu feiern. Für ihr Trio hat Mutter Sonja auch Geschenke parat. Foto: Cordula Kabasch
Erste Weihnacht zu fünft: Sonja Bley aus Stromberg freut sich schon, mit Ehemann Sven, den Drillingen und den Großeltern den Heiligabend zu feiern. Für ihr Trio hat Mutter Sonja auch Geschenke parat. Foto: Cordula Kabasch

Es wird an Heiligabend kleine Präsente geben für Hannah, Ida und Süske. Dass sie jetzt neun Monate alt sind und prächtig gedeihen, ist das größte Geschenk und war nicht zu erwarten.

Lesezeit: 3 Minuten
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Von unserer Redakteurin Cordula Kabasch

Bei den Bleys in Stromberg im Kreis Bad Kreuznach geht es lebhaft zu. Die eineiigen Drillingsmädchen von Mutter Sonja (34) und Vater Sven (44) strahlen und strampeln, möchten Brei, eine neue Windel oder mit den Eltern kuscheln. Und so wird der Heiligabend bei den Bleys kein ruhiger, besinnlicher – oder erst dann, wenn Hannah, Ida und Süske (9 Monate) in ihren Bettchen liegen. Drei kleine Geschenke warten an ihrem ersten Heiligabend auf die Drillinge, die Schlagzeilen machten, weil sie im März vier Monate zu früh auf die Welt kamen und allesamt am Herzen operiert werden mussten.

„Ich konnte es nicht lassen, obwohl es ja eigentlich Quatsch ist“, lacht Sonja Bley. Ihre Mädels liegen auf dem Sofa. Sie selbst sitzt am Esstisch und trinkt einen Kaffee. Ein paar Minuten Ruhe, den ihr die beiden Mitarbeiterinnen des Kinderpflegedienstes Stiftmobil vom Stiftungsklinikum Mittelrhein ermöglichen. Sechs Stunden pro Tag greifen Nina Oesterle und Praktikantin Young-Suk Jung-Ivancic den Eltern unter die Arme, füttern, wickeln, spielen mit den Kindern. In der Zeit kann Sonja Bley ihren Haushalt erledigen oder eben eine kurze Auszeit nehmen.

Pflegehilfe ist bald vorbei

Doch schon bald ist der Pflegedienst Geschichte. Die Helferinnen kommen nur noch bis Ende Januar, denn dann sind die Babys gesundheitlich nicht mehr eingeschränkt – ein weiteres kleines Wunder neben dem großen, überhaupt Eltern von Drillingen zu werden.Was dann wird? Mal sehen. „Das weiß ich auch noch nicht“, sagt Mutter Sonja und lacht dabei.

Ein Blick zurück. Die ersten Lebensmonate des zu früh geborenen Trios gleichen einer Achterbahnfahrt. Die Mädchen müssen intensiv medizinisch betreut werden. Alle werden am Herzen operiert – ein kritischer Moment. Vor allem Süske macht den Eltern Sorgen. Es gibt Probleme mit der Lunge, mit dem Darm und dem Zwerchfell. Später benötigt Süske eine OP an den Augen, sie werden gelasert. Ende Juli können Hannah und Ida entlassen werden.

Am Abend des 8. April 2014 operierte das Team der Heidelberger Herzchirurgie die Drillinge in Bad Kreuznach. Foto: Diakonie-Krankenhaus Bad Kreuznach
Am Abend des 8. April 2014 operierte das Team der Heidelberger Herzchirurgie die Drillinge in Bad Kreuznach.
Foto: Diakonie-Krankenhaus Bad Kreuznach

Ihre Schwester Süske muss noch auf der Intensivstation bleiben. „Ich habe von Süske kaum etwas mitbekommen“, sagt Sonja Bley traurig, wenn sie an jene ersten Monate denkt. „Aber anders war es ja nicht möglich.“ Ihr Mann blieb über drei Wochen viele Stunden am Krankenhausbettchen seiner Tochter, während seine Frau sich daheim um die beiden Schwestern kümmerte.

Vom Sofa her erklingt das Lachen und Weinen der Babys. Eine Mitarbeiterin des Pflegedienstes schaukelt Hannah auf ihrem Schoß, die andere füttert Süske mit Brei. Das zarte Mädchen schluckt eifrig. Zwischen den Frauen liegt Ida und zupft an der Sofadecke herum.

Sonja und Sven Bley mit ihren Drillingen Ida, Hannah und Süske, sowie den Ärzten (von links) Dr. Edmondo Hammond, Dr. Christoph von Buch (beide Diakonie-Krankenhaus Bad Kreuznach) und Professor Dr. Tsvetomir Loukanov, Universitätsklinikum Heidelberg. Foto: Universitätsklinikum Heidelberg
Sonja und Sven Bley mit ihren Drillingen Ida, Hannah und Süske, sowie den Ärzten (von links) Dr. Edmondo Hammond, Dr. Christoph von Buch (beide Diakonie-Krankenhaus Bad Kreuznach) und Professor Dr. Tsvetomir Loukanov, Universitätsklinikum Heidelberg.
Foto: Universitätsklinikum Heidelberg

Regelmäßig zum Arzt

Den Mädchen geht es gesundheitlich inzwischen gut. Süske braucht seit einiger Zeit weder Sauerstoff noch ihre Magensonde. Trotzdem sind weitere Untersuchungen notwendig. Die Drillinge haben alle ein Loch im Herzen, das beobachtet werden muss, aber für die weitere Entwicklung nicht dramatisch ist. Auch die Lungen werden regelmäßig kontrolliert.

Hannah und Süske benötigen noch Medikamente zur Unterstützung ihres Herz-Kreislauf-Systems. Zweimal pro Woche kommt eine Physiotherapeutin, und einmal im Monat müssen die Drillinge zum Kinderarzt zur Vorsorge. Bei Süske ist noch unklar, wieviel Sehkraft sie hat. Möglicherweise müssen auch ihre Schwestern einmal Brillen tragen. „Aber das ist ja nicht wirklich ein Problem“, sagt Sonja Bley gelassen.

All die Untersuchungen wären für die Mutter ein Kraftakt, wäre nicht ihr Ehemann mit dabei. „Allein würde ich es nicht schaffen“, sagt sie und ist dankbar für die große Unterstützung aus ihrem Umfeld. Wenn der Pflegedienst nicht mehr kommt, ist Sven Bley noch drei Monate in Erziehungszeit. Zum Frühjahr und Sommer hin, wenn die Mädchen ein Jahr alt werden, ist sie dann auf sich gestellt und auf die Hilfe ihrer Angehörigen und Nachbarn angewiesen, die ihr schon jetzt unter die Arme greifen.

Bang ist der fröhlichen 34-Jährigen deshalb längst nicht. Sie fühlt sich im Kreis ihrer Familie am wohlsten, auch wenn sie kaum Zeit für sich selbst hat. „Mein Mann hat mir zum Geburtstag einen Tag im Wellnesshotel gemeinsam mit meiner Mutter geschenkt“, erzählt sie. Mit den Gedanken war sie jedoch nicht bei Massagen und Bädern, sondern bei ihren Töchtern und ihrem Mann. „Ich habe alle vermisst. So richtig entspannend ist das nicht für mich“, erzählt sie.

Und so genießen Sonja und Sven Bley auch den Heiligabend zu Hause, gemeinsam mit Sonjas Eltern. Für die Kinder ist eine kleine Bescherung geplant: Hannah bekommt einen Schaumstoff-Spielwürfel, Ida eine Pyramide, auf die man Ringe stecken kann, und Süske Stapelbecher. Einen Wunsch hat Mutter Sonja auch zu Weihnachten, genau genommen sogar zwei. „Gesundheit für unsere Familie“, sagt sie. Und sie möchte gern ihrem Mann danken. „Er war einfach immer da. Das ist nicht selbstverständlich.“